Mächtige Männer und Mode
Warum Milliardäre keinen Anzug tragen

Macht, Geld, Einfluss – und Stil: Bei Männern an der Spitze sagt die Garderobe viel über Haltung und Persönlichkeit. Von lässigen Jacketts bis zu makellosen Zegna-Anzügen. Wie sieben Männer mit Mode Signale setzen, kommentiert von Stilexperte van Rooijen.
Kommentieren
1/5
Alfred «Fredy» Gantner gehört zu den Mehrheitsaktionären von Breitling: Natürlich hat er eine am Handgelenk.
Foto: DUKAS

Darum gehts

  • Fredy Gantner setzt auf lässige Jacketts statt Anzug – Armbänder zeigen emotionale Tiefe
  • Sergio Ermotti kombiniert Finanzpower mit italienischem Chic
  • Damian Müller überzeugt als bestgekleideter Ständerat, wird mit JFK verglichen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_265.JPG
Katja RichardRedaktorin Gesellschaft

Er polarisiert derzeit die Schweiz: Unternehmer Alfred «Fredy» Gantner (57) rückte bei den Zollverhandlungen mit den USA ins Scheinwerferlicht. Interessant ist dabei nicht nur sein politischer Auftritt, sondern auch sein modischer. Tatsächlich hatte der Milliardär für das Treffen mit Trump keinen dunklen Anzug im Schrank hängen, oder zumindest keinen passenden. 

Das mag überraschen, aber Anzug und Krawatte gehören heutzutage immer seltener zur Etikette fürs Business, selbst in den obersten Teppichetagen. Da ist laut dem Stilexperten Jeroen van Rooijen (55) etwas ins Rutschen gekommen: «Der Verzicht auf die typischen Merkmale des Geschäftsmanns markiert Unabhängigkeit, Selbstbewusstsein, nonkonformistische Ideen.» Es gibt, knapp gesagt, zwei Sorten von Managern. Die einen müssen sich noch in ein traditionelles Korsett der Erwartungen fügen und einen Anzug tragen. Das sind die, die sich noch bewähren müssen. «Die anderen sind die Golden Boys, die nichts mehr beweisen müssen», so der Stilexperte. Sie tragen T-Shirts, Rollkragenpullover, Overshirts statt Blazer, Chinos statt Hosen mit Bügelfalten.

Fürs politische Parkett herrschen strengere Regeln. Ob Bundesrat in Bern oder Bürgermeister in New York, hier sind Anzug und Krawatte Pflicht. Trotzdem lassen sich auch hier subtile Signale setzen. Farben, Schnitte, Accessoires oder Uhren verraten viel über Persönlichkeit, Zugehörigkeit und Wertesystem. Darum lohnt es sich, genau hinzuschauen: vom Unternehmer bis zum Magistraten – ein stilistischer Blick auf sieben Männer in wichtigen Machtpositionen.

Casual-Power: Alfred Gantner (57), Gründer Partners Group

Alfred Gantner letzte Woche in der «Arena» auf SRF: Auffallend sind seine Armbänder.
Foto: SRF

Wenn der Selfmade-Milliardär «Fredy» Gantner nicht gerade einen Besuch im Oval Office macht, verzichtet er auf Anzug und Krawatte. Er trägt meist ein Shirt-Jackett. Die Hemdjacke lässt sich gut zum Rollkragenpulli kombinieren und ersetzt – zusammen mit der «Jogger-Chino» – immer öfter den klassischen Anzug. Auffallend sind neben der Breitling-Uhr vor allem die Armbänder an seinem Handgelenk. Laut Gantner ist eines ein Geschenk seiner Tochter, ein anderes tragen auch seine Söhne. Ein Schmuck, der bei Männern immer beliebter wird.

Stilexperte van Rooijen: «Das Shirt-Jackett hat etwas Unkonventionelles, damit ist er modisch unterwegs. Der lockere Auftritt soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man hier einen knallharten Unternehmer vor sich hat. Die Armbänder signalisieren zudem eine emotionale, vielleicht sogar spirituelle Dimension. Sie zeigen, dass ein Manager auch andere Werte als nur Profit kennt – Codes, die oft nur die Träger selber verstehen.» 

Mode-Opfer: Jeff Bezos (61), Amazon-Gründer

Zu bemüht: Jeff Bezos und Lauren Sanchez übertreiben es mit ihren modischen Statements.
Foto: Getty Images

Der Tech-Gigant hat seinen Look komplett gewandelt: Statt als Nerd tritt er heute durchtrainiert, gebräunt und hochmodisch auf – sichtbar geprägt von seiner Ehefrau Lauren Sánchez (55). Das Paar ist fest in der High-Fashion-Szene verankert und Sponsor der Met Gala, dem wichtigsten Mode-Event von «Vogue»-Chefin Anna Wintour (76).

Stilexperte van Rooijen: «Jeff Bezos ist zu einer Karikatur geworden: Seine überakzentuierte Fitness und bemühte Jugendlichkeit wirken angestrengt. Die beiden wollen um jeden Preis fashionable wirken.» 

Das ist der bestbezahlte CEO der Welt
1:39
164,5 Mio Dollar pro Jahr!Das ist der bestbezahlte CEO der Welt

Klassisch, aber bodenständig: Zohran Mamdani (34), Politiker

Immer im Anzug, aber locker: Zohran Mamdani, Bürgermeister von New York.
Foto: Bloomberg via Getty Images

Der neu gewählte New Yorker Bürgermeister setzt auf klassische Anzüge mit Krawatte und schlichte Schnürschuhe – praktisch, bezahlbar, ohne Designer-Allüren. Statt Luxusmarken bevorzugt er Labels wie Suitsupply und Uniqlo. Auffällig sind seine Silberringe: Einer stammt von der Pilgerfahrt seines Vaters nach Mekka, der andere von seiner Frau Rama Duwaji – Zeichen seiner Herkunft und Verbundenheit. Dazu trägt er eine einfache Casio-Uhr, die seinen pragmatischen Stil abrundet.

Stilexperte van Rooijen: «Mamdani spielt clever mit klassischer Garderobe: Er wirkt seriös, ohne abgehoben zu sein. Das Button-down-Hemd mit Krawatte ist ein amerikanisches Statement, die Casio-Uhr zeigt zugleich Bodenständigkeit und Haltung.» 

Rebellischer Charme: Nick Hayek (71), Swatch-Chef

Uhrenboss Nick Hayek mit seinen Markenzeichen: Mit Zigarre und mehreren Uhren.
Foto: Philippe Rossier

Uhrenboss Nick Hayek trägt kaum Krawatte – wenn überhaupt, dann ein Foulard. Seine Sakkos sitzen locker, am liebsten kombiniert er sie mit Jeans. Er pflegt den rebellischen Look eines Unternehmers, der sich nicht um Konventionen schert. Seine Statussymbole sind seine Swatch- und Omega-Uhren, die er am liebsten mehrfach am Arm trägt. Gelegentlich rundet eine Zigarre seinen Auftritt ab.

Stilexperte van Rooijen: «Die überakzentuierte Freizeitgarderobe setzt die falschen Signale. Man wundert sich, wie viel Zeit der Boss fürs Business verbringt. Das Zigarrenschmauchen wirkt aus der Zeit gefallen. Genauso wie der Gag mit vielen Armbanduhren – das war bei seinem Vater origineller.» 

Oldschool-Staatsmann: Guy Parmelin (65), Bundesrat

Vom Weinbauer zum Staatsmann: Bundesrat Guy Parmelin.
Foto: Samuel Schalch

Der Weinbauer aus dem Waadtland ist zum Staatsmann geworden, spätestens seit den Verhandlungen mit Donald Trump. 2026 wird er Bundespräsident. Und auch stilistisch hat sich Guy Parmelin weiterentwickelt: Frühere Patzer wie Bermudas und weisse Socken gehören der Vergangenheit an.

Heute setzt er auf staatsmännisches Dunkelblau und Grau, dazu Krawatten in gedeckten Rottönen. Am Handgelenk trägt er eine Longines, eine der ältesten Schweizer Uhrenmarken. Seine Aktentasche trägt er stets selbst.

Stilexperte van Rooijen: «Parmelin trägt, was man von einem Weinbauern erwartet, der aufs politische Parkett kommt: brav, korrekt, aber uninteressant. Ein Standardanzug, neutral gehalten – anständig, aber oldschool.» 

Italienischer Chic: Sergio Ermotti (61), UBS-Chef

Der wichtigste Banker der Schweiz, Sergio Ermotti, versteht auch was von Mode.
Foto: Keystone

Er ist der wichtigste Banker der Schweiz: Sergio Ermotti. Der Tessiner verbindet finanzielle Expertise mit einem ausgeprägten Sinn für italienische Eleganz. Makellose Auftritte sind sein Markenzeichen, meist in Anzügen von Zegna. Ermotti brachte das Traditionslabel an die Börse und sitzt als Vizepräsident im Verwaltungsrat. Immer öfter sieht man den UBS-Chef auch ohne Krawatte.

Stilexperte van Rooijen: «An Ermotti gibt es kaum etwas auszusetzen: sehr dezent, sehr typgerecht, modern-konservativ – und sichtbar ein Kenner von Qualität und Stil.» 

Konsequenter Macher: Peter Spuhler (64), Stadler-Rail-Chef

Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler tritt klassisch und souverän auf.
Foto: Stadler

Grenadier, Eishockey-Halbprofi und Unternehmer von der Pike auf. Der ehemalige SVP-Nationalrat galt lange als möglicher Bundesrat. Für seine Präsenz braucht er keinen Anzug; trotzdem trägt er meist perfekt sitzende Jacketts, wohl auf Mass. Seine Freiheit zeigt sich im offenen Hemdkragen und am konsequenten Verzicht auf Krawatten. Dazu nur die IWC-Uhr und Ehering – minimalistisch, souverän.

Stilexperte van Rooijen: «Der Verzicht auf Krawatten fällt auf. Damit zeigt Spuhler, dass er sie in seiner Position nicht mehr ‹nötig› hat. Die Massanzüge sitzen tadellos, das Blau ist jedoch oft etwas grell – wohl für mehr Dynamik.»

Mr. Perfect: Damian Müller (40), Ständerat

FDP-Ständerat Damian Müller gilt als bestgekleideter Parlamentarier.
Foto: keystone-sda.ch

Damian Müller gilt als bestgekleideter Parlamentarier. Medien nennen ihn auch mal den John F. Kennedy aus dem Luzerner Seetal. Der FDP-Ständerat tritt in tadellosen Anzügen auf, die Frisur sitzt perfekt, das Gesicht leicht gebräunt. Dreiteiler, dezentes Karo und klassische Krawatten sieht man sonst kaum im Parlament. Sein Look spiegelt wohl auch seine Leidenschaft als Reiter für Pferdesport wider.

Stilexperte van Rooijen: «Müller trägt noch den dreiteiligen Anzug des Emporkömmlings, sportlich akzentuiert durch dezentes Karo. Symmetrische Krawatte und gesteiftes Hemd folgen klassischen Regeln – korrekt, elegant, aber nicht ganz modern.» 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen