Neue EU-Regel trifft Schoggi
«Solche Gifte haben in der Lebensmittelproduktion nichts zu suchen»

Ein neues EU-Gesetz zwingt Schweizer Schokoladenhersteller, ihre Giessformen aus Polycarbonat zu ersetzen. Dies kann hohe Kosten verursachen. Die Leser sind gespalten: Überregulierung oder wichtiger Gesundheitsschutz?
Publiziert: 14:29 Uhr
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Aktualisiert: vor 42 Minuten
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Schokoladenformen bereiten den Herstellern Sorgenfalten.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer Schokoladenhersteller müssen aufgrund neuer EU-Regelung Giessformen umstellen.
  • Debatte über Notwendigkeit und Auswirkungen des Verbots von Bisphenol A.
  • Umstellung kann für kleinere Betriebe hohe Kosten von mehreren 1000 Franken verursachen.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Schweizer Schokoladenhersteller stehen vor einer Herausforderung: Aufgrund eines neuen EU-Gesetzes, das den Einsatz der Chemikalie Bisphenol A im Lebensmittelkontakt verbietet, müssen sie künftig auf neue Giessformen umsteigen. Bisher werden zum Giessen von Schokolade vorwiegend Polycarbonat-Formen verwendet – ein Material, das Bisphenol A enthalten kann. Die Schweiz will die EU-Regel übernehmen. Daher sind viele Hersteller nun gezwungen, nach Alternativen zu suchen.

Die Umstellung bringt für Unternehmen erhebliche Kosten mit sich. «Formen sind meistens Spezialanfertigungen. Ein kompletter Ersatz kann je nach Betrieb sehr hohe Kosten verursachen. Gerade auch für kleinere Betriebe ist das ein gravierender Kostenfaktor», erklärt Roger Wehrli (46), Direktor des Branchenverbands Chocosuisse. Er betont zudem, dass bei der Schokolade keine Gefahr einer BPA-Kontaminierung bestehe. Umwelttoxikologin Jane Muncke hingegen bezweifelt, dass in Schokolade kein BPA vorkommt. «Schon kleinste Mengen sind gesundheitsgefährdend», mahnt sie.

Die Diskussion in der Bevölkerung kocht hoch

In unserer Kommentarspalte sorgt das Thema für rege Debatten. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander. Während die einen sich über eine «übertriebene Bevormundung» ärgern, begrüssen andere das Verbot ausdrücklich. Leserin Karin Baumann stört die zunehmende Regulierung, sie äussert sich deutlich: «Ich esse seit 52 Jahren jeden Tag Schokolade und bin gesund! Wir werden immer mehr bevormundet und alles wird verboten! Ich esse, was mir schmeckt. Auch wenn es nicht gesund ist!»

Auch User Jean-Pierre Chapuis bringt seine Kritik deutlich zum Ausdruck: «Es ist unglaublich, was sich die Bürokraten in Brüssel so alles ausdenken.» Für ihn ist klar, dass man die Vorschriften eines Staates einhalten muss, wenn man dort etwas verkaufen will. Aber: «Deshalb gleich die Gesetze dieses Staates ins eigene Gesetz übernehmen? Das hat doch nichts mehr mit Bilateralismus zu tun, das ist Unterwerfung. Und dafür sollen wir dann jährlich auch noch Milliarden bezahlen!», schreibt er.

Ähnlich sieht das ein weiterer Leser: «Wichtig ist einzig und allein, wie viel BPA letztendlich in der Schokolade ist. Und dort konnte bisher noch nie BPA nachgewiesen werden. Ein Grund mehr, weshalb die Schweiz diese unsäglichen Gesetze der EU und den vorliegenden Vertrag nicht annehmen darf.» 

«Ein guter Entscheid, das jetzt zu verbieten»

Doch neben den vielen Kritikerinnen und Kritikern gibt es auch einige Leser, die es anders sehen. «Dieser Giftstoff kommt mit Lebensmitteln in Kontakt. Trotzdem wollen Herr und Frau Schweizer diesen Giftstoff akzeptieren, weil es sonst Probleme mit einem Nationalprodukt geben könnte. Schon irrsinnig. Anstatt eine Lösung oder Alternative zu suchen, ist es einfacher, emotional zu reagieren und das neue Gesetz pauschal abzulehnen», schreibt Leserin Karin Sutter empört.

Leser Beat Sigrist sieht dies ähnlich: «Es geht nicht um unsere Schweizer Schokolade, sondern um einen Giftstoff, der in den Kunststoffformen enthalten ist. Solche Gifte haben in der Lebensmittelproduktion nichts zu suchen. Ein guter Entscheid, dies jetzt zu verbieten. Es spielt keine Rolle, wer den Anstoss dazu gegeben hat. Die Gesundheit hat immer Vorrang.»

Auch Leser Hans Siegenthaler befürwortet ein Verbot. «Die Schweizer Behörden haben 30 Jahre lang geschlafen. Auch, was in anderen Kochwaren so alles drinsteckt, sollte doch mal konsequent untersucht, klar geregelt und dann auch kontrolliert werden», fordert er. 

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