Schuss gegen billige E-Autos geht nach hinten los
China umgeht EU-Zölle mit mehr Hybrid-Modellen

Mit Strafzöllen will die EU verhindern, dass billige E-Autos aus China die hiesigen Märkte fluten. Chinas Autohersteller setzen deshalb zunehmend auf Plug-in-Hybride. Was bedeutet der Strategiewechsel?
Publiziert: 20.08.2025 um 07:10 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2025 um 17:26 Uhr
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Chinesische Autos warten im Hafen der Millionenmetropole Lianyungang auf den Export per Schiff. In der EU fallen seit 2024 Strafzölle für E-Autos aus China an.
Foto: IMAGO/Avalon.red

Darum gehts

  • Chinesische Autohersteller umgehen EU-Strafzölle mit Plug-in-Hybriden
  • BYD verkaufte im ersten Halbjahr 2025 20'000 Plug-in-Hybride in Europa
  • BYD plant Produktion in Ungarn und der Türkei
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Gabriel KnupferRedaktor News

Seit Oktober 2024 verlangt die EU Strafzölle auf chinesische Elektroautos. Bis zu 35 Prozent müssen die Hersteller aus dem Reich der Mitte zusätzlich bezahlen. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, reagieren die grossen Player BYD, Geely und SAIC mit einem Strategiewechsel. Sie exportieren vermehrt Plug-in-Hybride nach Europa. Denn: Diese sind von den Strafzöllen nicht betroffen.

Allein von BYD wurden im ersten Halbjahr 2025 schon 20'000 Plug-in-Hybride in Europa zugelassen, wie das deutsche ZDF berichtet. Das sind mehr als dreimal so viel wie im gesamten Jahr 2024. Und diese Zahl könnte noch massiv steigen: Der grösste chinesische Autokonzern BYD will demnächst weitere Plug-in-Modelle für den europäischen Markt präsentieren. Denn bisher gibt es beispielsweise in Deutschland erst den Seal als Plug-in. In der Schweiz, wo die EU-Zölle nicht gelten, hat BYD hingegen nur Elektroautos im Angebot.

EU torpediert Klimaziele

Finanziell macht die neue Strategie Sinn: Ein Stromer von BYD wird aktuell mit einem Zoll von 27 Prozent belastet. Bei einem Plug-in gilt hingegen nur der Basiszoll von 10 Prozent. Das ergibt schnell einmal einen Unterschied von mehreren Tausend Franken im Verkaufspreis oder der Marge.

Werden die China-Hybride nun ähnlich wie die Stromer an den Marktanteilen der europäischen Hersteller nagen? Für Experte Stefan Bratzel (58) vom deutschen Center of Automotive Management (CAM) dürften die Chinesen zumindest kurzfristig zulasten der Europäer zulegen, wie er dem ZDF sagte. Mittelfristig würden die Hersteller aber die Stromer wieder in den Mittelpunkt rücken. «Allein schon, um die CO2-Vorgaben zu erfüllen.»

Die EU hingegen hat sich verrechnet. Sie schafft es mit den Strafzöllen nicht, die eigene Autoindustrie wirksam zu schützen. Und sie torpediert mit den Zöllen erst noch die eigenen Klimaziele, wenn nun tatsächlich mehr Plug-in-Hybride verkauft werden. Denn auch diese verursachen CO2 und dürfen – Stand heute – ab 2035 in der EU nicht mehr neu zugelassen werden.

Produktion bald in Europa

Wahrscheinlich ist die Plug-in-Offensive der Chinesen aber ohnehin nur vorübergehend. Um die EU-Zölle zu umgehen, produziert BYD künftig in Ungarn und in der Türkei. Besonders das Werk in der Türkei ist wegen der tiefen Lohnkosten ideal, um den europäischen Markt künftig mit preiswerten Stromern zu beliefern. Denn für Autos aus der Türkei gilt der Zollsatz von 10 Prozent nicht, den die EU sonst auf Fahrzeugimporte erhebt.

Im Januar berichtete die Agentur Reuters zudem, dass chinesische Firmen sich für Standorte in Deutschland interessieren, die der VW-Konzern loswerden will. Die Hersteller aus China zeigen damit einmal mehr, wie schnell sie auf neue Herausforderungen reagieren können. Ob die europäischen Autobauer eine ebenso gute Antwort auf Donald Trumps Zölle finden, wird sich zeigen.

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