Rasante Entwicklung bei Ladestationen und E-Autos
Hat die Schweiz ein Lade-Problem?

Immer mehr Elektroautos locken Kunden mit schnellen Ladegeschwindigkeiten von über 300 Kilowatt. Doch wie sieht es mit den Ladesäulen aus – kommen Technik und Infrastruktur überhaupt noch mit? Ein Blick auf die Situation in der Schweiz.
Publiziert: 12.05.2025 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2025 um 10:54 Uhr
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Rund 20’000 öffentliche Ladepunkte an insgesamt 15’800 Ladestationen stehen in der Schweiz für E-Autofahrende bereit.
Foto: Zvg

Darum gehts

  • In der Schweiz gibt es laufend mehr Ladestationen für E-Autos, viele davon sind langsam
  • BMW und Mercedes bringen endlich ebenfalls neue Modelle mit stärkerer Ladeleistung
  • Rund 20’000 öffentliche Ladepunkte an 15’800 Ladestationen in der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Es gäbe immer noch viel zu wenig öffentliche Lademöglichkeiten, führen Skeptiker der E-Mobilität immer wieder ins Feld. Allerdings gibt es in der Schweiz laufend mehr und immer leistungsfähigere Ladestationen: Inzwischen existieren (Stand: Ende März 2025) rund 20'000 öffentliche Ladepunkte an insgesamt 15'800 Ladestationen – pro Säule können mehrere Ladepunkte zur Verfügung stehen.

Viele der Säulen laden jedoch nur «langsam» mit Wechselstrom: Rund 5700 Ladepunkte mit 3,7 bis 21 Kilowatt (kW), knapp 11’000 Ladepunkte mit 21 bis 42 kW. Immerhin: Rund 1500 Stecker erbringen Leistungen von mehr als 100 kW. Und seit neustem gibts in der Schweiz sogar einige Lader (wie beispielsweise die Electra-Ladesäule am Bucheggplatz in Zürich), die mit bis zu 400 kW laden können. Übrigens: Wie der Elektromobilitätsverband Swiss E-Mobility auf seiner Ladepreiskarte anzeigt, kostet der Strom an den öffentlichen Ladesäulen in der Schweiz durchschnittlich 0.65 Fr. pro Kilowattstunde (kWh, Stand: Ende April 2025).

Elektroautos laden immer schneller

Doch die Leistung der Ladesäulen nützt nicht viel, wenn die Elektroautos die höheren Ladetempi nicht verkraften. Deshalb bringt zum Beispiel BMW mit den ab Ende Jahr erscheinenden Modellen iX3 und i3 den ersehnten Ladeturbo. Denn bisher war durch die 400-Volt-Plattformen der Münchner bei rund 200 kW Schluss. Auch Mercedes erwacht endlich aus dem Lade-Winterschlaf und bringt mit dem im Sommer neu startenden Mercedes CLA einen Stromer, der mit über 300 kW laden kann. Die Konkurrenz ist teils sogar schon weiter: Seit Jahren tanken Modelle wie der Audi E-Tron GT, der Kia EV6 oder der Porsche Taycan mit mehr als 250 kW. Und auch an den Superchargern von Tesla ist man trotz unverändert fehlender 800-Volt-Ladetechnik mit Ladegeschwindigkeiten bis 250 kW unterwegs.

Der chinesische Autogigant BYD geht noch weiter und stellt für seine neue Plattform Ladetempi von bis zu 1000 kW in Aussicht! Die parallel dazu mitentwickelten Hypercharger-Ladestationen der Chinesen schaffen dank besonders dicken Leitungen und einer speziellen Flüssigkeitskühlung bis zu 1360 kW Leistung. Erste Säulen sollen bereits im Testbetrieb funktionieren. «Diese neue Technologie trägt dazu bei, den grössten verbleibenden Kritikpunkt der Nutzer von Elektrofahrzeugen zu beseitigen», freut sich Wang Chuanfu, Vorstandsvorsitzender der BYD Group.

Es braucht weitere Ladestationen

Von der Technik allein hängt das Tempo der Ladestationen allerdings nicht ab. Auch die Rahmenbedingungen spielen eine Rolle: So muss das lokale Stromnetz die entsprechende Spannung zur Verfügung stellen können, andernfalls bringt die stärkste Ladesäule nichts. Zudem muss die Stromstärke dauerhaft und auch zu Spitzenzeiten stabil bleiben – selbst wenn an den Schnellladern mehrere Fahrzeuge gleichzeitig nachtanken.

Nach wie vor ist es für die E-Auto-Fahrer ein Ärgernis, wenn sich ein zweiter Stromer an der Station nebenan anstöpselt und sich das Ladetempo dadurch um die Hälfte reduziert. Zudem müssen die Hersteller der Ladesäulen das Gewicht der Ladestecker in den Griff bekommen: Stecker samt Kabel dürfen nicht noch schwerer und damit unhandlicher für die Nutzer werden. Gleichzeitig müssen die Ladekabel aber gekühlt werden, da das hohe Ladetempo Hitze verursacht und nach grösseren Kabeldurchmessern verlangt.

Immer mehr, immer schneller

Neben dem immer grösser werdenden Druck der Hersteller, deren neue Akku-Pakete immer höhere Ladegeschwindigkeiten erlauben, verlangt auch der Nutzfahrzeug- und LKW-Bereich auf der Langstrecke nach Ladetempi, die erst jenseits der 300 bis 350 Kilowatt beginnen. Denn längst nicht alle LKW können am heimischen Standort oder beim Kunden nachgetankt werden. Entgegen dem Mythos, es gäbe immer noch zu wenig öffentliche Lademöglichkeiten, ist die Realität eine andere: Allein bis Ende Jahr sollen laut der «Roadmap 2025» des Bundes die 15’800 in der Schweiz verbauten öffentlichen Ladestationen auf 20’000 wachsen.

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