Darum gehts
- Labordiamanten verändern den Markt und bieten ethische, nachhaltige Alternativen
- Prominente und Royals tragen zunehmend Labordiamanten als nachhaltige Option
- Labordiamanten sind bis zu 75 Prozent günstiger als natürliche Diamanten
Sie gelten als der beste Freund der Frau. So hat es Marilyn Monroe 1953 in «Blondinen bevorzugt» besungen. Diamanten altern nicht, behalten ihre Form – und bezahlen im schlimmsten Fall sogar die Miete. Ein Mythos, der bis heute lebt. Allerdings stimmt er so nicht ganz: «Nicht jeder natürliche Diamant ist selten und damit als Wertanlage geeignet. Zudem hat sich ihre Wahrnehmung mit dem Erfolg von Labordiamanten verändert», sagt Taryn Steinberger.
Die Südafrikanerin ist vor 20 Jahren der Liebe wegen in die Schweiz gekommen, sie ist mit Philipp, dem Sohn von Kabarettist Emil Steinberger verheiratet. Lange Zeit war sie bei Swarovski für Produkt- und Trendanalysen zuständig. Bis sie 2022 zusammen mit ihrem Geschäftspartner Niels Schaefer das Schmucklabel Loev gründet – damals der erste Schweizer Brand, der ausschliesslich mit Labordiamanten und recycelten Edelmetallen arbeitet: ethisch, nachhaltig und deutlich günstiger als Diamanten aus Minen.
Steinberger präsentiert einen Solitärring, eines ihrer ikonischen Designs und Prunkstück der Kollektion: 4 Karat, Tropfenschliff, auf einem Band aus Baguette-Diamanten. Preis: etwas über 10'000 Franken. «Bei einem natürlichen Diamanten muss man mit mindestens dem Vierfachen rechnen», sagt sie. Auf Anfrage gibt es auch grössere Steine, massgeschneidert. «Die grössten gehen bis 15 oder gar 20 Karat – ein Look, wie man ihn oft bei Prominenten sieht.» Wichtig seien Schliff, Farbe und Reinheit. «Auch Vintage-Schliffe wie der Old-Mine-Cut sind möglich und zusehends gefragt.»
Diamanten ohne Blut
Der Diamant ist der härteste Stoff, den die Natur hervorbringt – unter enormem Druck und Temperaturen von über 1000 Grad, ein Prozess über Millionen bis Milliarden Jahre. Heute gelingt das auch in wenigen Wochen im Labor: Chemisch ist ein synthetisch hergestellter Stein identisch mit einem Naturdiamanten. Der Vorteil: «Gezüchtete» Diamanten kommen ohne die sozialen und ökologischen Belastungen des Minenabbaus aus. Der Film «Blood Diamond» (2006) zeigte einem breiten Publikum die brutale Realität von Ausbeutung, Gewalt und Umweltschäden. Für Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio (51) wurde das Thema zum persönlichen Anliegen – er investierte später in die US-Firma Diamond Foundry, die unter dem Brand Vrai Labordiamanten herstellt.
In den USA sind Labordiamanten schon etablierter. Auch Hollywood hat die Alternative entdeckt: Taylor Swift, Emma Watson, Emma Stone – sogar Jennifer Lopez tragen nachhaltigere Steine aus dem Labor. Kürzlich wurde Königin Letizia von Spanien mit einer Kette mit kleinem Labordiamanten gesehen – obwohl sie Zugang zu den Kronjuwelen hat. «Das eine schliesst das andere nicht aus», sagt Steinberger. «Taylor Swift hat ja auch einen riesigen Verlobungsring mit einem natürlichen Vintage-Diamanten von fast 10 Karat. Das ist eine Liga, die sich die wenigsten leisten können.»
Symbol für die ewige Liebe
Dass ein Verlobungsring einen Diamanten haben muss, an dem sich je nach Grösse die Liebe messen lässt, ist das Ergebnis einer der erfolgreichsten Werbekampagnen der Geschichte. Der Marktführer De Beers lancierte in den 1950er-Jahren den Slogan «A Diamond is forever». Der Satz machte den Diamanten zum Symbol für ewige Liebe – und rechtfertigte seinen hohen Preis. Das Image der einst kostbarsten Edelsteine der Welt bröckelt. Seit hochwertige Diamanten im Labor herstellbar sind, sind die Preise für Naturdiamanten um rund 30 Prozent gefallen. De Beers, lange Markt-Monopolist, hat an Einfluss verloren – nicht zuletzt, nachdem Preisabsprachen nachgewiesen wurden. Auch bei Labordiamanten fallen aufgrund fortschreitender Technologie und höherer Produktion zusehends die Preise. Je grösser die Diamanten, desto grösser der Preisunterschied. Der Diamant ist massentauglich worden.
Seine Anziehungskraft hat er dennoch nicht verloren. Aber wir sind nicht mehr in den 1950er-Jahren. Viele Frauen warten nicht darauf, bis ihnen jemand einen Diamanten an den Finger steckt. «Die meisten unserer Kundinnen kaufen sich ihren Schmuck selbst», sagt Steinberger. Auch Verlobungsringe würden bei Loev gekauft. In den USA sind beispielsweise bereits die Hälfte davon mit Labordiamanten besetzt. «Das ist letztlich eine persönliche Entscheidung.» Schmuck ist in erster Linie Design und nicht nur das Material. «Man kauft ein schönes Stück, weil man es liebt – nicht, um es in ein oder zwei Jahren wieder zu verkaufen. Am wichtigsten ist oft, was man persönlich damit verbindet.» Eine Verlobung, eine Beförderung oder andere bedeutende Momente. «Oder man gönnt sich selbst etwas.»
Beste und nachhaltige Steine
Für Steinberger haben natürliche und Labordiamanten ihre Daseinsberechtigung. «Fakt ist: Labordiamanten haben den Diamantenmarkt für immer verändert.» Und sie bieten kreativen Freiraum – vor allem bei grösseren Steinen, die sonst zu kostspielig wären. Loev sieht sich trotz Labordiamanten als Premium Brand. Zum einen werden nur die besten Steine auf dem Markt verwendet und mit erneuerbaren Energien nachhaltig hergestellt. Zum anderen investiert Loev viel in das eigenständige Design der Marke und Produkte. Bestseller ist etwa die Eternity Collection, deren Stücke sich kombinieren und personalisieren lassen. Steinberger: «Wir möchten ermöglichen, Diamanten zu tragen, von denen man bisher vielleicht nur träumen konnte.»