Brennt die Sonne auf die Motorhaube eines Autos, erreicht diese schnell Temperaturen von bis zu 90 Grad. Theoretisch genug Hitze, um ein rohes Ei zu braten. Denn Hühner-Eiweiss beginnt schon bei einer Temperatur von 62 Grad zu stocken. Trotzdem werden wir auf der Motorhaube kein Ei braten können. Anders als bei einer Pfanne auf dem Herd kommt bei der Motorhaube nicht ständig neue Wärmeenergie von unten hinzu. Und weil das Ei zudem verhindert, dass die Sonnenstrahlen weiter auf die Motorhaube treffen und sich in Wärmestrahlung umwandeln, entzieht das Ei dem Blech quasi die Hitzeenergie und blockiert gleichzeitig die Zuführung neuer Energie. Die Motorhaube als Kochplatte müssen wir demnach vergessen.
Doch wir wollen nicht gleich verzagen, schliesslich gibt es weitere Möglichkeiten. Zum Beispiel können wir die Energie unseres Benzinmotors nutzen, der beim Fahren eine Betriebstemperatur von gut 80 Grad erreicht und zudem viel Abwärme produziert. Beim Auspuffkrümmer wird es zum Beispiel über 200 Grad heiss, auch beim Katalysator werden über 100 Grad und bei der Zylinderkopfabdeckung noch 80 Grad erreicht. Also genug Hitze, um zu kochen, garen oder braten. Folglich brauchen wir nur noch die gewünschten Speisen in Alufolie einwickeln, auf den Motor legen und losbrausen. Unsere Empfehlung: Bei einem Tempo von knapp 90 km/h ist Fisch nach 96 gefahrenen Kilometern gar. Chicken-Wings brauchen dagegen 160 Kilometer. Und Baked Potatoes sowie gewürfeltes Lammfleisch sind erst nach 320 Kilometern lind.
Wenn Sie nun an einen verspäteten April-Scherz glauben, irren Sie. Den Beweis, dass es tatsächlich funktioniert, trat der österreichische Spitzenkoch und Autonarr Walter Eselböck (58) an. Auf Wunsch des österreichischen Magazins «Autorevue» bereitete der mit drei Gault-Millau-Hauben dekorierte Gastronom auf dem 12-Zylindermotor seines Daimlers ein 3-Gang-Menu zu, dessen Rezept und Zubereitung wir Ihnen nicht länger vorenthalten möchten. Trotz der extravaganten Idee, ging Eselböck die Sache mit der nötigen Seriosität an: «Wir garen und schmoren nur», meinte er und schlug folgendes Menu vor: Als Vorspeise Flusskrebschen mit Mangold und Erdäpfel, zum Hauptgang Wachtel im Heu und als Dessert Orangenpalatschinken.
Selbstverständlich muss auch ein Motorkoch seine Speisen vorbereiten. So wurden die Krebschen zehn Sekunden im heissen Wasser gekocht, am Rücken eingeschnitten sowie der Darm entfernt. Dazu Knoblauch in der Schale, Petersilie und Dill sowie etwas Kräuterbutter. Der Mangold wird blanchiert und mit einem Stück Butter versehen. Und die gekochten, aber nicht geschälten Erdäpfel leicht eingedrückt und mit Rosmarin bestreut. Dann alles gut in Alufolie verpackt und im Motorraum platziert. Und während etwa 80 Kilometern Fahrt bei durchschnittlich 60 km/h schonend – daher im Automatik-Modus «normal» - garen. Die hohl ausgelöste Wachtel füllt Walter Eselböck mit Gänseleber und Kräuteräpfel und bettet diese danach fein säuberlich im Motorraum auf Heu. Dann setzt er sich erneut ans Steuer und fährt scharf – die Automatik auf «sport» - los. Die Distanz sei von der Aussentemperatur abhängig, meint der Gastronaut und empfiehlt ein erster Check nach rund 100 gefahrenen Kilometern.
Natürlich ist diese Kochmethode weder ökologisch noch sehr ökonomisch. Immerhin war der österreichische Spitzenkoch und Autonarr für sein 3-Gang-Menu über 200 Kilometer unterwegs. Das macht beim ordentlichen Durst des 12-Zylinder-Jaguars alleine für die Zubereitung gegen 30 Liter oder rund 45 Franken – ohne Dessert. Aber eigentlich dürfte diese Kochmethode auch im stundenlangen Osterstau und mit einem bescheideneren 4-Zylinder-Benziner funktionieren.