Darum gehts
Sie brachte Glanz in die gute Stube: Heidi Abel (1929–1986) war der erste Star des Schweizer Fernsehens. Blick-Redaktor Jean-Claude Galli (54) war schon als Kind vom Charme und von der Eleganz der TV-Frau fasziniert – jetzt hat er ein Buch über sie geschrieben.
«Diese Frau machte mir enormen Eindruck», erinnert sich Galli im Vorwort seines Buchs «Heidi Abel. Auf der ewigen Suche nach sich selbst». «Am meisten begeisterten mich ihre Frisuren und Kleider. In ihrem Namen schwang etwas Edles und Vornehmes mit.» Später erfuhr er, dass die Moderatorin ihren Vornamen gar nicht mochte – er war ihr zu bieder. Zwei Jahre lang hat Galli an seinem Buch über Heidi Abel gearbeitet, das Anfang September als erste Biografie über sie erscheint.
So berühmt wie Elvis und Lady Diana
Die Herausforderung: Kommt das Buch 40 Jahre nach ihrem Tod nicht zu spät? Abel hatte keine Kinder, keine Geschwister, war geschieden und hinterliess keinen Nachlass – nur ein paar Briefe und Postkarten bei Freundinnen und Freunden. «Doch ich merkte schnell, es gibt genug Stimmen aus dieser Zeit», so Galli. Darunter bekannte Namen wie Pepe Lienhard (82), Bandleader in Abels Show «Musik & Gäste», Unterhaltungsproduzent Max Sieber (82) oder Parodistin Birgit Steinegger (76). Auch ehemalige SRF-Mitarbeitende – Kameraleute, Tonmeister – kommen zu Wort. «Insgesamt habe ich mit über 100 Leuten gesprochen.»
An den Todestag von Heidi Abel erinnert man sich hierzulande noch heute – ähnlich wie an jenen von Elvis (1935–1977) oder Lady Diana (1961–1997). Am 23. Dezember 1986 blieb der Bildschirm des Schweizer Fernsehens für eine Minute schwarz. 1,3 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sassen still vor dem stummen Gerät – ein einmaliges Ereignis in der Geschichte des SRF.
SRF und seine Mühe mit Stars
Wie beliebt Heidi Abel war, lässt sich in Zeiten von Handybildschirmen und Social Media kaum mehr nachvollziehen. «Sie war der erste Fernsehstar und wurde mit Fanpost überschüttet», sagt Galli. Dennoch tat sich das Schweizer Fernsehen schwer mit ihrer Popularität. «Weil sie eine Frau war, galten ihre Erfolge weniger. Zudem hatte das SRF generell Mühe mit Stars – besonders, wenn sie zu gross und zu beliebt wurden.» Abel war seit dem ersten Sendejahr 1953 dabei, ihre Beliebtheit wuchs mit dem jungen Medium. «Sie war mit ihrer Popularität überfordert, und das Fernsehen war es auch», fasst Galli zusammen.
Als Kind sah Galli ihren Glanz, am Ende seiner Recherchen zeichnete sich ein anderes Bild ab: Die Frau, die am Bildschirm strahlte, rang innerlich fortwährend mit starken Selbstzweifeln. «Sie litt darunter, dass sie nicht für ihrer Meinung nach relevantere und kritischere Formate eingesetzt wurde», so Galli. Und erst zwei Jahre vor ihrem Tod erhielt sie mit «Karambuli» 1984 ihr erstes wirklich eigenes Show-Format.
Inspiration für Mona Vetsch
Bei seinen Gesprächen für das Buch tauchte immer wieder auch die Frage auf: Wer setzt das Vermächtnis von Heidi Abel fort? Für eine «richtige» Nachfolgerin sei das Original zu einzigartig, waren sich alle einig. Ein Name fiel dennoch immer wieder: Mona Vetsch (50). Die Popularität der Thurgauer Moderatorin geht quer durch alle Schichten. Und auch sie besitzt das seltene Talent, mit viel Mitgefühl spannende Gespräche mit Menschen jeder Art zu führen.
Darum endet das Buch auch mit einem längeren Interview mit Vetsch, die sich bis dahin kaum mit Heidi Abel befasst hatte: «Leider!», wie sie im Buch sagt. «Es hätte mir wohl in einigen Situationen meiner eigenen Laufbahn geholfen. Mich bestärkt in dem, was ich intuitiv tat vor der Kamera. Vielleicht hätte ich mich selber besser verstanden.»