Die Idee ist simpel: Gemeinsam entwickeln, getrennt verkaufen – so lautet die Devise bei automobilen Allianzen. Schon lange hatte man in der Branche um Gespräche von Ford und VW gewusst. Seit dieser Woche ist es offiziell: US-Riese Ford und der deutsche Gigant VW spannen zusammen – zwar nicht als Konzerne, aber bei neuen Modellen. Ungewöhnlich? Keineswegs: «Kooperationen sind Alltagsgeschäft», sagt Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut Duisburg-Essen (D).
Sparen für die E-Zukunft
Schon doppelte Stückzahlen senken die Materialkosten laut Experten geschätzt um bis zu 15 Prozent, am Ende liegt gar ein Viertel an Ersparnis drin. Im Preiskampf zählt jeder Rappen, und aus den immer kleineren Margen des Traditionsgeschäfts müssen die Milliarden für Digitalisierung und E-Mobilität kommen. Bei Ford-VW kommt positiv hinzu: Ford ist eher in den USA stark, VW eher in Europa.
Und eine Allianz erspart die Fusion. Wie schief die gehen kann, zeigte etwa DaimlerChrysler (1998 bis 2007): Zwei zu verschiedene Firmen ergaben ein Milliarden-Desaster. Aber auch bei Einzelmodellen kanns floppen: Alfas Nissan-Sunny-Klon Arna (1983–1986) verband das Schlechteste beider Welten (japanisches Design, italienische Qualität) und scheiterte.
Identisches anders verpackt
Heute wird geschickter verpackt: Wer weiss oder sieht schon, dass der Renault Twingo auch ein Smart Forfour ist oder Opel Crossland X und Grandland X aus dem Baukasten von PSA (Citroën-Peugeot) stammen? Übrigens: Diese Entwicklungsallianz war längst fix, ehe Opel von PSA gekauft wurde: Beide teilen sich die Kosten der Entwicklung, Opel konnte auf PSA-Basis schneller zwei günstige SUVs nachlegen, PSA wiederum kann durch höhere Stückzahlen und bessere Auslastung sparen.
Amarok (noch) zu teuer
Dass Ford und VW die Allianz jetzt erst mal mit Nutzfahrzeugen anfangen, macht Sinn: Pick-ups sind höchst rentabel, und schon Nissan, Mercedes und Renault oder Fiat und Mitsubishi arbeiten zusammen. Und bei VW klafft eine Lücke: Für Afrika oder Asien ist der Ford-Ranger-Konkurrent VW Amarok zu teuer. Und für die USA zu klein.
Ehe sie zusammenwachsen, ist darum also 2022 ein grösserer Pick-up dran (VW Tanoak, dann wohl verwandt mit Fords F-150). Später soll Ford mit dem Transit gleich VWs Crafter mitentwickeln, während VW sich um die kleineren Transporter beider Marken kümmern wird.