Darum gehts
- Mini-Tuning: Cooper-Familie prägt Marke seit Jahrzehnten mit sportlichen Modellen
- Elektrifizierung erreicht auch John Cooper Works mit 258 PS starkem Modell
- Cooper Garage baut historische Mini-Modelle mit bis zu 140 PS für 100'000 Euro
Die Adresse der Cooper Garage südlich von Arundel an der britischen Südküste ist vielen Mini-Fans in ganz Europa bekannt. Nur ein paar Minuten entfernt wohnt Mike Cooper (70) mit seiner Familie, während es Sohn Charlie (44) mittlerweile in den Westen Londons verschlagen hat.
Das schmucke Cottage von Mike Cooper, das er 1980 gekauft hatte, liegt etwas versteckt hinter hohen Hecken. Die in die Jahre gekommenen Garagentore sind geöffnet. Vor einigen historischen Minis steht ein brandneuer John Cooper Works Electric. «Den habe ich erst vor ein paar Tagen zum Testen erhalten», sagt Mike zur Begrüssung, «unglaublich, wie der abgeht.» Und als Sohn Charlie zu uns stösst, plaudert Mike munter drauflos – von den ersten Tuning-Kits, mit denen sein Vater und er den Mini-Modellen einst Beine gemacht haben.
Erfolge mit Tuning-Kits in Japan
«Besonders in Japan waren diese in den 1990ern beliebt, nachdem dort der Mini Cooper vom Markt genommen wurde. Die Leute wollten aber mehr Leistung als im normalen Mini», erinnert sich Mike, «und so boten wir für 600 britische Pfund unsere Tuning-Kits mit neuer Ansaugbrücke, Luftfilter und Auspuff an.» Weil Rover, seinerzeit Inhaber von Mini, zunächst kein Interesse am Vertrieb dieser Kits hatte, wandten sich die Coopers dank persönlicher Kontakte an Jaguar-Importeure, die die Kits nach Japan brachten. «Als Rover mitbekam, dass schon die erste Bestellung 1000 Tuning-Kits umfasste, wollte man nicht länger abseitsstehen und übernahm schliesslich doch den offiziellen Import und die Werksgarantie.»
John Cooper (1923–2000) heizte damals in den 1960ern den Mini-Modellen mächtig ein und verhalf dem kleinen Flitzer gar zum Sieg bei der legendären Rallye Monte Carlo. Über die Jahrzehnte wollten immer mehr Mini-Fans den rennsportlichen Vitaminschub fürs hauseigene Modell. Das hat sich bis heute nicht geändert. Die Cooper Garage von Mike und Charlie baut mit Neuteilen historische Mini-Modelle neu auf – bis zu 140 PS stark und 100’000 Euro teuer. Die Tuningfirma John Cooper Works wurde 2007 von BMW für die sportlichsten aller Mini-Modelle erworben. Charlie Cooper, Enkel von John Cooper, ist so Mini-verrückt wie sein Vater und sein Grossvater. In einer der Garagen steht ein schwarzer Classic Mini, mit dem er den Geschwindigkeitsrekord in Goodwood für die Klasse hält – rund 200 km/h.
Retro-Elektro-Kleinlaster mit Power
Der neue Mini John Cooper Works Electric ist nicht das einzige Modell mit Stecker auf dem Hof. Der dunkelgrüne Mini-Kastenwagen mit der Aufschrift «The Cooper Car Company Ltd» und weissem Dach sieht unspektakulär aus, wird jedoch von einem 110 PS (81 kW) starken Elektromotor angetrieben, der ihn beim Vollgasspurt schwarze Streifen auf den Asphalt brennen lässt und es auf 160 km/h Spitze schafft. Das Batteriepaket befindet sich in einer roten Werkstattkiste hinter den unbequemen Kunstledersitzen und lediglich zwei kleine Digitalanzeigen im Tacho verraten neben dem fehlenden Motorengeräusch den Elektroantrieb. «Mit einer Akkuladung liegen 120 Meilen (knapp 200 km) Reichweite drin», verrät Mike Cooper. Der gerade mal 600 Kilo schwere Kleinstlaster sieht aus wie aus dem Ei gepellt und stammt als Ursprungsmodell aus dem Jahr 1962. An der Wand in der privaten Garage hängt eine verstaubte Seifenkiste, mit der die Cooper Garage 2013 beim Festival of Speed die Konkurrenz aus namhaften Autoherstellern und der F1 düpierte – mit einer Karosserie eines historischen Formel-Renners von John Cooper. In den späten 1950er-Jahren war John Cooper der Erste, der die Motoren von F1-Rennern im Heck verbaute – was sich bis heute durchgesetzt hat.
Charlie Cooper ist Mini durch und durch. Letztes Jahr gewann er seine Klasse beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring – heuer muss er allerdings wegen einer Knieoperation passen. Er mag aber auch Elektroautos wie den neuen Mini – insbesondere als scharfe 258-PS-JCW-Version –, kann sich jedoch nicht vorstellen, auf Verbrenner zu verzichten. «Schon gar nicht unter dem Label John Cooper Works», lächelt er, «das sind dann mal wohl noch die letzten Verbrenner, die es bei Mini oder BMW geben wird.»
Cooper Garage wird zur hauseigenen Sportabteilung
Mike Cooper schärfte mit Tuning-Kits auch die erste Generation des «New Mini», der Anfang 2000, übrig geblieben aus der Rover-Übernahme, neu aufgelegt wurde. Zuerst bekam der müde Mini Cooper eine Leistungsspritze, bevor mit dem sportlicheren Cooper S der Durchbruch gelang. Der 170 PS (125 kW) starke Vierzylinder-Kompressor mit dem heulenden Klang eignete sich prächtig für eine Leistungsspritze. «Wir haben unsere Tuning-Kits nicht nur deshalb sehr gut verkauft, weil wir die Leistung auf 207 PS steigerten, sondern weil wir auch den Auspuffsound ‹optimierten›». So wurde die Cooper Garage in Rekordzeit zu dem, was die M GmbH für BMW oder AMG für Mercedes ist: die hauseigene Sportabteilung.
Da bei der BMW-Sporttochter M GmbH zur Jahrtausendwende niemand die Mini-Modelle auf dem Plan hatte, holten die Bayern Mike Cooper (70), den Sohn des legendären John Cooper (1923–2000), ins Boot und feierten den ersten Mini Cooper S by John Cooper Works. Wie der heisseste aller Minis, der John Cooper Works GP, seine Bezeichnung bekam, daran erinnert sich Mike Cooper noch, als wäre es gestern gewesen. «Ein zweistündiges Meeting war angesetzt. Unter anderem mit Jochen Goller, der damals für Mini verantwortlich war. Es kamen die üblichen Namensvorschläge, die Hersteller für solche Sportmodelle haben. Ich schlug GP für Grand Prix vor, weil das kaum geschützt sein konnte. Die Anwälte prüften und checkten – und nach nicht mal 15 Minuten stand der Name John Cooper Works GP fest.»
Da bei der BMW-Sporttochter M GmbH zur Jahrtausendwende niemand die Mini-Modelle auf dem Plan hatte, holten die Bayern Mike Cooper (70), den Sohn des legendären John Cooper (1923–2000), ins Boot und feierten den ersten Mini Cooper S by John Cooper Works. Wie der heisseste aller Minis, der John Cooper Works GP, seine Bezeichnung bekam, daran erinnert sich Mike Cooper noch, als wäre es gestern gewesen. «Ein zweistündiges Meeting war angesetzt. Unter anderem mit Jochen Goller, der damals für Mini verantwortlich war. Es kamen die üblichen Namensvorschläge, die Hersteller für solche Sportmodelle haben. Ich schlug GP für Grand Prix vor, weil das kaum geschützt sein konnte. Die Anwälte prüften und checkten – und nach nicht mal 15 Minuten stand der Name John Cooper Works GP fest.»
Seit Jahren wird bei den Coopers im Süden Englands mit jeder neuen Generation Mini eifrig experimentiert; so wie es einst John Cooper tat. Der hätte beinahe sogar Audi mit der Quattro-Technik ein Schnippchen geschlagen, indem er in den späten 1960er-Jahren dem Classic Mini je einen Motor an der Vorder- und Hinterachse einbaute. «Das Auto war jedoch schwierig zu fahren, weil es zwei Kupplungspedale und eine doppelte Schaltung gab», erinnert sich Mike Cooper. «Auf der Rennstrecke war der Allrad-Mini zu träge und langsam, aber auf Rallyepisten war es unglaublich, wie die bessere Traktion spürbar war.» Doch als sich John Cooper wegen einer gebrochenen Hinterachsaufhängung bei einer Testfahrt mehrfach überschlug und schwer verletzte, wurde das Projekt des Quattro-Mini beerdigt.
So sehr auto- und speziell Mini-verrückt die Coopers sind – die eigenen Fuhrparks umfassen nicht nur sportliche Mini-Modelle verschiedener Jahrzehnte, sondern auch Fremdfabrikate. «Der perfekte Mix im Alltag wäre für mich ein Porsche 992 Carrera und ein Mini John Cooper Works», lacht Mike Cooper und zeigt aus dem Fenster auf seinen neuen E-Transporter VW ID. Buzz, den er ebenfalls heiss und innig liebt, obschon dieser mit Hänger die Fahrt zu Autorennen in der Region nicht ohne Nachladen schafft. Wohin es für Mini mit der John-Cooper-Works-Familie und neuen Elektroversionen noch geht, wissen weder Mike noch Charlie Cooper. Doch sind sie sich einig: «John Cooper Works ist Rennsport. Genau wie es unser Vater und Grossvater gesehen hätte. Auch elektrisch.»