Darum gehts
- E-Auto-Verkäufe stagnieren in der Schweiz trotz Hoffnungen auf Aufschwung
- Mangel an Ladestationen in Mietwohnungen ist grösste Hürde für E-Mobilität
- Experten fordern staatliche Fördermassnahmen, um E-Auto-Anteil zu erhöhen
Ein Blick in die Statistik sagt mehr als 1000 Worte: 2023 waren 20,9 Prozent aller verkauften Neuwagen in der Schweiz reine Stromer. Ein Jahr später warens nur noch 19,3 Prozent, in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres 19,9 Prozent. Statt Aufschwung, wie von Herstellern, Importeuren und Staat erhofft, heisst es Stagnation. Über die Gründe haben wir zu Beginn des Jahres schon umfangreich berichtet.
Zwar hat sich die Lage seither leicht entspannt und die E-Auto-Verkaufszahlen steigen wieder. Doch das ausgegebene Ziel des Bundes, wonach Steckerfahrzeuge (reine Stromer plus Plug-in-Hybride) bis Ende Jahr einen Marktanteil von 50 Prozent erreichen sollen, wird – Stand heute – meilenweit verpasst.
Eine gemeinsame Studie des Vergleichsportals Comparis und der Zürcher Fachhochschule Kalaidos hat nun die Wirkung von Fördermassnahmen im Bereich E-Mobilität in der Schweiz untersucht und bei Autofahrerinnen und Autofahrern nachgefragt, wo ihrer Meinung nach die Hürden beim Kauf eines E-Autos liegen.
Fehlende Ladeinfrastruktur als grosses Manko
Nach wie vor nennt über ein Drittel der Befragten den höheren Anschaffungspreis gegenüber Verbrennern als Haupthinderungsgrund – auch wenn dies bei manchen vergleichbaren Modellen wie Karoq und Elroq von Skoda längst nicht mehr der Fall ist. Auch sonst wächst das Angebot an kleineren und günstigeren Stromern stetig. 15 Prozent nannten die Reichweite als grösstes Manko, 14 Prozent die unökologische Batterieherstellung.
Doch das grösste Hindernis beim Kauf eines E-Autos ist nach wie vor der Mangel an Ladestationen. Während das öffentliche Ladenetz schon als gut ausgebaut gilt, ist die Ausgangslage im privaten Bereich schlecht. Der Mangel an Ladestationen in Mietwohnungen, wo fast 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung lebt, stellt für die Befragten eine wesentliche Hürde für den Umstieg auf Elektro dar.
Auch die drei im Rahmen der Studie interviewten Experten Katja Christ (Nationalrätin GLP), Thomas Steiner (Geschäftsleiter E-Mobilität Helion AG) und Marco Wyss (Projektleiter Swiss eMobility) sehen die fehlende Ladeinfrastruktur im Privatbereich als grösste Hürde. Sie plädieren für staatliche Massnahmen wie ein «Recht auf Laden»-Gesetz und gezielte finanzielle Anreize für Immobilienbesitzer und Investoren.
Bürokratische Hürden und uneinheitliche Förderung
Finanzielle staatliche Fördermassnahmen wie Steuerermässigungen, Kaufprämien oder Subventionen hätten auch aus Sicht der Befragten die grösste Wirkung. Die Untersuchung zeigt aber auch: Die fehlende schweizweit koordinierte Fördermassnahmen und bürokratische Hürden wirken behindernd.
Ein einheitliches, nationales Förderprogramm gibt es nicht. Die Förderung geschieht hauptsächlich auf kantonaler und regionaler Ebene, wobei es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen und Gemeinden gibt.
Der E-Mobilitätsmarkt Schweiz wurde im Rahmen einer von Comparis betreuten Masterarbeit an der privaten Zürcher Fachhochschule Kalaidos untersucht. Hierbei wurden sowohl eine repräsentative Befragung in allen Regionen der Schweiz bei 1011 Befragten wie auch qualitative Interviews mit den drei im Artikel erwähnten Experten Katja Christ, Thomas Steiner und Marco Wyss durchgeführt.
Der E-Mobilitätsmarkt Schweiz wurde im Rahmen einer von Comparis betreuten Masterarbeit an der privaten Zürcher Fachhochschule Kalaidos untersucht. Hierbei wurden sowohl eine repräsentative Befragung in allen Regionen der Schweiz bei 1011 Befragten wie auch qualitative Interviews mit den drei im Artikel erwähnten Experten Katja Christ, Thomas Steiner und Marco Wyss durchgeführt.
Das führt zu Uneinheitlichkeit: Je nach Ort gibt es Kaufprämien für Elektroautos oder Nachlässe, wie etwa für eine gewisse Zeit bei der Verkehrssteuer auf Elektroautos. Zusätzlich wird der Ausbau von privaten und öffentlichen Ladestationen je nach Ort gefördert. Kantone wie Zug und Zürich gelten dabei als führend im E-Mobilitätsmarkt und haben umfassende Förderprogramme umgesetzt.