«Wir müssen in der Landwirtschaft auf die Natur achten»
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Biowinzer Remo Müller (59):«Wir müssen in der Landwirtschaft auf die Natur achten»

Auf 700 Metern über Meer
Sackstarker Bioweinbau am Rigi-Südhang

Zentralschweizer Weine boomen. Eine interessante Geschichte hat Remo Müller (59) aus Weggis LU zu erzählen, der seine Berufung zum Biowinzer am Sonnenhang der Rigi lebt. Er setzt auf Reben, die mit massiv weniger Pflanzenschutz auskommen als herkömmliche Sorten.
Publiziert: 23.07.2025 um 13:56 Uhr
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Im Tal wachsen Kirschen, an den Hängen auf 700 Metern über Meer Reben: Die Rigi ist seit ein paar Jahren auch Terroir für Reben.
Foto: Ursula Geiger

Darum gehts

  • Winzer Remo Müller betreibt Bioweinbau mit robusten Rebsorten am Rigi-Südhang
  • Auf 700 Metern über Meer produziert er jährlich zwischen 4000 und 5000 Flaschen
  • Seine Weine gehören mit zu den besten Bioweinen der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ursula GeigerRedaktorin Wein

Wer Remo Müller an einem Hitzetag durch seinen Rebenlehrpfad folgt, braucht Kondition. Insekten summen. Ab und zu setzt sich eine Bremse aufs nackte Schienbein. Alltag für den Winzer, der beim Gehen durch die Rebterrassen eine zu lange Ranke abknipst oder schnell den Elektrozaun gegen Dachse prüft.

Dachse sind keine Kostverächter. 300 Kilogramm reife Trauben in Bioqualität haben sie vor zwei Jahren am Rigi-Südhang verschlungen. Bevor hier Reben wuchsen, hielten Müller und seine Familie Pferde, noch früher weideten Schafe unterhalb des Waldsaums.

Bioweinbau mit neuen Sorten

Für den Autodidakten, der sich das Winzerhandwerk durch Beobachtung und Learning by Doing erarbeitete, war von Anfang an klar: Bioweinbau funktioniert für ihn nur mit den robusten Neuzüchtungen, die weniger anfällig auf die gefürchteten Pilzkrankheiten sind.

Aber das ist nicht alles. Zwischen den Rebzeilen wachsen Obstbäume, und die Böschungen zwischen den Rebterrassen werden nur einmal im Jahr gemäht. Biodiversität ist Müller so wichtig wie seine Trauben.

600 Höhenmeter als magische Grenze

Müllers Reben wachsen auf einer Höhe, die für den Deutschschweizer Weinbau lange Zeit tabu schien. 600 Meter über Meer war die magische Grenze des klimatisch und gesetzlich Machbaren.

Eine ungeschriebene Regel, die fast ein wenig seltsam anmutet, denn auch in alpinen Weinregionen wird es immer heisser, und die Produzenten pflanzen Weinberge in den kühleren Höhenlagen. Müllers höchstgelegen Parzelle steht auf 700 Metern.

Nach langem Hin und Her bekam der Visionär die Bewilligung für seinen Rebberg. Ein wegweisender Entscheid, denn es wird immer heisser in den traditionellen Weinregionen, und längst entscheiden sich Produzenten weltweit für Rebberge in kühleren Höhenlagen.

Weine sind schnell ausverkauft

Heute stehen auf einem Hektar die Weissweinsorten Solaris, Sauvignac und Souvignier gris. Für Rosé und Rotwein sorgt der rote Divico. Müller konzentriert sich voll auf die Arbeit in den Reben. Das ist als One-Man-Show zu schaffen. Keltern lässt er die jährliche Produktion von 4000 bis 5000 Flaschen im Lohnverfahren bei Winzerbetrieben in der Nähe.

Der Bioweinbauernhof am Südwesthang der Rigi ist eine Oase. Nach dem strammen Marsch durch die Reben lädt eine Schaukel am Nussbaum (Pflanzjahr 1867) zum Träumen und Entspannen ein. Remo Müller schaut zuversichtlich in die Zukunft. Ein Hektar Reben reichen ihm. Seine Weine sind begehrt und schnell ausverkauft.

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