«Es fehlt die Feierabend-Zeit»
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Sagredo über Nachteile:«Es fehlt die Feierabend-Zeit»

Eure Meinung zum Arbeitsmodell
«Die Gesellschaft wird nicht glücklicher mit der Viertagewoche»

Bringt die Viertagewoche wirklich mehr Entlastung und Lebensqualität? Die Meinungen gehen auseinander: Während viele Leser das Modell begrüssen würden, schlagen andere Alarm.
Publiziert: 13:48 Uhr
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Trinidad Sagredo (l.) und Julianne Honegger (r.) arbeiten bei Miss Miu jeweils bis zu zwölf Stunden am Tag.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Viertagewoche gewinnt in der Schweiz an Beliebtheit bei Unternehmen und Mitarbeitenden
  • Arbeitsökonomin sieht grosses Potenzial für Durchsetzung des Modells in Zukunft
  • 46 Prozent der Befragten wünschen sich mehr freie Tage laut Blick-Umfrage
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Weniger Arbeitstage, gleiche Leistung: Das Modell der Viertagewoche gewinnt in der Schweiz langsam an Fahrt. Neben Grossunternehmen wie Migros und Coop setzt auch das Restaurant Miss Miu auf das flexible Arbeitszeitmodell. Mitarbeitende dürfen ihre Pensumsarbeit freiwillig auf vier statt fünf Tage verteilen. Arbeitsökonomin Beatrix Eugster von der Universität St. Gallen sieht darin grosses Potenzial: «Viele Unternehmen, die die Viertagewoche ausprobieren, wollen sie beibehalten», sagt sie. «Mich würde es nicht erstaunen, wenn sich dieses Modell in Zukunft vermehrt durchsetzt.»

Auch in der Bevölkerung stösst die Idee auf Interesse. Eine Blick-Umfrage mit über 3000 Teilnehmenden zeigt: 46 Prozent wünschen sich klar mehr freie Tage, während 32 Prozent es bevorzugen, jeden Tag etwas kürzer zu arbeiten. Rund 22 Prozent zeigen sich noch unentschlossen.

«Nur Vorteile für Arbeitnehmer»

In den Kommentaren melden sich verschiedene Stimmen zu Wort. Leser René Widmer befürwortet das Modell und schreibt: «Die beste Gastronomin im Emmental betreibt schon seit Jahren eine Viertagewoche. Das Personal findet das toll. Drei freie Tage werden sehr geschätzt. Es hat sich offensichtlich bewährt.»

Lisa Schmied sieht dies ähnlich: «Die Viertagewoche ist doch super! Ich sehe nur Vorteile für Arbeitnehmer.» So habe man endlich Zeit, den Haushalt unter der Woche an diesem freien Tag zu machen. «In meiner Fünftagewoche mache ich abends keinen richtigen Haushalt. Die Wohnung wird samstags geputzt. Zudem kann man Arzttermine bewusst dort einplanen, ohne ständig Bittibätti beim Chef zu machen.»

Auch Martin Jeitziner meldet sich in der Diskussion zu Wort und differenziert seine Meinung zur Viertagewoche. «Wie immer bei dieser Thematik: Es gibt Bereiche, wo das durchaus Sinn macht. Im Detailhandel oder Gastgewerbe könnte ich mir das gut vorstellen. Bei den Banken allerdings eher weniger.» 

Flexibilität, aber zu welchem Preis?

Allerdings halten nicht alle die Viertagewoche für den Schlüssel zu mehr Zufriedenheit. So schreibt Leser Peter Pollinger: «Ich bin 62, habe 70 Sunden pro Woche gearbeitet und hatte ein wunderbares, zufriedenes Leben.» Für ihn ist klar: «Die Gesellschaft wird nicht glücklicher mit einer Viertagewoche, und vor allem wird es zu 100 Prozent nicht weniger Burnouts geben.» 

Gian Lang äussert sich ebenfalls kritisch: «Die körperliche Belastung ist hoch, die Freizeit unter der Woche eingeschränkt, das Haushalten bleibt auf der Strecke.» All dies seien Dinge, die dann am freien Tag erledigt werden müssten. «Ob das besser ist als eine Fünftagewoche mit Gleitzeit, bei der man auch mal um 15.30 Uhr Feierabend machen kann, um etwas zu erledigen, an einen Anlass zu gehen oder einfach mal einen kürzeren Arbeitstag zu haben?», fragt er sich.

Auch Leserin Daniela Stauffer würde für sich persönlich keine 10-Stunden-Tage wollen. Zusammen mit dem Arbeitsweg würden so schnell 12 Stunden am Tag entstehen, was wenig Raum für soziales Leben lässt. «Ausserdem dürfte es für den Arbeitgeber organisatorisch kompliziert werden, vor allem wenn alle einen freien Freitag wollen», argumentiert sie. Ihr Wunsch: «Schön wäre, wenn jeder frei wählen könnte.»


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