Darum gehts
- Über 55'000 Staustunden im letzten Jahr, neuer Rekord auf Schweizer Autobahnen
- Bund will vermehrter auf Temporeduktion setzen
- Mehrheit der Leser lehnt Tempo 80 ab, einige sehen Vorteile
Die Schweizer Autobahnen stehen immer öfter still: Über 55'000 Staustunden wurden im letzten Jahr gezählt – ein neuer Rekord. Hauptursache ist die Überlastung, besonders zu Pendlerzeiten. Um den Verkehr flüssiger zu machen, setzt der Bund verstärkt auf eine umstrittene Massnahme: Temporeduktion.
Auf zahlreichen Streckenabschnitten wird bei hohem Verkehrsaufkommen auf Tempo 80 gedrosselt. Dieses Netz soll in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden. Schon bald könnten auf der Hälfte aller Nationalstrassen zeitweise tiefere Tempolimits gelten.
Vollgas gegen Tempo 80
Nicht nur in der Politik sorgt die Temporeduktion für Aufruhr, auch in der Kommentarspalte wird heftig debattiert. Der Tenor unter den Leserinnen und Lesern ist eindeutig: Die Mehrheit lehnt Tempo 80 entschieden ab. «Wenn man all die Gelder für unnötigen Verkehrsquatsch simpel und einfach endlich für mehr Fahrspuren verwenden würde, hätte sich das Problem längst erledigt. „Ich würde sogar die Lohngelder für solche unfähigen Strategen einsetzen!», schreibt Leser Rold Gurtner.
Heinz Leibundgut äussert ebenfalls deutliche Kritik. Er verweist auf Basel, wo Tempo 80 bereits seit Jahren gang und gäbe sei. «Trotzdem werden die Staus immer grösser und länger. Ein Ausbau der Autobahnen ist seit Jahrzehnten überfällig. Temporeduktion ist reine Augenwischerei und absolut lächerlich!», schreibt er.
Auch Reto Reiser zeigt sich skeptisch. Dass Tempo 80 längst auf vielen Strecken zum Einsatz kommt, spreche nicht gerade für die Wirksamkeit der Massnahme. «Da letztes Jahr neuer Rekord an Stau gemessen wurde, bezweifle ich, dass diese Massnahme wirklich nützt. Wenn die Autos 80 statt 120 fahren, bleibt jeder länger auf der Autobahn. Das kann kein Stau reduzieren. Es gibt keinen Stau wegen dem Bremsen, sondern weil zu viele Autos auf der Strasse sind!»
Weniger Stress, mehr Flow?
Neben den zahlreichen kritischen Stimmen gibt es aber auch Befürworter der Temporeduktion. Einer von ihnen ist Stephan Baumann. «Studien beweisen, dass die Kapazität der Autobahn durch die Drosselung steigt. Der Bund vermindert den Stau und hilft den Autofahrern», argumentiert er.
Auch Beat Wüthrich stellt sich hinter die Massnahme und begrüsst die Temporeduktion ausdrücklich. «Stau entsteht vor allem durch zu wenig Abstand und reindrängende Autofahrer, die nicht vorausschauend fahren können. Es darf gerne bei 80 bleiben auf Autobahnen!»
Patrick Meier teilt diese Sichtweise: «Was bringt es mir, mit 120 zu meinem Ziel zu fahren und dann vor dem Ziel 30 Minuten im Stau zu stehen? Da ist es nicht schlechter, vorher das Tempo etwas zurückzunehmen und dann direkt zum Ziel zu fahren.» Er betont zudem, dass die Bevölkerung den Ausbau der Autobahnen abgelehnt habe und die Temporeduktion deshalb eine logische Folge sei. «Wir sind halt mobiler geworden, und dieser Verkehr muss irgendwie bewältigt werden», ergänzt er.