Mit einem einfachen Trick
Sind die Zulassungszahlen von E-Autos geschönt?

Mit Eigenzulassungen können Autohersteller und -händler bestimmte Modelle pushen. Ein deutscher Branchenverband kritisiert, dass die Absatzzahlen von E-Autos nicht der tatsächlichen Nachfrage entsprächen. Eine Spurensuche.
Publiziert: 06:32 Uhr
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Aktualisiert: 07:30 Uhr
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Händler und Hersteller schönten den E-Auto-Absatz mit Eigenzulassungen, kritisiert der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK).
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Ein deutscher Branchenverband kritisiert: Stromerabsatz ist durch Eigenzulassungen geschönt
  • Eigenzulassungen dienen unter anderem zur Erfüllung von Verkaufszielen
  • BYD hat 75 Prozent Eigen- und Vermieterzulassungen, Tesla nur 11 Prozent
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gabriel KnupferRedaktor News

E-Autos sind 2025 auf dem Vormarsch. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz steigt der Marktanteil der Stromer im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich. Trotzdem spricht der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) weiterhin von einer E-Auto-Flaute, berichtete die «Tagesschau» der ARD.

Händler und Hersteller schönten die Zahlen mit Eigenzulassungen, kritisiert der Verband, der das deutsche Autogewerbe vertritt. Die offiziellen Absatzzahlen täuschten über die schrumpfende Nachfrage hinweg.

Eigenzulassungen können sich lohnen

Bei Eigenzulassungen melden Autobauer oder -händler Fahrzeuge auf sich selbst an, zum Beispiel als Vorführwagen. Diese Autos können sie anschliessend mit deutlichen Rabatten an die Endkunden verkaufen. Sie produzieren also Occasionen.

«Es geht für den Händler darum, Fahrzeuge rasch verfügbar zu machen», schreibt der Branchenverband Auto-Schweiz auf Anfrage von Blick. Und: «Es kann sich für den Händler lohnen, Autos zuzulassen, um interne Ziele zu erfüllen.» Denn Händler erhalten beispielsweise Boni von den Herstellern, wenn sie bestimmte Verkaufsziele erreichen.

Keine Statistik bei Auto-Schweiz

Schönt die Branche tatsächlich den Absatz von E-Autos? BMW widerspricht. Es gebe keinen überproportionalen Anteil an Eigenzulassungen von E-Autos im deutschen Markt bei den Marken BMW und Mini im ersten Halbjahr 2025, erklärt der Hersteller der ARD.

Auto-Schweiz erfasst die Eigenzulassungen nicht statistisch. Eine klare Antwort auf die Frage ist damit nicht möglich. «Wir gehen aber davon aus, dass derzeit unter den Eigenzulassungen reine E-Autos, Hybride und traditionelle Verbrenner ähnlich verteilt sind.»

BYD trickst besonders gerne

Und was sagen die Zahlen? Das Center Automotive Research (CAR) von Ferdinand Dudenhöffer (74) untersuchte die Eigen- und Vermieterzulassungen verschiedener Hersteller in Deutschland. Vermieterzulassungen sind eine weitere Methode, um Marktanteile zu pushen und Autos rasch zu Occasionen zu machen.

Resultat: Tatsächlich weisen einige chinesische E-Auto-Hersteller besonders viele Eigen- und Vermieterzulassungen auf. Bei BYD betrug der Anteil 75 Prozent. Nur jedes vierte Auto ging also direkt an einen Endkunden!

Auch Great Wall Motor (56 Prozent) und MG (51 Prozent) setzten stark auf diese Methode. Zum Vergleich: Über alle Neuzulassungen hinweg lag der Durchschnitt bei 37 Prozent.

Doch das Bild ist nicht eindeutig. Am anderen Ende der Skala finden sich ebenfalls Stromerproduzenten. Bei Polestar (21 Prozent), Nio (13 Prozent) und Tesla (11 Prozent) lagen die Eigen- und Vermieterzulassungen deutlich unter dem Schnitt.

Firmen müssen CO₂-Ziele erfüllen

Ohne eine Aufschlüsselung nach Modellen lässt sich der Vorwurf des ZDK weder beweisen noch widerlegen. Nur dann wäre ersichtllich, ob Marken wie VW oder Audi wirklich ihre E-Autos mit Eigenzulassungen pushen.

Dass Autofirmen ein Interesse daran haben, ist aber klar. Die EU und die Schweiz geben den Herstellern und Händlern strenge CO₂-Ziele vor. Verpassen sie die Ziele, drohen ihnen hohe Millionenbussen. Und wenn der Markt nicht genügend Abnehmer für die Stromer hergibt, lassen sich die Ziele über Eigenzulassungen immer noch erreichen.

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