Einst waren Geländewagen dazu da, um auf unbefestigten Strassen an abgelegene Orte zu kommen oder um schwere Anhänger zu ziehen. Heutzutage wird zumindest hierzulande nur ein Bruchteil dieser Fahrzeuge wirklich abseits des Asphalts bewegt. Anders in Marokko, wo manche Gegenden tatsächlich nur mit einem echten Offroader zu erreichen sind. Im Atlasgebirge muss der Toyota Land Cruiser beweisen, dass er auch in neuester Generation weiterhin ein echter Typ fürs Grobe ist.
In seiner 73-jährigen Geschichte konnte Toyota den Geländewagen über zehn Millionen Mal verkaufen – die aktuellste Generation rollt im Tahara-Werk in Japan vom Band. Wie schon bei der Auffrischung des Sportlerzwergs GR Yaris hatten auch hier die Toyota-Ingenieure einen ähnlichen Ablauf in der sechsjährigen Entwicklung: Fahren, zerstören, neu entwickeln, wieder fahren. So konnten kontinuierlich Verbesserungen vorgenommen werden.
Rustikaler und grösser
Die achte Generation des Land Cruiser kommt mit schmalen Scheinwerfern und eckigen Formen nicht nur deutlich rustikaler daher, sondern wächst gegenüber dem Vorgänger auf eine Länge von 4,93 Meter (+9 cm). Auch Radstand und Breite legen deutlich zu auf 2,85 Meter (+6 cm) bzw. 1,98 Meter (+9 cm). Die gewachsenen Masse kommen den Insassen zugute: Vorne sitzen wir mit viel Bein- und Kopffreiheit auf beheizten und gekühlten Sitzen äusserst bequem. Die hinteren Plätze bieten ebenfalls üppig Raum für Kopf und Beine. Feudal: Auch in Reihe zwei sind die äusseren Sitze gekühlt und beheizt.
Der Fahrer blickt auf zwei Digitalbildschirme plus Head-up-Display, für die Bedienung der Klimaanlage gibts erfreulicherweise echte Tasten. Im Innenraum kommt viel Leder und hier und da Sumitex zum Einsatz – ein Material aus recyceltem Kunststoff, das gut zum Charakter des Geländewagens passt. In den Kofferraum passen 742 bis 2000 Liter Gepäck, einen doppelten Ladeboden gibts nicht. Optional kann man den Land Cruiser mit sieben Plätzen ordern, dann nur noch mit 130 bis 1875 Liter Ladevolumen.
Für jeden Untergrund
Abfahrt in der marokkanischen Stadt Ifrane auf Schotterstrassen, wo wir mehr Eseln und Schafsherden begegnen als Autos. Hier beweist der permanente Allradantrieb seine hervorragende Traktion. Die Kraft wird zu 40 Prozent auf die Vorderachse, zu 60 Prozent auf die Hinterachse verteilt – je nach Modus wählt der Antrieb die optimale Verteilung selbst aus. Per Drehknopf lässt sich der Modus zwischen Tiefschnee, Schlamm, Sand sowie Automatik ändern.
Antrieb: 2,8-l-R4-Turbo-Diesel, 205 PS (151 kW)@3400/min, 500 Nm@1600-2800/min, Achtgang-Automatik, Allradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h k.A., Spitze 170 km/h
Masse: L/B/H 4,93/1,98/1,94 m, Leergewicht 2410 kg, Kofferraum 742–2000 l, Anhängelast gebremst 12% 3500 kg, Bodenfreiheit 215 mm, Böschungswinkel vo/hi 31/17 Grad, Watttiefe 700 mm
Umwelt: Verbrauch Werk 10,5 l/100 km, 275 g/km CO₂ Energieeffizienz G
Preis: Toyota Land Cruiser «Style» ab 83'900 Franken, «Invincible» ab 89'800 Franken
Antrieb: 2,8-l-R4-Turbo-Diesel, 205 PS (151 kW)@3400/min, 500 Nm@1600-2800/min, Achtgang-Automatik, Allradantrieb
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h k.A., Spitze 170 km/h
Masse: L/B/H 4,93/1,98/1,94 m, Leergewicht 2410 kg, Kofferraum 742–2000 l, Anhängelast gebremst 12% 3500 kg, Bodenfreiheit 215 mm, Böschungswinkel vo/hi 31/17 Grad, Watttiefe 700 mm
Umwelt: Verbrauch Werk 10,5 l/100 km, 275 g/km CO₂ Energieeffizienz G
Preis: Toyota Land Cruiser «Style» ab 83'900 Franken, «Invincible» ab 89'800 Franken
Herzstück des Antriebs bildet ein 2,8-Liter-Vierzylinder-Diesel, der 205 PS (151 kW) und 500 Nm Drehmoment über ein Achtgang-Automatikgetriebe an die vier Räder weitergibt. Der Land Cruiser schiebt in jedem Gelände mühelos und unaufgeregt vorwärts. Übrigens auch auf asphaltierten Strassen: Das Fahrwerk wippt kaum nach, und ist eher auf der strafferen Seite. Zudem ist die Karosserie deutlich steifer als beim Vorgänger. Und für flotte Überholmanöver hilft das Motordrehmoment enorm.
Vielzahl an Helfern
Um das volle Potenzial des 2,4 Tonnen schweren Geländewagens zu erleben, gehts mit dem Land Cruiser auf einen abgesperrten Offroad-Parcours, auf dem wir jegliche nützliche Spielereien des Offroad-Profis ausprobieren können. Die Sperre vom Zentral- und Hinterachsdifferenzial ist gesetzt. Neu im Land Cruiser ist jedoch der entkoppelbare Frontstabilisator für besonders anspruchsvolles Gelände: Per Knopfdruck entkoppelt sich der Stabilisator an der Vorderachse und lässt so einen grösseren Federweg zu. Mit dem Zuschalten des Untersetzungsgetriebes können wir ausserdem bei tiefen Geschwindigkeiten die volle Motorleistung nutzen. Die Bodenfreiheit von rund 22 Zentimetern, kurze Überhänge und grosse Böschungswinkel sind abseits der Strasse ebenfalls von Vorteil.
Kriechender Riese
Als praktisches Feature erweist sich der Multi-Terrain-Monitor: Er zeigt nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern auch eine Unterfluransicht. Damit können wir uns selbst bei langsamer Fahrt im steinigen Gelände zentimetergenau fortbewegen, ohne die rundherum liegenden Felsen zu schrammen. Apropos langsam: Im Kriechmodus kann der Fahrer die Geschwindigkeit von eins bis fünf km/h einstellen. Dann rollt der Land Cruiser automatisch über Stock und Stein und steile Steigungen hoch oder runter, ohne dass Gas oder Bremse betätigt werden. Nur gelenkt werden muss noch manuell, was dank elektrischer Servolenkung sehr leichtgängig vonstattengeht.
Aktuell gibts den Land Cruiser nur mit dem getesteten Dieselmotor. Ende 2025 soll noch eine Version mit 48-Volt-Mildhybridisierung auf den Markt kommen. Der Preis startet bei 83'900 Franken, für die bessere Ausstattung bei 89'800 Franken. Klingt erstmal nach viel – vor allem beim Blick auf den Vorgänger, der rund 20'000 Franken günstiger war. Doch wenn man sich die Konkurrenz wie Mercedes G-Klasse, Land Rover Defender oder Ford Bronco anschaut, ist der Land Cruiser definitiv eine preiswerte Alternative, die auch im harten Gelände nicht Halt macht.