«Eine Gemeinde, die nicht richtig arbeitet, soll für die Kosten aufkommen»
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Kampf mit der Gemeinde:«Eine Gemeinde, die nicht richtig arbeitet, soll für die Kosten aufkommen»

Meinungen zur Ordnungshüterin
«Es schadet nicht, wenn das Volk den Behörden auf die Finger schaut»

Liselotte Freuler ist Gachnangs selbsternannte Ordnungshüterin. Immer wieder gerät sie mit der Gemeinde und dem Bauamt aneinander. Ihr gehe es dabei um Recht um Ordnung. Aus der Leserschaft bekommt sie nicht nur Kritik, sondern auch Zuspruch.
Publiziert: 12:50 Uhr
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Aktualisiert: 12:52 Uhr
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Liselotte Freuler im Wald, wo früher einmal Hütten des Waldkindergartens standen.
Foto: Sandro Zulian

Darum gehts

  • Liselotte Freuler erhebt häufig Einsprachen gegen Bauvorhaben in Gachnang TG
  • Ihre Beschwerden betreffen auch bestehende Bauten und verursachen Aufwand für die Gemeinde
  • Viele Bürger kritisieren ihr Verhalten, andere sehen es als nötige Kontrolle
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Alessandro Kälin
Alessandro KälinRedaktor Community

In der Gemeinde Gachnang TG häufen sich schon lange Briefe einer bestimmten Person. Liselotte Freuler (59) erhebt bei fast jedem Bauvorhaben Einsprache, sofern sie etwas zu beanstanden hat. Auch bei bestehenden Bauten hat sie oft etwas zu bemängeln. Bei einer zu hohen Mauer in der Nachbarschaft reichte sie Beschwerde ein, da es sich um ein Sicherheitsrisiko für Kinder handeln könnte. In einem anderen Fall wiederum beschwerte sie sich über die Hütten des örtlichen Waldkindergartens, was für deren Abriss sorgte.

Mit ihrem Hang für Ordnung hat sich die Frau schon einige Feinde gemacht. Immer wieder sorgt sie für grossen Aufwand bei der Gemeinde, auch bei Anträgen, die gar nicht durchkommen. In den Blick-Kommentaren sehen viele ihr Verhalten kritisch. Es gibt aber auch einige Leserinnen und Leser, die ihr zustimmen. 

«Da fehlt mir das Verständnis»

Einige sehen Frau Freulers Verhalten übertrieben. So beispielsweise Antonio Ceresa: «Bei Menschen wie Frau Freuler, die selbst gegen Waldkindergärten oder öffentlichen Grillstellen vorgeht, fehlt mir das Verständnis. Sowas schadet absolut niemandem und bereitet vielen Menschen Freude. Vermutlich ist auch genau das ihr Problem.» 

Sehr ähnlich sieht das Tita-Nina Francheschi: «Als ehemalige Gemeinderätin muss ich beide Parteien kritisieren. Unsere Baupraxis ist kompliziert, aufwendig und deswegen auch der Auslöser für Streitigkeiten in anderen Gemeinden. Aber was ist an einem Waldkindergarten so unnütz? In unserer Jugend wurde uns gesagt ‹geht in den Wald und habt Spass›. Ich weiss gar nicht mehr, wie viele Baum- und Waldhütten wir damals gebaut haben.»

Urs Künzli thematisiert zudem die Kosten für die Gemeinde. Er fordert ein, dass die Dauer-Beanstanderin für abgewiesene Beschwerden selbst geradesteht: «Einsprecher sollten die verursachten Kosten übernehmen müssen, wenn die Einsprache abgewiesen wird.» 

Zustimmung aus der Leserschaft

In ihrer Kritik gegenüber der Gemeinde findet die Thurgauerin aber auch viele Befürworter. «Gut, wenn jemand der Gemeinde, insbesondere der Baubehörde, auf die Finger schaut. In vielen Gemeinden macht das leider niemand und die Beamten und Ämter biegen sich die Gesetze zu ihren Gunsten zurecht», lobt Lionel Werren.

Nicolas Hunziker ist ebenfalls der Meinung, Freulers Beschwerden sind berechtigt: «Ihre Beweggründe sind sicherlich nicht selbstlos, aber etwas lässt sich nicht wegdiskutieren: Wenn sie so oft recht bekommt, läuft tatsächlich einiges schief auf Gemeindeebene, was das Baurecht anbelangt.»

Auch bei User Benjamin macht sich der Unmut gegenüber der Schweizer Bürokratie sichtbar. «Die Gesetze sind für alle gleich und es schadet sicherlich nicht, wenn das Volk den Behörden auf die Finger schaut», schreibt er. 

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