Fahrbericht Mercedes AMG Purespeed
Im Auge des Hurricans

Mercedes setzt seinem AMG SL nicht bloss die Krone auf, sondern einen echten Heiligenschein. Der F1-Sicherheitsbügel Halo macht den 920'000 Euro teuren AMG Purespeed zum spektakulärsten SL aller Zeiten.
Publiziert: 11:06 Uhr
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AMG setzt dem Roadster SL mit dem puristischen Spass-Roadster Purespeed ohne Scheibe und Dach die Krone beziehungsweise den Heiligenschein Halo auf.
Foto: ZVG.
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Stefan GrundhoffFreier Mitarbeiter Auto & Mobilität

Wer meint, den Mercedes AMG Purespeed schon mal irgendwo gesehen zu haben, liegt nicht ganz falsch. Der niederländische Kleinserienhersteller Bussink bot vor Jahren ein ähnliches Fahrzeug als Bussink GTR Speed Legend in minimalen Stückzahlen und auf ganz besonderen Kundenwunsch an.

Doch jetzt macht sich die offizielle Mercedes-Sporttocher AMG das Konzept eines puristischen Spass-Roadsters ohne Scheibe und Dach selbst zu eigen, kreiert auf Basis des SL das Modell Purespeed und legt es in einer überraschend grossen Stückzahl von 250 Exemplaren auf. Kostenpunkt für diesen radikal puristischen Doppelsitzer? 920'000 Euro, netto ohne Steuern – plus zwei eigens angepasste Integralhelme in Wagenfarbe. Denn dieser offene AMG-Flitzer lässt sich mit Sonnenbrille höchstens bis Tempo 60 angenehm fahren – schneller wird es bald sehr ungemütlich. Statt mit einer steifen Brise im Gesicht fühlt man sich als Purespeed-Pilot schon bei Autobahntempo 120 wie im Auge eines Hurricans.

Mit Halo-Sicherheitsbügel aus der F1

Ganz neu ist übrigens die radikale Purespeed-Idee auch im Hause Mercedes und AMG nicht. Der offene Doppelsitzer mit dem aus der Formel 1 entlehnten Halo-Sicherheitsbügel erinnert etwas an den legendären, in den 1950ern erfolgreichen Mercedes 300 SLR – vor allem aber an den Mercedes SLR McLaren Stirling Moss, der als Kleinserienmodell (75 Exemplare) bis 2009 gebaut wurde.

Keine Frage, die Optik des Purespeed ist gewagt – und seine puristische Ausstattung ebenfalls. Das optisch auffällige Sicherheitssystem besteht aus einem Stahlrohrbügel, der gabelförmig mit der Rohbaustruktur des Fahrzeugs verbunden ist und zusammen mit dem festen Überrollschutz für die nötige Steifigkeit sorgt. Im Cockpit gibts das aus dem SL bekannte Hochkant-Display und eine in Karbon eingefasste Analog-Uhr aus dem Hause IWC, bequeme Ledersitze sowie ein griffiges Lenkrad.

Die beiden mit dem Fahrzeug ausgelieferten Integralhelme sind nicht nur farblich aufs Äussere des Doppelsitzers abgestimmt, sondern sorgen mit dem integrierten Funksystem auch dafür, dass sich Fahrer und Co-Pilot selbst dann ungestört unterhalten oder telefonieren können, wenn bei flotter Fahrt der orkanartige Fahrtwind durchs Cockpit pfeift.

Der Antrieb des rund 1,9 Tonnen schweren Mercedes AMG Purespeed ist kaum minder spektakulär als das Design des Fahrzeugs. Der aufgeladene V8-Verbrenner leistet wie im Basisfahrzeug SL 585 PS (430 kW) und 800 Nm Drehmoment. Obwohl diese Leistung imposant ist, wundern wir uns trotzdem, dass AMG für den exklusiven Purespeed nicht noch einige Extra-PS mehr aus dem Vierliter-Turbo herausgekitzelt hat.

In 3,6 s auf Tempo 100, Spitze 315 km/h

Doch auch so mangelt es dem offenen Spassmacher nicht an Power. Wer genügend Mut aufbringt und sich nicht am Sturm und den zerrenden Kräften am Helm stört, beschleunigt nicht nur einmal kurz aus dem Stand auf Tempo 100 in 3,6 Sekunden, sondern lässt dem Rennboliden gemäss seiner Modellbezeichnung bis 315 km/h Spitze freien Lauf. Die Keramik-Hochleistungsbremsen garantieren danach eindrucksvolle Verzögerungswerte und geben so dem Purespeed-Fahrer ab dem ersten Meter ein sicheres Gefühl.

Steckbrief: Mercedes AMG Purespeed

Antrieb: 4,0-V8-Turbo-Benziner, 585 PS (430 kW), 800 Nm, 9-Gang-Automatikgetriebe, 4x4
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,6 s, Spitze 315 km/h
Masse: L/B/H 4,71/1,92/1,36 m, Leergewicht ca. 1900 kg
Umwelt: Verbrauch Werk 13,0 l/100 km, 300 g CO₂/km, Energieeffizienz G
Preis: ab 920’000 Euro netto, ohne Steuern

Antrieb: 4,0-V8-Turbo-Benziner, 585 PS (430 kW), 800 Nm, 9-Gang-Automatikgetriebe, 4x4
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,6 s, Spitze 315 km/h
Masse: L/B/H 4,71/1,92/1,36 m, Leergewicht ca. 1900 kg
Umwelt: Verbrauch Werk 13,0 l/100 km, 300 g CO₂/km, Energieeffizienz G
Preis: ab 920’000 Euro netto, ohne Steuern

Dank des aufwendigen Technikpakets lässt sich der 4,71 Meter lange Roadster genau so entspannt oder schnell bewegen wie der ganz normale AMG SL 63. Denn technische Details wie das Verstellfahrwerk, Allradantrieb oder eine mitlenkende Hinterachse bietet auch die Purespeed-Kleinserie. In schnellen Kurven sorgen die ausgefeilte Aerodynamik, eine hydraulische Wankstabilisierung und die exzellente Lenkung dafür, dass der Fahrer fast schon spielend durch schnelle Kurvenkombinationen huscht und normalerweise gefährliche Lastwechsel ohne Folgen bleiben. Imposant, wie effizient der Zweisitzer seine Kraft selbst in Kurven auf die Strasse bringt und sich die 21-Zöller dabei förmlich mit der Fahrbahn zu verzahnen scheinen.

Fazit: Der Mercedes AMG Purespeed macht seiner Bezeichnung alle Ehre. Sein Auftritt ist laut, aber auch extrem schnell. Prima für die ganz grosse Show auf kurvenreichen Bergstrassen, aber auch ideal fürs coole Posen auf der Flaniermeile. Allerdings sollte man dann vorher den Wetterbericht studieren, sonst wird man im offenen Purespeed ohne Dach bei einem plötzlichen Gewitter schneller nass, als einem lieb ist.

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