«Ich höre, was die Verstorbenen sagen, und gebe es weiter»
1:49
Claudia Zuccolo (54):«Ich höre, was die Toten sagen, und gebe es weiter»

Kontakt mit Verstorbenen
So wars beim Medium

Kann man mit Verstorbenen kommunizieren? Claudia Zuccolo (54) stellt als Medium den Kontakt zur geistigen Welt her. Ein Selbstversuch.
Publiziert: 01.11.2025 um 20:58 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/5
Claudia Zuccolo ist ein bekanntes Medium.
Foto: Raphaël Dupain

Darum gehts

  • Medium Claudia Zuccolo kontaktiert Verstorbene.
  • Zwischen Trost und Zweifel in einer Sitzung mit der «geistigen Welt».
  • Was bleibt, ist die Frage: Gibt es Kontakt nach dem Tod?
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_265.JPG
Katja RichardRedaktorin Gesellschaft

Um mit den Verstorbenen in Kontakt zu treten, geht es hinunter in den Keller. Der Raum ist kühl, ohne Tageslicht, ein wenig unheimlich. Laut Claudia Zuccolo (54) herrscht hier genau die richtige Temperatur für die geistige Welt, mit der sie gleich in Verbindung treten wird.

Zuccolo gilt als eines der bekanntesten spirituellen Medien der Schweiz. Für mich ist es die erste Sitzung dieser Art. Zuccolo schliesst die Augen. Nach einem Moment der Stille beginnt sie zu sprechen: «Mich zieht es sofort zu deiner Mutter. Ich muss richtig strahlen, denn deine Mutter strahlt auch. Sie hat geduldig auf dich gewartet, sie freut sich, mit dir zu sprechen. Sie zeigt sich jung, aber sie ist nicht jung verstorben – eher so mit 81 Jahren.» Tatsächlich trifft sie das Alter, in dem meine Mutter gestorben ist, sehr genau. Auch, dass die Endphase ihres Lebens schwierig war, mit heftigen Schmerzen. Und dass sie froh ist, diese Entscheidung getroffen zu haben.

Zwischen Hoffnung und Zweifel

Mir schiessen Tränen in die Augen. Für mich ist sofort klar, was damit gemeint ist, und es überrascht mich nicht, dass meine Mutter in dieser Sitzung «auftaucht» – sie ist vor zwei Jahren mit Exit aus dem Leben geschieden. Das wäre theoretisch leicht zu recherchieren, ich habe damals in dieser Zeitung darüber geschrieben. Darum lausche ich dem Wortsprudel von Zuccolo mit einer gewissen Skepsis: Wird sie mir etwas erzählen, was wirklich niemand wissen kann? Zugleich ist da auch Hoffnung in mir, eine Erwartung. Wenn das tatsächlich funktioniert mit dem Kanal in die geistige Welt, was hat mir meine Mutter Wichtiges mitzuteilen?

Laut Zuccolo sehr viel, meine Mutter rede viel und schnell, «sie hat den Plausch, dass du hier bist». Immer wieder fällt das Wort «dankbar»: für die Unterstützung der Familie, für das Verständnis ihrer Entscheidung, für die Begleitung im Sterbeprozess. «Der Raum war von Liebe erfüllt», sagt Zuccolo. «So konnte sie von dieser Liebe in die nächste Liebe übergleiten. Ohne Schmerzen und Krankheit konnte sie wieder sie selbst sein.» Es folgen viel schöne und tröstliche Worte, dennoch berühren sie mich nicht so ganz. Das hat womöglich mit der Art dieser Sitzung zu tun. Das Medium ist die Mittlerin, geht in Kontakt mit meiner Mutter. Ich selber nehme sie aber im Raum nicht wahr.

Konkret und doch vage

Ich warte noch immer auf diesen «Beweis», dass wirklich sie es ist, die da «spricht». Genau da erwähnt Zuccolo den Schmuck meiner Mutter, der rechts neben meinem Bett liege – darüber freue sie sich sehr. Nach ihrem Tod habe ich ihre Broschen dorthin gelegt, das weiss wirklich niemand ausser mir. Meine Mutter liebte Tiermotive – es ist ein Frosch, ein Leopard und eine Spinne. Ganz so genau ist die Hellsicht dann doch nicht.

Vieles, was Zuccolo sagt, ist stimmig, mit konkreten Details – und gleichzeitig doch vage genug, dass es auf viele Mütter passen könnte. Was mich irritiert, ist das Bild von der jenseitigen Welt, das sie zeichnet. Etwa, dass es dort eine Willkommensparty für meine Mutter gegeben habe. Ein sehr irdisches Bild vom Leben nach dem Tod, wo man auf seine Familie trifft und gemeinsam feiert.

Ich glaube daran, dass uns eine unsterbliche Seele innewohnt. Aber wenn sie weiterlebt, dann wohl ohne Identität und Ego aus dem weltlichen Leben.

Claudia Zuccolo hat die Sitzung offeriert. Sie kannte lediglich den Vornamen der Journalistin. 

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen