Darum gehts
- Digitaler Check-in in Schweizer Hotels gewinnt an Bedeutung
- Automatisierung schafft Raum für individuellere Gästebetreuung
- Corona-Pandemie beschleunigte den Wandel zu Self-Check-in-Systemen
Wer heute ein Hotelzimmer bezieht, braucht oft weder Schlüssel noch Rezeption: In immer mehr Schweizer Betrieben können Gäste digital einchecken – per Smartphone, Weblink oder am Automaten. Besonders in Städten und bei Geschäftsreisenden gewinnen solche Self-Check-in-Systeme an Bedeutung.
Das bestätigt auf Anfrage auch der Verband HotellerieSuisse: In urbanen Gebieten mit hohem Businessanteil werde vermehrt auf webbasierte Lösungen gesetzt, etwa bei Ketten wie CitizenM oder Ruby Hotels.
Schnell aufs Zimmer, bitte!
Laut Norbert Hörburger (53), Professor am Institut für Tourismus und Freizeit der FH Graubünden, hat vor allem die Corona-Pandemie den Wandel beschleunigt: «Corona war ein echter Trigger für die Entwicklungen aber auch Kostendruck und der Fachkräftemangel treiben den Trend voran.» Besonders Stadthotels im Budget- und Mittelklassebereich setzen auf automatisierte Abläufe. Mittlerweile erreichen diese Systeme auch ländliche und alpine Regionen.
«In Flughäfen oder Schnellrestaurants funktioniert das längst. Warum soll da die Hotellerie hinterherhinken?», fragt Hörburger. Aus der Branche hört HotellerieSuisse unterschiedliche Rückmeldungen: Einige Betriebe berichten von positiven Erfahrungen, vor allem in Bezug auf Effizienz und Personaleinsparungen. Andere bevorzugen hybride Modelle, bei denen Gäste wählen können, ob sie digital oder persönlich einchecken möchten. In klassischen Feriendestinationen wird der persönliche Empfang weiterhin klar bevorzugt.
Mehr Effizienz, aber nicht weniger Mensch
Dabei profitieren nicht nur die Hotels: Auch viele Gäste begrüssen die neue Flexibilität bei der Anreise. «Viele wollen einfach möglichst schnell ins Zimmer, unkompliziert und ohne Wartezeit», sagt Hörburger. Für Betriebe kann das eine Entlastung sein. Die Automatisierung an der Rezeption bedeutet nicht zwingend einen Jobverlust aufseiten des Personals. «Self-Check-in schafft Raum für eine individuellere Gästebetreuung, das macht den Beruf sogar abwechslungsreicher.»
Trotz Digitalisierung bleibt die Rezeption laut HotellerieSuisse wichtig: Gäste erhalten dort Informationen zum Betrieb, zur Umgebung und zu Aktivitäten. Der persönliche Kontakt bleibe ein zentrales Qualitätsmerkmal. Das bestätigt auch Tourismus-Spezialist Hörburger: «Der direkte Kontakt verliert nicht an Bedeutung. Im Gegenteil: Durch den digitalen Check-in entsteht mehr Raum für individuellen Austausch.»
HotellerieSuisse fasst zusammen: Der Trend ist spürbar, aber differenziert zu betrachten. Digitale Lösungen setzen sich zunehmend durch, meist aber als Ergänzung, nicht als Ersatz.