E-Quote für Firmenfahrzeuge ab 2030
Trickst die EU beim Verbrennerverbot?

Die EU in Brüssel will offenbar bei den Flotten ansetzen, um das Verbrenner-Aus zu beschleunigen. Firmen befürchten eine E-Quote von 100 Prozent im Jahr 2030. Davon wäre die Mehrheit aller Neuzulassungen in Europa betroffen.
Publiziert: 09.07.2025 um 15:30 Uhr
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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lässt aktuell das Verbrenner-Aus ab 2035 überprüfen. Doch die Signale aus Brüssel sind uneinheitlich.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Eine E-Quote für Firmenflotten könnte das Verbrenner-Aus beschleunigen
  • Bis zu 75 Prozent E-Autos in Flotten ab 2027, 100 Prozent ab 2030
  • Studie warnt vor Arbeitsplatzverlust bei Aufweichung des Verbrennerverbots
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Die EU-Kommission überprüft das geplante Verbrennerverbot ab 2035. Doch wohin die Reise für Europas Autoindustrie geht, lässt sich aktuell kaum abschätzen. Zu uneinheitlich sind die Signale aus Brüssel. Jüngstes Beispiel: Die Kommission erwägt offenbar, die Quote für Elektroautos in Firmenflotten vorzeitig zu erhöhen.

Im Raum stehe eine E-Quote bei Neuwagen von bis zu 75 Prozent ab 2027 und bis zu 100 Prozent ab 2030, berichtet das deutsche Fachblatt «Automobilwoche» unter Berufung auf betroffene Firmen. Weil die EU den Flottenbegriff sehr weit fasst, würde eine solche Regelung das Verbrenner-Aus beschleunigen. Denn als Flottenfahrzeuge gelten zum Beispiel auch die Autos von Leasingunternehmen und Vermietern. 

Verbot «durch die Hintertür»

Die Leasingfirmen schlagen deshalb bereits Alarm: Mehr als die Hälfte aller in der EU verkauften Fahrzeuge würden von den Mitgliedern von Leaseurope zugelassen, sagte Direktor Richard Knubben der Fachzeitschrift. «Wenn die EU ab 2030 eine Elektroquote für Flotten einführt, würde dies – durch die Hintertür – effektiv einer Vorverlegung des Verbots von Verbrennungsmotoren im Jahr 2035 gleichkommen.»

Auch für Auto-Vermieter sind die Gedankenspiele aus Brüssel ein Problem. Letztes Jahr reduzierten Leihwagenfirmen wie Hertz und Sixt die Anzahl an angebotenen E-Autos deutlich. Eine geringe Nachfrage, hohe Reparaturkosten und ein schlechter Wiederverkaufswert machten die Stromer für die Vermieter unrentabel. Doch jetzt könnten Elektroautos für sie schon bald Pflicht werden.

Vorschlag bis Ende Jahr

Die EU-Kommission lässt sich aktuell noch nicht in die Karten blicken. Man werde bis Ende des Jahres einen Vorschlag zu den Firmenflotten vorlegen, teilte eine Sprecherin mit. Klar ist aber, dass hinter den Kulissen hart um die Zukunft der Autoindustrie gerungen wird.

Im März legte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) einen Aktionsplan für die Branche vor. Die wichtigsten Punkte: Erstens soll bei der Überprüfung des Verbrennerverbots keine Technologie von vornherein ausgeschlossen werden. Und zweitens sollen die Hersteller mehr Zeit bekommen, die immer schärferen CO₂-Ziele der EU zu erreichen, indem diese statt jährlich neu über drei Jahre eingehalten werden müssen.

Showdown am 12. September

Doch auch dieser Plan ist umstritten. Die Umweltorganisation Transport and Environment (T&E) warnt, dass eine Aufweichung des Verbrennerverbots bis zu eine Million Arbeitsplätze in Europa kosten könnte. Wenn die europäischen Firmen keine Führungsrolle in der E-Auto-Herstellung übernehmen, dann würden Fahrzeuge und Batterien künftig anderswo hergestellt werden, sagt T&E.

In der Autoindustrie selber sieht man das anders. Die Studie von T&E basiere auf falschen Annahmen, sagte ein Sprecher des Verbands der deutschen Autoindustrie (VDA) zur «Automobilwoche». Es sei nicht nachvollziehbar, dass eine schärfere Regulierung Jobs und Wachstum schaffe. Vielmehr drängt der VDA auf Technologieoffenheit. Die Idee dahinter: Dank E-Fuels könnte CO₂-Neutralität auch mit Verbrennungsmotoren erreicht werden. Am 12. September kommt es in Brüssel zum nächsten Showdown: Von der Leyen hat Branchenvertreter und NGOs wie T&E zur Diskussion in die EU-Zentrale geladen.

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