Produktoffensive an der IAA
China hat sich Europa auf die Fahne geschrieben

Die Chinesen trumpfen auf der IAA Mobility in München gross auf. Hinter der Produktoffensive steckt ein notwendiges Kalkül. Die Autobauer aus dem Reich der Mitte sind in Europa zum Erfolg verdammt, um ihr Überleben auf dem Heimatmarkt zu sichern.
Publiziert: 07:22 Uhr
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Noch vor zehn Jahren war die IAA fest in deutscher und europäischer Hand, die chinesischen Hersteller waren bestenfalls belächelte Exoten. Das hat sich grundlegend gewandelt.
Foto: Mercedes-Benz AG

Darum gehts

  • Chinesische Autohersteller drängen verstärkt auf den europäischen Markt
  • BYD präsentiert Seal 6 DM-i Touring mit 1350 km Reichweite
  • Über 100 chinesische Unternehmen, darunter 30 Automarken, auf IAA 2025 vertreten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Wolfgang GomollFreier Mitarbeiter Auto & Mobilität

Ob BYD, MG, Leapmotor oder XPeng: Kaum eine Woche vergeht, in der nicht von neuen Marken oder Modellen aus dem Reich der Mitte berichtet wird, die nach Europa drängen. Die Ambitionen der chinesischen Hersteller werden auch an der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung IAA in München (9. bis 14. September) deutlich. Noch vor zehn Jahren war die IAA fest in deutscher und europäischer Hand, die chinesischen Hersteller waren bestenfalls belächelte Exoten. Das hat sich grundlegend gewandelt. 

Die IAA 2025 mutiert zur bislang grössten Bühne für Chinas Autohersteller in Europa. Mehr als 100 Unternehmen aus der Volksrepublik sind vertreten, darunter über 30 Automarken – ein Drittel mehr als noch 2023. Die Botschaft ist klar: Die Hersteller aus China schalten im Angriffsmodus ein paar Gänge hoch, und zwar in allen Segmenten: vom Einstiegs-E-Roller von Yadea bis zur Luxuslimousine von Hongqi. Warum diese Wucht? Weil der Heimatmarkt unter Überkapazitäten, Preiskämpfen und sinkenden Margen ächzt. Der Export ist zur strategischen Notwendigkeit geworden. Europa – vor allem Deutschland – gilt als der härteste und prestigeträchtigste Prüfstein. Wer auf der Autobahn überzeugt, gewinnt Glaubwürdigkeit bei Kunden, Handel und Investoren.

BYD bringt Super-Hybrid

BYD nutzt das Schaulaufen in München für eine breit angelegte Modelloffensive. Im Mittelpunkt steht die Europapremiere des Seal 6 DM-i Touring, des ersten Kombis der Marke für den europäischen Markt. Der Plug-in mit BYDs «Super-Hybrid»-Technologie soll eine kombinierte Reichweite von bis zu 1350 Kilometern bieten. Auch BYDs Premium-Submarke Denza ist mit dem Van D9 und dem Flaggschiff Z9 GT vertreten.

XPeng – gerade erst in der Schweiz debütiert – gewährt in München einen Ausblick auf seine nächste E-Limousine P7. «Der P7 ist mehr als ein Auto – er ist in Form und Funktion die Antwort von XPeng auf das KI-Zeitalter», sagt CEO und XPeng-Namensgeber He Xiaopeng. Neben der hübschen Optik ist auch die Technik auf dem neuesten Stand: Die neue 800-Volt-Architektur verkürzt die Ladezeiten deutlich und soll die Marke technologisch in die erste Liga bringen. Ergänzt wird der Auftritt durch die SUVs G6 und G9 (Schweizer Marktstart noch 2025) sowie den Van X9.

Leistungsstark und digital

Avatr, das Premium-Joint-Venture von Changan und CATL, zeigt gleich vier Serienmodelle – wie immer stringent nummeriert: 06, 07, 11 und 12. Dazu gesellt sich ein neues Concept Car. Die Marke positioniert sich klar im oberen Segment: lange Reichweiten, hohe Leistung, luxuriöse Innenräume und digitaler Bedienfokus. Mutterkonzern Changan nutzt die Messe für den offiziellen Deutschlandstart der Submarke Deepal. Gezeigt werden der vollelektrische SUV S07 und der kompaktere E-Crossover S05. Ziel ist es, die Marke in Europa zu etablieren und parallel ein Händlernetz aufzubauen.

Unter dem Dach von Dongfeng präsentiert Forthing den Plug-in-Van Forthing 4, den grösseren Luxus-Van Forthing 9 sowie die Limousine Forthing 7. Letztere als Range-Extended Electric Vehicle (REEV) mit einem 28-kWh-Akku für bis zu 130 Kilometer elektrische Reichweite. Der Forthing 7 ist ab rund 38'000 Euro erhältlich und richtet sich vor allem an Familien und Flottenkunden.

Luxus und faire Preise

Hongqi ist in China als Hersteller von Staatslimousinen bekannt und präsentiert in der bayerischen Landeshauptstadt seine aktuelle Luxuspalette. Die «Rote Fahne» – so die deutsche Übersetzung des Markennamens – will sich im europäischen Premiumsegment positionieren, mit opulentem Design, üppiger Ausstattung und einer Mischung aus Elektro- und Hybridantrieben.

Mit seiner E-M Aion bringt GAC den 4,60 Meter langen E-Crossover Aion V und den kompakten Aion UT nach München. Während sich der Aion V mit dem Skoda Enyaq und dem VW ID.4 messen will, tritt der Aion UT gegen den VW ID.3 an. Das Versprechen: viel Reichweite und Ausstattung zu mehr als fairen Preisen kombiniert mit moderner Software. Doch während Aion demnächst in Deutschland startet, dauerts in der Schweiz wohl noch bis 2027.

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