Maserati MC20 Cielo im Blick-Test
Rettet dieser Supersportler die auf dem Sterbebett liegende Marke?

Trotz grosser Krise bei Maserati glänzt der Supersportwagen MC20 Cielo im Blick-Test. Der Roadster überzeugt mit Leistung und erstaunlicher Alltagstauglichkeit. Dennoch lassen viele potenzielle Käufer die Hände vom Italiener – warum?
Publiziert: 06:43 Uhr
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Aktualisiert: 11:17 Uhr
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Maserati liegt auf dem Sterbebett. Im ersten Quartal 2025 wurden nur noch 1000 Fahrzeuge produziert.
Foto: Lorenzo Fulvi

Darum gehts

  • Maserati in der Krise: Produktion stark gesunken, MC20 kaum verkauft
  • MC20 Cielo bietet beeindruckende Leistung und Fahrerlebnis
  • Preis des getesteten MC20 Cielo beläuft sich auf unglaubliche 394'760 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Maserati liegt auf dem Sterbebett: Im ersten Quartal dieses Jahres wurden nur noch rund 1000 Fahrzeuge gebaut – über 70 Prozent weniger als im ersten Quartal des Vorjahrs. Und damals waren die Produktionszahlen gegenüber den ersten drei Monaten 2023 schon um über 60 Prozent tiefer. Die italienischen Werke in Modena, Turin und Cassano arbeiten nur noch mit stark reduzierter Kapazität, wie in diversen italienischen Fachgazetten zu lesen ist.

Besonders kritisch ist die Lage offenbar im Werk in Modena, wo der Supersportler MC20 gebaut wird. Nur 30 Fahrzeuge verliessen von Januar bis Ende März die Werkshallen. Und selbst im Sportwagenland Schweiz erfreut sich Maseratis Supersportler keiner grossen Beliebtheit: Seit dem Verkaufsstart 2022 wurden bis Ende März 2025 in unserem Land nur 84 MC20 neu eingelöst. Zum Vergleich: Lamborghini verkaufte im selben Zeitraum vom mittlerweile ausgelaufenen Huracàn bei uns fast dreimal so viel. Wir fragen uns, warum der MC20 an der Verkaufsfront derart schwächelt – und schnappten uns in der Hoffnung, Antworten zu finden, die offene Variante Cielo für einen Kurztest.

Vor der Fahrt

Optisch schaut der 4,67 Meter lange Zweiplätzer sehr schick aus: schnittige Linien, Karbon an Front und Heck und coole nach oben schwingende Scherentüren. Letztere dienen nicht nur zu Showzwecken, sondern erleichtern tatsächlich den Ein- und Ausstieg. Wir nehmen in den eng anliegenden Sportsitzen Platz und blicken auf ein digitales Kombiinstrument und einen 10,25-Zoll-Infotainment-Screen in der Mitte. Ordentlich verarbeitetes Leder und Karbon ziehen sich durchs Interieur des Roadsters. Dank des Glasdachs wirkt es sehr geräumig.

Auf der Strasse

Wir starten per Knopf am Lenkrad den hinter uns montierten Sechszylinder. Zur Wahl stehen vier Fahrmodi: Wet, GT, Sport und Corsa. Wir stellen per grossem Drehschalter in der Mittelkonsole auf GT. Selbst in diesem Modus spürt man die Sportlichkeit des Italoflitzers: Er wankt nicht, federt aber trotzdem geschmeidig ab, lässt sich äusserst präzise lenken und hängt gut am Gas. Aber: Er fährt sich noch sehr angenehm und ruhig. Umschalten auf Sport – und der MC20 verwandelt sich in einen Rennwagen für die Strasse.

Das war gut

Wir donnern auf die Kurve zu, schalten mit den grossen Alu-Schaltwippen in den zweiten Gang runter und bremsen vor dem Einlenken. Danach drücken wir wieder aufs Gas und werden von den Fliehkräften in den Sitz gepresst – der absolute Wahnsinn. So angenehm er sich im GT-Modus pilotieren lässt, umso sportlicher wird jetzt die Kurvenjagd. In knapp unter 3 Sekunden gehts auf Tempo 100 – jenseits von 320 km/h soll Schluss sein. Dabei verfügt der rund 1,5 Tonnen leichte Maserati stets über eine wunderbare Strassenlage, und als Fahrer fühlt man sich eins mit dem Auto. Das relativ geringe Gewicht wird durch ein ultraleichtes Karbon-Monocoque möglich. Zudem können wir das Glasdach bei zu viel Sonne milchig machen – oder es bei angenehmen Temperaturen komplett öffnen.

Maserati MC20 Cielo im Schnellcheck

Antrieb Dreiliter-V6-Biturbo-Benziner, 630 PS (463 kW)@7500/min, 730 Nm@3000/min, 8-Stufen-Doppelkupplungsautomat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 2,9 s, Spitze 320 km/h
Masse L/B/H 4,67/1,97/1,22 m, Gewicht 1534 kg, Laderaum vorne/hinten 50/100 l
Umwelt Benziner WLTP/Test 11,7/17,8 l/100 km=262/424 g/km CO₂.
Preise ab 295'900 Franken, Testwagen mit Optionen 394'760 Franken

Lorenzo Fulvi

Antrieb Dreiliter-V6-Biturbo-Benziner, 630 PS (463 kW)@7500/min, 730 Nm@3000/min, 8-Stufen-Doppelkupplungsautomat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 2,9 s, Spitze 320 km/h
Masse L/B/H 4,67/1,97/1,22 m, Gewicht 1534 kg, Laderaum vorne/hinten 50/100 l
Umwelt Benziner WLTP/Test 11,7/17,8 l/100 km=262/424 g/km CO₂.
Preise ab 295'900 Franken, Testwagen mit Optionen 394'760 Franken

Das war weniger gut

Nach der Testfahrt bleibt die Frage: Warum verkauft Maserati nicht mehr von diesem Mittelmotor-Sportler? Schliesslich macht er alles, was er kann, gut und teils besser als so mancher Konkurrent – beispielsweise lässt er sich im Alltag angenehmer fahren als Porsches harter 911 GT3 RS. Es muss daher an der Preispolitik der Italiener liegen. Maserati versteht sich schon seit einigen Jahren als Premiummarke des Mutterkonzerns Stellantis – und hat entsprechend die Preise nach oben angepasst. Offenbar kein cleverer Schachzug. Denn schon der geschlossene MC20 startet erst ab 259'700 Franken, der offene Cielo sogar erst bei 295'900 Franken. Doch damit nicht genug. Unser Testwagen verfügt über Optionen im Wert eines Oberklassenautos. So beläuft sich der von uns getestete MC20 Cielo auf atemberaubende 394'760 Franken – dank Extras wie dem äusseren Karbon-Paket (41'655 Fr.) oder den Karbon-Keramik-Bremsen (12'296 Fr.) summieren sich die verbauten Extras der Ausstattungsliste auf über 100'000 Franken!

Das bleibt

Wie es mit Maserati weitergeht, weiss keiner. So jedenfalls nicht. Laut Experten bräuchte es sofortige Investitionen und wirksame Relaunch-Strategien oder vielleicht auch eine gemeinsame Strategie mit Schwester Ferrari. Ob das jedoch im Sinn des aktuellen Stellantis-Lenkers John Elkann und von Maserati-CEO Santo Ficili ist, bleibt abzuwarten. Auch, ob die Marke überhaupt noch überleben soll. Schliesslich drohte Ex-Stellantis-Chef Carlos Tavares noch im letzten Jahr, dass Maserati verschwinden soll. Und wie das deutsche Fachblatt «Auto Motor & Sport» kürzlich berichtete, strich Stellantis der Marke bereits 1,6 Milliarden Euro Investment. Keine guten Nachrichten für die Marke. Folglich wird auch der MC20 Maserati nicht aus der Krise fahren. Trotzdem wäre es schade, würde die 111-jährige Marke einfach so verschwinden. Denn Maserati hat eine geschichtsträchtige Historie – und mit dem MC20 beweisen die Italiener, dass sie auch heute noch gute und schöne Autos bauen können.

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