Darum gehts
- Dorf ZH: Ein Schweizer Ort mit ungewöhnlichem Namen und ländlichem Charme
- Bewohner schätzen die Ruhe und den Zusammenhalt in der Gemeinde
- Mit 727 Einwohnern und einem kleinen Getränkeladen bleibt Dorf überschaubar
Wo in der Schweiz befindet sich das dörflichste Dorf der Schweiz? Wenn es nach den Zürcherinnen und Zürchern geht, scheint die Antwort klar zu sein: in Dorf ZH. Ja, die Gemeinde im Bezirk Andelfingen heisst tatsächlich einfach Dorf – als hätte man bei der Taufe des Orts kurz die Fantasie verloren. Was klingt wie ein Witz, ist amtlich bestätigt, postalisch korrekt und auf jedem Ortsschild zu lesen.
Die genaue Herkunft des Namens bleibt ein Rätsel. In keiner der alten Urkunden findet sich ein Hinweis darauf, warum gerade Dorf als Name gewählt wurde. Bereits 1044 wird der Name Dorf erwähnt, andere Namen sind nicht bekannt. «Man hat wohl einfach keinen Namen gefunden und dann gesagt: Das ist jetzt halt das Dorf», spekuliert Hanspeter, ein Bewohner, den wir auf der Strasse treffen. Fest steht: Der Name verleiht der Gemeinde bis heute eine unverwechselbare Authentizität.
Dörflicher Charme und Missverständnisse
Ein Brunnen, eine Kirche, und sogar eine kleine Badi – viel mehr braucht es hier nicht. Wer durch die Gassen von Dorf spaziert, spürt sofort die ländliche Ruhe. «Früher war es üblich, dass alle Dorfbewohner zu den Hochzeitsfesten gingen, weil man sich hier noch gut kannte», erinnert sich Hanspeter. Heute ist die Gemeinde zwar gewachsen, doch von Grossstadttrubel keine Spur – mit rund 727 Einwohnern bleibt Dorf überschaubar und ruhig. Doch genau das macht für viele den Reiz aus. «Hier sagt man sich noch Grüezi, wenn man einander begegnet. In der Stadt geht das leider verloren – und das finde ich sehr schade», sagt Dorfbewohnerin Larissa, die vor zwei Jahren zugezogen ist. Und auch Karin, die bereits seit 34 Jahren hier wohnt, sagt: «Dass man sich hier noch gegenseitig kennt, gefällt mir.»
Missverständnisse gehören hier zur Tagesordnung. «Wenn ich den Leuten erzähle, dass ich in Dorf wohne, denken viele ich erfinde das», erzählt Anwohner Julien. «Das sind dann die Stadtzürcher, die von Kreisen reden – davon verstehe ich gar nichts.» Einen anderen Namen für seinen Heimatort will er dennoch nicht. «Es gibt ja auch Orte wie Brugg oder Pont in der Romandie. Da hat Dorf genauso seine Berechtigung.» Was ihm allerdings fehlt, ist der Volg, der vor über zehn Jahren schloss und den Alltag hier bereichert hat.
Der letzte Laden als Dorfmittelpunkt
Heute sorgt vor allem Sonja für etwas Leben im Dorf: Sie betreibt den letzten verbliebenen Laden im Ort – einen kleinen Getränkeladen mit Glace und Süssigkeiten, direkt an der Dorfstrasse. «Wir sind sozusagen der Puls des Dorfes. Viel Infrastruktur haben wir nicht», sagt sie. Auch sie kennt kuriose Anekdoten. «Ich habe schon oft gehört, dass Dorfbewohner im Aargau von der Polizei angehalten wurden. Als sie ihre Adresse nannten, dachten die Beamten, sie werden veräppelt», erzählt sie lachend. Besonders erinnert sie sich an einen ehemaligen Nachbarn, der Charlie Braun hiess – und an der Dorfstrasse in Dorf wohnte. Das habe immer für viele Fragezeichen gesorgt. Aber den Ortsnamen ändern? Für Sonja undenkbar. «Der Name bedeutet mir sehr viel. Ich bin hier geboren und aufgewachsen.»
Gibt es in deinem Dorf einen besonderen Event, eine spannende Geschichte oder einen Ort, den wir kennen sollten? Schreib uns deine Vorschläge gerne in die Kommentare oder per E-Mail an community@blick.ch. Wir freuen uns auf deine Empfehlungen!
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