Bald die Nummer eins der Welt?
Hyundai will hoch hinaus

Die Gefahr für unsere Autoindustrie kommt nicht nur aus China. Die Chinesen trommeln zwar gerade laut, doch ihr Absatz ist noch überschaubar. Anders bei Hyundai. Die Südkoreaner könnten bald die grössten Autobauer der Welt sein.
Publiziert: 06:22 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/29
Hyundai hat ehrgeizige Ziele, will hoch hinaus und bis 2030 Weltmarktführer sein.
Foto: Zvg

Darum gehts

  • Hyundai strebt globale Marktführerschaft an, setzt auf Elektrifizierung und Wachstum
  • Südkoreaner bieten breites Marken- und Modellspektrum mit freier Antriebswahl
  • Bis 2030 will Hyundai weltweit mehr als 5,5 Millionen Neuwagen jährlich verkaufen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die chinesischen Marken fallen gerade wie Heuschrecken über Europa her. Gefühlt fast wöchentlich verkündet irgendeine Marke aus dem Reich des Lächelns ihren Marktstart in Europa und der Schweiz. Doch die Verkäufe von BYD, Chery, Great Wall, Saic oder Geely und all ihrer Submarken kommen auf unserem Kontinent bislang noch nicht wie gewünscht in Schwung.

Global so dominant, wie das laute Auftreten dies suggerieren mag, sind die chinesischen Autobauer (noch) nicht. BYD zum Beispiel, auf dem Heimmarkt China längst die Nummer eins, belegt im weltweiten Ranking als grösster chinesischer Autobauer gerade mal Platz fünf. Und der Staatskonzern Saic liegt als zweiter China-Grosskonzern global gesehen aktuell auf Platz sechs.

Ganz vorne an der Spitze steht weiterhin Toyota – vor dem Volkswagen-Konzern und Hyundai. Doch die Südkoreaner wollen sich mit diesem dritten Platz in der internationalen Zulassungsstatistik auf Dauer nicht zufriedengeben. Leiser, aber nicht weniger fokussiert als die Chinesen, streben sie mit einer neu ausgerufenen Wachstumsstrategie nach der globalen Marktführerschaft und hoffen, so VW und dann auch Toyota schon bald zu überflügeln.

Mehr als 5,5 Mio. Autos jährlich

Die Hyundai Motor Company will allein mit ihrer Kernmarke Hyundai Motors bis 2030 weltweit mehr als 5,5 Millionen Neuwagen jährlich verkaufen. Davon soll mit 3,3 Millionen Autos deutlich mehr als die Hälfte elektrifiziert sein. Europa nimmt bei Hyundais Jagd nach der Nummer eins eine zentrale Rolle ein. Nachdem mit den Modellen Ioniq 5, 6 und 9 zunächst grössere Fahrzeuge für ein gutes Elektro-Image und eine solide Fahrzeugbasis sorgten, folgt demnächst der knapp 4,30 Meter lange Ioniq 3 – dessen Konzeptstudie Concept Three noch bis heute Abend an der Auto Zürich zu sehen ist. Xavier Martinet, CEO von Hyundai Motor Europe: «Dieses Konzept repräsentiert den nächsten Schritt unserer Elektrifizierungsstrategie. Mit seinen kompakten Abmessungen und seiner Designsprache ‹Art of Steel› verkörpert es unsere Vision, Mobilität zu bieten, die praktisch, zugänglich und emotional ansprechend ist.» 

Während so mancher Rivale aus China laut die Werbetrommel rührt, halten sich Hyundai und die zum Konzern gehörende Marke Kia diskret im Hintergrund – und liefern. Trotz der beeindruckenden Elektrifizierungsstrategie setzt der Grosskonzern aus Seoul jedoch nicht nur auf ein breites Marken- und Modellspektrum, sondern bietet den Kunden auch weiterhin freie Antriebswahl – also auch Verbrenner. Aber der Fokus liegt klar beim E-Antrieb. «Wir bieten ein umfassendes Portfolio an E-Modellen in allen Segmenten, lokalisieren die Produktion in Schlüsselmärkten und nutzen bahnbrechende Technologien – von softwaredefinierten Fahrzeugen bis hin zu Batterien der nächsten Generation», sagt CEO Martinet stolz.

Bis 9 Prozent Gewinnmarge

Während einige europäische Marken ihre wirtschaftlichen Ziele jüngst nach unten korrigieren mussten, sieht das bei Hyundai anders aus. Zuletzt wurden die Prognosen gar leicht angehoben, wobei der Umsatz um mindestens 5 Prozent und die Gewinnmarge auf 6 bis 7 Prozent nach oben klettern soll. Die Hyundai Motor Group strebt bis 2027 eine operative Gewinnmarge von 7 bis 8 Prozent an – und von 8 bis 9 Prozent bis 2030. 

Ermöglichen soll dies eine verbesserte Produktpalette mit breitem Antriebsportfolio und nennenswerte Kosteneinsparungen gerade bei den Elektroantrieben. So sollen in den kommenden zwei Jahren die Batteriepakete um 30 Prozent günstiger werden, bei gleichzeitig 15 Prozent erhöhter Energiedichte und spürbar kürzeren Ladezeiten. Bis 2027 will Hyundai eine Total-Shareholder-Return-Politik von über 35 Prozent umsetzen, was man durch eine flexible Kombination aus Dividenden, Aktienrückkäufen und Einziehungen eigener Aktien erreichen will.

Neben den Elektromodellen sollen 18 neue Hybridmodelle sowie ab 2027 auch Versionen mit Range-Extender neue Kunden zu den Südkoreanern locken. Die Modelle mit Range-Extender versprechen Reichweiten von über 900 Kilometern – also Dieselniveau. Für die Märkte ausserhalb Europas sind zudem mittelgrosse Pick-ups, leichte Nutzfahrzeuge und ein in Indien entwickeltes E-Modell fest eingeplant. Und in China soll die Elektrolimousine Elexio –lokal aus China für China – Hyundai auf die Erfolgsstrasse bringen.

Nobeltochter Genesis als Sorgenkind

Sorgen bereitet dem Konzern einzig Nobeltochter Genesis, die bislang gerade bei uns in Europa deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Bis 2030 sollen unter dem Genesis-Label mindestens 350’000 Fahrzeuge pro Jahr verkauft werden. Ein sehr ehrgeiziges Ziel. Denn von der noch jungen Marke wurden in den ersten acht Jahren insgesamt erst rund eine Million Modelle verkauft. Neues Aushängeschild der Luxustochter Genesis soll neben der Limousine G90 der SUV GV90 werden.

Damit will man – mit viel Zuversicht, nachdem Genesis auf vielen Märkten ausserhalb Europas zulegen kann – die europäischen Premiumhersteller Audi, BMW, Mercedes oder Volvo erneut unter Druck setzen. An der Technik oder auch dem Modellangebot fehlt es Genesis für mehr Erfolg bei uns in Europa nicht, doch ist gerade im Premiumsegment Image bei uns durch nichts zu ersetzen. Das mussten vor Hyundai schon die japanischen Marken Toyota und Nissan mit ihren Luxustöchtern Lexus und Infinity erfahren.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen