TechAngels in der Schule
Drei Engel gegen Cybermobbing

Handy aus, Augen auf! Speziell ausgebildete Jugendliche reden in Schulklassen über Cybermobbing, Gaming und Social Media – ganz ohne Lehrer oder strenge Regeln. Die TechAngels geben Tipps und helfen, Lösungen zu finden. Denn: Gleichaltrige verstehen einander besser.
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Das TechAngels-Logo in der «Offline Lounge». Ein Ort, an dem Jugendliche über digitale Themen sprechen – ganz ohne Smartphone.
Foto: Raphaël Dupain

Darum gehts

  • Die TechAngels führen Peer-To-Peer-Workshops zu digitalen Themen in Klassen durch
  • Sie helfen den Schülerinnen und Schülern, sicher und bewusst mit Social Media, Gaming und Klassenchat-Konflikten umzugehen
  • In der Lounge bilden sich die TechAngels weiter und reflektieren auch ihren eigenen Medienkonsum
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lea MartiRedaktorin

Yaelle (16), Mathilde (16) und Anna Luna (17) gelingt innert Minuten, wofür die Lehrpersonen an der Zürcher Kantonsschule Freudenberg in der Regel einiges länger brauchen: Die Klasse, vor der sie stehen, hört auf zu schwatzen und schaut die drei Mädchen erwartungsvoll an. Diese teilen die Klasse in je eine Mädchen- und eine Jungengruppe. Jede Gruppe bildet einen Kreis am Boden, die drei «Engel» setzen sich dazwischen. Yaelle, Mathilde und Anna Luna sind sogenannte TechAngels. Ihre heutige Aufgabe ist es, mit den Kids über ihren Umgang mit der digitalen Welt zu diskutieren – auf Augenhöhe mit Gleichaltrigen. 

4½ Lebensjahre mit Gamen verbracht

Im Kreis der Mädchen werden Bildschirmzeit, Regeln zu Hause, Hate-Kommentare und Konflikte in Klassenchats diskutiert. Die TechAngels moderieren, teilen eigene Erfahrungen und regen an, Strategien zu entwickeln, um digitale Konflikte zu bewältigen. Schliesslich bringt ein Mädchen eine wichtige Erkenntnis auf den Punkt: «Eltern beschränken unsere Bildschirmzeit nicht, um uns zu quälen, sondern um uns zu schützen.»

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In der Jungsgruppe dominieren Gaming und Social Media die Gespräche. Besonders eindrücklich: Die TechAngels berechnen für einen der Knaben, wie viel Zeit er seit seinem elften Lebensjahr mit Gamen verbringt – rund 1½ Stunden täglich. Hochgerechnet auf ein Durchschnittsalter von 80 Jahren ergibt das etwa 4½ Jahre seines Lebens. Die Jugendlichen staunen. Was vorher abstrakt war, wird greifbar und regt zur Reflexion über Zeit, Prioritäten und Balance zwischen digitalem und analogem Leben an.

Von Kumpel zu Kumpel

Jugendliche wachsen heute mit Smartphones, Social Media und Gaming auf – für sie sind digitale Räume selbstverständlich. Gleichzeitig entstehen Konflikte durch zu hohe Bildschirmzeiten, Klassenchat-Streit oder Cybermobbing. Lulzana Musliu von Pro Juventute betont, dass Aufwachsen mit Geräten nicht automatisch Kompetenz vermittelt. Medienkompetenz müsse aktiv gelernt werden, begleitet von Reflexion, Regeln und Vertrauen. 

Wer könnte das besser als die Menschen, die sich selbst täglich in diesen digitalen Räumen bewegen – und den Schülerinnen und Schülern deshalb auf Augenhöhe begegnen können. Keine strengen Regeln, keine Moralpredigten, stattdessen ehrliche Geschichten, Austausch und Reflexion. Die Jugendlichen hören nicht nur zu, sondern entwickeln eigene Strategien, wie sie digital sicher handeln können. Die TechAngels, in der Regel zwischen 16 und 18 Jahre alt, bringen ihre eigenen Erfahrungen ein. Peer-to-Peer nennt sich das Konzept, also sozusagen «von Kumpel zu Kumpel». Der Ansatz gilt als besonders effektiv, weil Jugendliche Gleichaltrigen eher vertrauen. Das bestätigt Franziska Egli, Prorektorin der Kantonsschule Freudenberg in Zürich: «Wir erleben immer wieder Probleme mit dem Klassenchat, von einfachem Spamen bis hin zu Mobbing. Auch zu hohe Bildschirmzeiten und Social-Media-Fixierung sind ein Thema. Die TechAngels bringen eigene Ideen ein und werden von den Schülerinnen und Schülern ernster genommen als wir Erwachsenen, weil sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben.»

Weiterbildung ohne Handy in der Lounge

Die Workshops wirken nicht nur auf die Klassen, sondern auch auf die TechAngels selbst. Yaelle berichtet, dass sie durch die Einsätze bewusster mit ihrem eigenen Handykonsum umgeht. Mathilde und Anna Luna betonen, dass sie Fähigkeiten fürs Leben erlernen – Zuhören, Konflikte lösen, Verantwortung übernehmen. 

Um sich weiterzubilden, treffen sich die TechAngels regelmässig in der sogenannten TechAngels-Lounge. Dabei eignen sie sich wertvolles Wissen an, das von anerkannten Fachexpertinnen und -experten vermittelt wird. Die Lounge wirkt auf den ersten Blick wie ein geheimer Jugendtreff: dicke Wände, kleine Fenster, gemütliche Sofas, bunte Stühle und ein kleiner Apéro-Tisch. An der Wand hängt ein Plakat mit dem Logo der TechAngels und der Aufschrift «Offline Lounge». Kein einziges Handy ist zu sehen, niemand scrollt durch Social Media – stattdessen diskutieren Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren lebhaft und konzentriert. Auch Yaelle, Mathilde und Anna Luna sind heute hier. Sie üben Rollenspiele, besprechen Workshop-Methoden und tauschen Erfahrungen aus. Es geht nicht nur darum, Wissen weiterzugeben, sondern auch, den eigenen Umgang mit Handys und sozialen Medien zu reflektieren. Die Atmosphäre ist zugleich locker, herzlich und fokussiert – ein Raum, in dem die Jugendlichen lernen, zu vermitteln, ohne zu belehren.

Auch Peer-to-Peer hat Grenzen

So machen die Schülerinnen und Schüler die Erfahrung, dass ihre Erlebnisse ernst genommen werden, dass sie Probleme ansprechen dürfen und man gemeinsam Lösungen entwickeln kann – ein Ansatz, der deutlich wirksamer ist als Belehrungen oder Verbote. Aber auch Peer-to-Peer hat Grenzen. «Wenn die TechAngels Kenntnis von Problemen erhalten, die ihre Möglichkeiten übersteigen, müssen Erwachsene hinzugezogen werden», so Schuldirektorin Franziska Egli. Und: «Alles, was zu Hause passiert, können wir nicht steuern. Hier sind die Eltern in der Pflicht.»

Die TechAngels zeigen aber, dass Prävention nicht durch Regeln oder Druck entsteht, sondern durch Dialog, Reflexion und Vertrauen. 

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