Darum gehts
- Anguilla verdient Millionen mit .ai-Domain, fast ein Viertel der Staatseinnahmen
- KI-Boom treibt Nachfrage nach .ai-Domains, Einnahmen steigen stark
- Registrierungen der Domains stiegen von 50'000 im Jahr 2020 auf über 850'000 heute
Die Regierung von Anguilla verdiente letztes Jahr knapp 32 Millionen Franken mit dem Verkauf von Internetadressen. Das sind fast ein Viertel aller Staatseinnahmen und fast so viel wie der Tourismus, der traditionell das Rückgrat der Inselwirtschaft bildet (37 Prozent).
Der Grund: Das britische Überseegebiet mit 16’000 Einwohnerinnen und Einwohnern besitzt die begehrte Top-Level-Domain .ai. Während .ch für die Schweiz steht, ists bei Anguilla eben .ai. Inzwischen ist AI sinnbildlich für Artificial Intelligence, also für künstliche Intelligenz. Start-ups, Tech-Giganten und Investoren reissen sich darum um Adressen wie law.ai oder you.ai. Im Juli wechselte cloud.ai für 600’000 Dollar den Besitzer.
Domain ist ein Glücksfall
Die Zahl der Registrierungen explodiert: von weniger als 50’000 im Jahr 2020 auf über 850’000 heute. Und der Boom geht weiter. Die Regierung rechnet laut dem Budgetplan 2025 mit Einnahmen von 132 Millionen Ostkaribischen Dollar. Das sind umgerechnet fast 40 Millionen Franken – Tendenz steigend.
Für Anguilla ist das ein Glücksfall. Denn der Tourismus bringt zwar Rekorde: 111’639 Gäste im Vorjahr. Die Karibikinsel ist aber anfällig für Hurrikane. Anguilla liegt mitten im Sturmgürtel des Atlantiks. 2017 verwüstete Hurrikan Irma grosse Teile der Insel.
Tuvalu kassierte mit .tv ab
Um die neuen Einnahmen wetterfest zu machen, hat Anguilla im Herbst 2024 einen Fünfjahresvertrag mit einer US-Firma abgeschlossen. Die Domains laufen nun über ein weltweites Servernetz, statt nur über Anguillas eigene Infrastruktur. So sollen Stromausfälle oder Naturkatastrophen die Geschäfte nicht stoppen. Die Einnahmen sollen nicht einfach versickern. Geplant sind Investitionen in einen neuen Flughafen, im Gesundheitswesen und in der Infrastruktur, berichtet die BBC. Ziel ist es, Anguilla unabhängiger vom Tourismus zu machen.
Anguilla ist dabei nicht das erste Land mit Glückstreffer im Netz. Tuvalu kassierte in den 1990ern Millionen für die Endung .tv – bereute aber lange, die Domain-Endung zu billig verkauft zu haben. Anguilla setzt nun auf ein Beteiligungsmodell und kassiert bei jedem neuen Deal mit.