Dyson wollte Tesla jagen
Was wurde aus dem Staubsauger-Auto?

Dyson mischte nicht nur den globalen Markt der Staubsauger auf. Auch die Autoindustrie wollte James Dyson (73) ähnlich wie Tesla-Chef Elon Musk (48) mit einem selbst entwickelten Elektroauto erobern. Doch nun zog der Brite mitten im Entwicklungszyklus den Stecker.
Publiziert: 06.06.2020 um 16:36 Uhr
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Auf dem Malmesbury Campus in England tüftelte Staubsaugerhersteller Dyson an einem Elektro-Auto-Projekt.
Foto: ZVG.
Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Neben Tesla dürften selbst grosse Hersteller wie Toyota, VW, GM oder Honda aufgeatmet haben, als James Dyson (73) im vergangenen Oktober offiziell das Ende seines vielbeachteten Elektroauto-Projekts Dyson EV ankündigte. Obwohl die Antriebstechnik schon weit fortgeschritten und das Design des fünf Meter langen SUV mit sieben Plätzen innen wie aussen bereits fertig war, sah der britische Milliardär keine Chance, sein Elektrofahrzeug zu einem konkurrenzfähigen Preis auf den Markt zu bringen. Der von ihm kalkulierte Preis von mindestens 150’000 Euro sei zu hoch, um gegen die internationale Konkurrenz bestehen zu können.

Lange hatte es so ausgesehen, als sei das seit 2014 entwickelte Elektroauto die nächste Dyson-Erfolgsgeschichte. Ähnlich jener von Elon Musk (48) und Tesla. Experten zweifelten allerdings zuletzt daran, ob Dyson mit «nur» rund 2,5 Milliarden Euro Investitionen in kurzer Zeit eine Produktion und ein konkurrenzfähiges E-Auto auf den Weltmarkt bringen kann.

Unerfahrene Zulieferer

Zudem erfolgte die Entwicklung des Dyson-E-Fahrzeugs ohne nennenswertes Zutun grosser Autozulieferer in England, später sollte der Elektro-SUV in Singapur produziert werden. Einzig an Autoexperten mangelte es bei Dyson nicht. Besetzten zuletzt doch Leute wie der langjährige Aston-Martin-Chefingenieur Ian Minards oder Ian Robertson, der über zehn Jahre Vertriebsvorstand bei BMW war, Schlüsselpositionen bei der Entwicklung.

24-Zoll-Räder, 800 km Reichweite

Was hätte das Dyson EV geboten? Gigantische 24-Zoll-Räder. «Für geringeren Rollwiderstand und besser gegen Schlaglöcher», so James Dyson. Dank des fast 3,30 Meter langen Radstands liess sich ein 150-kWh-Akkupaket im Wagenboden unterbringen, das eine Reichweite von über 800 Kilometer ermöglichte. Angetrieben wurden die Testmodelle von zwei E-Motoren an Vorder- und Hinterachse mit je 199 kW (270 PS) Leistung. Die beschleunigten den 2,6 Tonnen schweren Elektrokoloss in weniger als fünf Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis 200 km/h Spitze.

«Aufbauend auf unserer jahrelangen Erfahrung mit der Dyson-Digital-Motor-Technologie haben wir eine massgeschneiderte und hocheffiziente elektrische Antriebseinheit entwickelt, die einen digitalen Dyson-Elektromotor, ein Single-Speed-Getriebe und einen hochmodernen Wechselrichter umfasst. Diese kompakten und leichten Einheiten wurden an Hilfsrahmen vorne und hinten am Auto montiert», erklärt Dyson, der auch am Design des Fahrzeugs beteiligt war.

Akku gehört zur Karosseriestruktur

Die Hochleistungsbatterie im Unterboden wurde als elementarer Bestandteil der Karosseriestruktur konzipiert, um Gewicht und Platz für die Insassen zu optimieren und die erforderliche Steifigkeit und den erforderlichen Aufprallschutz bereitzustellen. Das Alu-Batteriepackgehäuse war dabei so flexibel, dass während der gesamten Lebensdauer der Fahrzeugplattform eine Vielzahl möglicher Grössen und Arten von Batteriezellenlösungen hätte eingebaut werden können.

Autoprojekt endgültig gestorben

Ein paar E-Auto-Prototypen existieren noch – diese stehen auf dem Malmesbury Campus in England, wo die Entwicklung im Schatten des alten Militärflughafens lange im Geheimen stattfand. Dort in den Büros werden nun die Zukunftsvisionen für kommende Dyson-Staubsauger-Produkte umgesetzt. Das Autoprojekt dagegen ist endgültig gestorben.

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