Carlos Tavares ist die prägende Figur des Autobauers PSA (Peugeot, Citroën, DS) der letzten Jahre. Er hat den französischen Grosskonzern (2018 mit 211'000 Mitarbeiter) seit seinem Amtsantritt 2014 komplett umgekrempelt und Umsatz und Gewinn gesteigert. Unter ihm hat PSA Mitte 2017 auch den kriselnden deutschen Autobauer Opel übernommen. Tavares versprach, die Rüsselsheimer mit einem drastischen Sanierungsplan wieder in die Gewinnzone zu führen.
Um das Ziel zu erreichen, ging Tavares aggressiv vor: Und senkte die Mitarbeiterzahl nach und nach, um so weniger Personalausgaben bei gleich bleibendem oder besser: steigendem Umsatz zu haben. Und sein Plan trägt bereits Früchte: Wurden bei Opels Übernahme noch 15,2 Prozent des Umsatzes für Personalkosten aufgewendet, waren es im Geschäftsjahr 2018 laut Berechnungen des CAR-Instituts der Uni Duisburg-Essen (D) nur noch 12,6 Prozent.
Salami-Taktik bei Stellenabbau
In dieser Zeit ist die Zahl der Opel-Mitarbeiter von über 37'000 auf noch rund 30'000 geschrumpft. CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer geht bis 2023 von weiteren über 5000 gestrichenen Stellen bei den Opelanern aus – das wären 12'000 weniger als noch Mitte 2017! «Die Schrumpfstrategie von Carlos Tavares und Opel-Chef Michael Lohscheller wird sehr subtil, in kleinen Schritten, durchgeführt, um öffentliches Aufsehen zu vermeiden», sagt Dudenhöffer. Ein kurzer Rückblick: Dass die Marke überhaupt in Not geraten war, geht darauf zurück, dass Opel in den 1990er-Jahren von der damaligen Mutter General Motors radikal kaputt gespart worden war, bis Image und Absatz zusammenbrachen.
Auch die Löhne in der deutschen Autoindustrie geraten unter Druck
Gleichzeitig sollen auch die Kosten pro Mitarbeiter gesenkt werden. Während heute in der deutschen Autoindustrie jede Arbeitsstunde im Schnitt 53,80 Euro kostet, sind es in Frankreich nur 40 Euro. Tavares erhöht somit nicht nur den Druck auf Opel, sondern auf alle deutschen Autobauer, die Personalkosten zu drücken. Dudenhöffer: «Für die Arbeitnehmer in Deutschland könnte Tavares zur Schreckensfigur werden.»
Ist ein Opel bald nur noch ein Fahrzeug mit PSA-Technik
Dudenhöffer prognostiziert auch für Opel keine rosige Zukunft: Mit der wachsenden Uneigenständigkeit würden die Rüsselsheimer zusehends als Unternehmen unkenntlich gemacht und mutierten zum reinen PSA-Label: «Anders als die eigenständigen VW-Konzernmarken geht Opel völlig im PSA-Konzern auf – oder patriotisch betrachtet – unter», sagt Dudenhöffer. Opel sieht er nur noch als Label, unter dem Fahrzeuge mit PSA-Technik verkauft werden. Zuversicht klingt anders.