Lynk & Co startet 2026 in der Schweiz
Der Newcomer aus China, der gar keiner ist

Mit Autos im Abo-Modell à la Netflix wollte Lynk & Co Europa im Sturm erobern. Fünf Jahre nach dem Start wechselt das China-Start-up mit schwedischer DNA die Strategie und bietet ab 2026 drei Modelle zum Kauf an – erstmals auch in der Schweiz.
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2016 erblickt die Marke Lynk & Co das Licht der Welt. Hier wird im schwedischen Göteborg erstmals der Plug-in-SUV 01 der Öffentlichkeit präsentiert.
Foto: Björn Olsson

Darum gehts

  • Lynk & Co wird zur klassischen Automarke und fokussiert auf Verkauf
  • Drei Modelle: 01 (Plug-in-Hybrid), 02 (Elektro) und 08 (Plug-in-Hybrid-Flaggschiff)
  • Ab 2026 in 25 europäischen Märkten mit 150 Verkaufsstandorten aktiv
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Eine neue Automarke in Europa zu etablieren, ist etwa so herausfordernd, wie als Laie den Mount Everest erklimmen zu wollen. Wobei Ersteres einfacher wird, wenn einer der mittlerweile grössten Autobauer der Welt wie ein Sherpa zur Seite steht. Die Rolle des erfahrenen Bergsteigers nimmt in dieser Geschichte Geely ein: jenes chinesische Grossunternehmen (hier gehts zum Porträt), das in den letzten Jahren traditionsreiche Marken wie Volvo, Polestar und Supersportwagenbauer Lotus vereinnahmt, Mercedes-Tochter Smart zur jungen Elektromarke umgebaut und mit Zeekr einen der aktuell aufstrebendsten E-Auto-Hersteller der Welt aufgebaut hat.

Seit einigen Jahren mischt auch Lynk & Co bei Geelys Sturm auf den europäischen Autogipfel mit. Doch nicht nur beim Namen (Aussprache: Link and Ko) wählt die Submarke bisher ihre ganz eigene Route. «Wir sind das Netflix der Autoindustrie», verkündete der damalige CEO Alain Visser beim Europa-Start 2020. Das erdachte Geschäftsmodell von Lynk & Co: Autos nicht zum Kauf, sondern im monatlichen Abo anzubieten und es dem Kunden dabei möglichst einfach zu machen. «Wir eliminieren alles, was am Autokauf nervt», hiess es damals. Anfangs stand nur ein Modell mit zwei Antrieben und in nur wenigen Farben zur Wahl. Aber keine Optionen, keine Händlerbesuche, kein Feilschen um Rabatt und Winterpneus. Service, Reifenwechsel, Reparaturen – um alles kümmert sich Lynk & Co. Nur tanken muss der Kunde selbst.

Das Abo verschwindet

Autos im Abo sind eigentlich nichts Neues: In der Schweiz tummeln sich etliche Anbieter von Auto-Abos wie Carvolution, Carify oder Clyde. Der Erfolg bisher: überschaubar. Und auch Hersteller wie Cadillac, Volvo, Mercedes oder BMW hatten ähnliche Angebote – haben ihre Auto-Abo-Ableger aber längst wieder eingestellt. Und auch Lynk & Co wird sein abonnementbasiertes Geschäftsmodell schrittweise beenden. Angeblich nicht, weil es gescheitert sei, sondern weil sich der Fokus verschoben habe: vom Abo-Pionier zum Retail-Brand, wie das Unternehmen schreibt. Auf gut Deutsch: Lynk & Co wird zur klassischen Automarke und fokussiert neu auf den Verkauf statt aufs Verleihen. Oder wie es Nicolas López Applegren, der vor zwei Jahren auf CEO Alain Visser folgte, sagt: «Die Phase von Sturm und Drang ist vorbei. Die Ära strategischer Reife hat begonnen.»

Zum Erwachsenwerden der Marke gehört auch, dass ab sofort nicht nur ein, sondern drei Modelle zur Auswahl stehen:

Lynk & Co 01

Der vor fünf Jahren in Europa lancierte 01 bleibt weiterhin im Angebot, wird seit Ende 2024 aber auch in einer überarbeiteten Version angeboten. Neu steht beim 4,54 Meter langen Kompakt-SUV (basiert auf dem XC40 der Schwestermarke Volvo) nur noch die Variante mit Plug-in-Hybrid-Antrieb zur Wahl – die nicht aufladbare Hybridversion entfällt. Dreizylinder-Benziner und E-Motor kommen neu zusammen auf 276 PS (206 kW) und 535 Nm Systemleistung, die rein elektrische Reichweite steigt von 70 auf 75 Kilometer. Der Verbrauch laut WLTP liegt bei 0,9 l/100 km.

Lynk & Co 02

Ebenfalls seit Ende 2024 hat Lynk & Co mit dem 02 den ersten reinen Stromer im Angebot. Der 4,46 Meter lange Crossover (teilt sich die Plattform mit dem Volvo EX30 und Smart #1) wird allerdings nur in einer Version mit Heckantrieb und 272 PS (200 kW) angeboten und kommt, anders als die Konzernbrüder, vorerst nicht mit 4x4. Der 66-kWh-Akku soll bis zu 445 Kilometer Reichweite ermöglichen und ist am DC-Schnelllader in 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt.

Lynk & Co 08

Als «bahnbrechenden Meilenstein» hat Lynk & Co Anfang 2025 das neue Flaggschiff der Marke vorgestellt. Der 4,82 Meter lange SUV 08 setzt wie der kleinere 01 auf ein Plug-in-System, bei dem allerdings ein Vierzylinder-Benziner neben dem E-Motor für Vortrieb sorgt. Die Systemleistung, die nur über die Vorderachse abgegeben wird, beträgt maximal 350 PS (257 kW) und 580 Nm. Gross auftrumpfen kann der 08 mit seiner elektrischen Reichweite von bis zu 200 Kilometern – kombiniert soll der SUV gar über 1000 Kilometer schaffen. Dank Schnellladefunktion kann der Akku unterwegs in 33 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt werden.

Ausleihen und Geld verdienen

Übrigens: Auch wenn die Fahrzeuge nicht mehr im Abo angeboten werden, können sie dank integrierter Car-Sharing-Technologie weiterhin geteilt werden – mit Freunden, Nachbarn oder einfach Leuten, die kurzfristig ein Auto brauchen. Via Lynk & Co-App werden die Autos verwaltet und zugänglich gemacht. Seit dem Start 2021 seien über 30'000 Buchungen abgeschlossen und mehr als 1,7 Millionen Euro an die Fahrzeughalter ausbezahlt worden. Wer sein Auto ausleiht, kann also wie bei klassischen Car-Sharing-Unternehmen auch noch Geld verdienen.

Der grösste Vorteil von Lynk & Co in Europa: Obwohl die Marke unter chinesischer Flagge fährt, ist sie im Kern schwedisch und arbeitet am Hauptsitz in Göteborg wie ein Tochterunternehmen eng mit Volvo zusammen. Die Fahrzeuge werden allerdings – wie etwa von Polestar oder Smart – in China produziert, und nicht wie von Volvo im belgischen Werk in Gent. Dafür kann Lynk & Co wiederum das Händler- und Werkstattnetz der Schweden nutzen, womit der Kostendruck erheblich sinkt.

Der Preis entscheidet

Mit den drei ab 2026 dazukommenden Ländern Tschechien, Österreich und Schweiz ist Lynk & Co in 25 europäischen Märkten mit rund 150 offiziellen Verkaufsstandorten und über 350 autorisierten Werkstätten aktiv. In der Schweiz, die laut Unternehmen «ein Markt ist, der Premium schätzt, Innovation aber noch mehr liebt», sollen es ab Anfang nächsten Jahres vorerst zehn Händler sein, die die Modelle anbieten.

Doch mit dem Strategiewechsel ist man wohl auch in Göteborg zur Erkenntnis gelangt: Netflix funktioniert beim Streaming, aber noch nicht bei Autos. Und so entscheiden auch bei Lynk & Co letztlich vor allem die Preise, ob die Autos bei den Kunden ankommen. Für die Schweiz stehen sie noch nicht fest, deshalb ein Blick nach Deutschland: Günstigstes Modell ist der Kompakt-E-SUV 02, der bei umgerechnet rund 33'600 Franken beginnt. Beim 01 gehts ab rund 40'000, beim grösseren 08 ab 52'200 Franken los. Mit Blick auf die Konkurrenz klingt das vielversprechend – doch ob das reicht, um den Gipfel des europäischen Automarkts zu erklimmen?

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