Darum gehts
- Verkehrslärm betrifft 112 Millionen Europäer und hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen
- Strassenverkehr ist die Hauptquelle, Kinder und Jugendliche besonders gefährdet
- In der Schweiz sind 2,1 Millionen Menschen von Verkehrslärm betroffen, besonders tagsüber
112 Millionen Menschen in Europa sind gesundheitsschädlichem Verkehrslärm von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt. Das zeigt eine neue Studie der EU für 31 Länder, darunter die Schweiz. Für die Betroffenen ist das mehr als nur unangenehm. Der Lärm von Strassen, Schienen und Flugzeugen kann gesundheitsschädlich und im schlimmsten Fall tödlich sein. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Studie.
Wie ist die Lage in der Schweiz?
Wie in ganz Europa ist auch in der Schweiz der Strassenverkehr die am weitesten verbreitete Quelle von Verkehrslärm. 1,8 Millionen Menschen hierzulande sind am Tag von Strassenlärm betroffen, der den EU-Grenzwert von 55 Dezibel übertrifft. Das entspricht einem Fünftel der Bevölkerung. Deutlich geringer ist die Zahl der Lärmopfer in der Nacht mit rund 850'000 Betroffenen.
Rechnet man den Lärm des Schienenverkehrs und den Fluglärm dazu, ist es am Tag für 2,1 Millionen Menschen (24 %) in der Schweiz zu laut und in der Nacht für knapp 1 Million (11 %). Im europäischen Vergleich steht die Schweiz damit in der Nacht gut da. Doch tagsüber gibt es Verbesserungspotenzial. Deutlich höher als in der Schweiz ist die Lärmbelastung in Frankreich (Tag 36 %, Nacht 21 %) und Deutschland (Tag 26 %, Nacht 18 %).
Was sind die Folgen für die Gesundheit?
Die chronische Lärmbelastung durch den Verkehr trage in Europa jährlich zu 66'000 vorzeitigen Todesfällen bei, schreiben die Studienautoren. Sie führe ausserdem zu 50'000 neuen Fällen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 22'000 Fällen von Typ-2-Diabetes. Lärm könnte zudem zu einem erhöhten Risiko für Demenz und Depressionen führen.
Besonders anfällig sind Kinder und Jugendliche: Hier werden hohe Lärmpegel mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensstörungen sowie Übergewicht in Verbindung gebracht.
«Durch verkehrsbedingte Lärmbelastung gehen in Europa jährlich 1,3 Millionen gesunde Lebensjahre verloren», heisst es in der Studie. Dies entspricht jährlichen wirtschaftlichen Kosten von mindestens 95,6 Milliarden Euro, etwa 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Region.
Welche Lösungen gibt es?
Lärmgeplagte Städte können den Strassenlärm mit verschiedenen Mitteln bekämpfen. Besonders hilfreich ist es, den Verkehr zu reduzieren. So etwa durch Fahrverbote oder durch die Verlagerung in Tunnel oder weniger bewohnte Gebiete. Nützlich sind auch bauliche Massnahmen wie Lärmschutzwände und Schallschutzfenster.
Einen entscheidenden Einfluss auf die Lautstärke hat bei Autos die Geschwindigkeit. Elektroautos sind nur bis zu einem Tempo von etwa 50 km/h leiser als Verbrenner. Bei höheren Tempi kommt ein Grossteil des Geräuschs vom Luftwiderstand und den Reifen. Der Schweizer Lärmforscher Martin Röösli plädiert deshalb für Tempo 30 innerorts als wichtigste Antilärm-Massnahme.