Darum gehts
- 558 Kilometer zu Fuss, 26 Tage auf Skiern, Temperaturen bis –35 Grad
- 16-jährige Davoserin, bekannt aus zwei Staffeln «Auf und davon», durchquert Grönland mit Vater in vier Wochen
- Amira Blum wuchs mit Abenteuern auf, lebte in der Wildnis und zähmte Kamele
Die weisse Weite Grönlands, keine Zivilisation, nur Wind, Schnee und Eis. Und mittendrin ein eingespieltes Duo: Amira Blum (16) und ihr Vater Markus Blum. Vom Point 660 an der Westküste bis ins Ostküstendorf Isortoq legten sie in knapp vier Wochen 558 Kilometer zurück – auf Skiern, mit Schlitten, Zelt und Verpflegung im Gepäck.
Bekannt wurden Amira und ihre Familie durch das SRF-Format «Auf und davon», das 2013 und 2018 zwei ihrer Reisen dokumentierte. Jetzt ist die 16-jährige Davoserin wohl auch noch die jüngste Europäerin, die eine Grönland-Durchquerung geschafft hat.
«Wir waren ein super Team und ich habe immer daran geglaubt, dass wir es schaffen. Aber als wir nach mehreren Wochen endloser Weite, Monotonie und Anstrengung in Eiseskälte am Ziel ankamen, war das schon ein besonderer Moment», wird Amira Blum in einer Medienmitteilung von Sponsor Fjällräven zitiert.
Expedition statt Familienausflug
Die beiden waren täglich acht bis zehn Stunden unterwegs, bei eisigem Wind und mit nur kurzen Pausen. «Eine solche Reise kann man aber nur als gleichgestelltes Team bewältigen. Amira war trotz ihres jungen Alters von Beginn weg eine vollwertige Expeditionsteilnehmerin – auf Augenhöhe und nicht ein Kind, das von seinem Vater geführt wird», erzählt Markus Blum stolz.
Sie habe sich «extrem gut geschlagen», habe Gletscherspalten und Schmelzbäche überwunden, mitgeholfen beim Campaufbau, «gekocht, geplant und navigiert».
Höhepunkte im Nichts
Nach 190 Kilometern erreichten Amira und Markus Blum die amerikanische Frühwarnstation DYE2, die seit den 1980er-Jahren verlassen ist. «Die geräumte Station versinkt langsam im Eis, ist aber noch bestens erhalten und sieht, abgesehen vom eindringenden Schnee, aus, als hätten die Menschen sie erst gestern verlassen», schildert Markus Blum die Szenerie.
Das wohl wichtigste Element für das Durchhalten: das Zelt. «Das Zelt wird an einem solchen Ort zu deinem Zuhause», sagt Markus Blum. Und Amira ergänzt: «Es war schön, am Abend mal vor dem Wind geschützt zu sein, sich auszuruhen und zu schlafen. Das Zelt war der Ort, um nach anstrengenden Tagen einfach mal zu chillen.»
Aufgewachsen mit Abenteuern
Die Idee zur Durchquerung kam nicht aus dem Nichts. «Ich hatte eine wohl etwas besondere Kindheit», sagt Amira. Als Kleinkind war sie mit ihren Eltern in der Wildnis Kanadas unterwegs, lebte in Hütten, zähmte Kamele in Australien, ritt durch Kirgistan.
«Für mich war das alles normal – als Familie die Welt entdecken, Abenteuer erleben, draussen sein, Verantwortung übernehmen, auf sich selbst gestellt sein, mit sehr wenig zurechtkommen.»
Dass sie mit 13 Jahren beschloss, Grönland zu durchqueren, war einfach ein weiteres Abenteuer, ein Projekt, dass sie angehen wollte. «Und nun haben wir es getan», strahlt sie.
«Ein warmes Essen macht sehr glücklich»
Die richtige Ausrüstung war entscheidend. «Wir zogen diese ultradicken Daunenjacken in jeder Pause über alles drüber, um schön warm zu bleiben.» Und: «Ein warmes Essen, oder nach Wochen nur auf Eis seine Füsse wieder auf Fels zu stellen» – das seien die wahren Glücksmomente.
Die Expedition war auch für den Vater ein wichtiger Meilenstein. «Gemeinsam so etwas Intensives zu erleben, verbindet enorm», sagt Markus Blum. Und weiter: «Es hilft mir als Vater aber auch, Amira loslassen zu können. Denn wer unter solch extremen Bedingungen klarkommt, wird auch im Leben klarkommen!»