Reichweiten von E-Autos immer irrer
Schaffen Batterien bald Tausende Kilometer?

Zu geringe Reichweiten schrecken immer noch viele potenzielle Kunden vom Kauf eines E-Autos ab. Doch die Stromer holen gewaltig auf und könnten Benziner und Diesel auf der Langstrecke bald sogar überholen. Was steckt hinter den neuen Wunderakkus?
Publiziert: 07:05 Uhr
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Aktualisiert: 08:45 Uhr
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Hochpreisige Stromer wie der Lucid Air schaffen schon heute Reichweiten, die Verbrenner-Antrieben in nichts nachstehen.
Foto: STEFAN BOESL

Darum gehts

  • Neue Batterie-Technologien versprechen enorme Fortschritte bei Reichweite und Ladeleistung
  • Feststoffbatterien und neue Anodenmaterialien werden mit Hochdruck erforscht
  • Es sollen Reichweiten von bis zu 5000 Kilometern und enorme Schnellladeleistungen erreicht werden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Die Reichweitenangst könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Schon heute schaffen die besten Stromer 600, 700, oder gar mehr als 800 Kilometer Reichweite – meistens handelt es sich dabei aber um kostspielige Oberklasse-Modelle wie den Lucid Air oder den Audi A6 E-Tron. Doch die Reichweiten wachsen auch in der Mittelklasse: VWs passatgrosser ID.7 kommt dank ausgefeilter Aerodynamik theoretisch über 700 Kilometer weit. Mercedes neuer Elektro-Hoffnungsträger CLA, der im Sommer auf den Markt kommt, schafft zu einem Einstiegspreis ab 61'900 Franken sogar eine Reichweite von bis zu 791 Kilometern! Bei BMWs erstem Modell der lange angekündigten «Neuen Klasse», das im Herbst enthüllt wird, dürften Reichweite und Preis auf ähnlichem Niveau liegen.

Und die Reichweiten werden in den nächsten Jahren weiter wachsen – zumindest, wenn man den neuesten Ankündigungen auf dem Batteriemarkt Glauben schenkt. So hat das Fachblatt «Auto, Motor und Sport» soeben von einem spektakulären Durchbruch berichtet, den südkoreanischen Forschenden gelungen sein soll. Bereits im März 2024 veröffentlichte das Team um die Professoren Soojin Park (Chemie), Youn Soo Kim (Materialwissenschaft und -technik) und Jaegeon Ryu (Chemie- und Biomolekulartechnik) eine umfassende Erklärung, warum die Reichweite von Elektroautos bald schon um ein Vielfaches steigen könnte. Doch erst jetzt sickerten die Infos aus den Wissenschafts- zu den Massenmedien durch.

5000 Kilometer dank Wundermaterial?

Laut dem Forscher-Team liegt das Geheimnis in einem neuen Anodenmaterial aus Silizium (die Anode ist der Pluspol einer Batterie, von der bei der Oxidation Elektronen abgegeben werden, die dann zur Kathode, dem Minuspol, fliessen), dank dem «eine mindestens zehnmal höhere Kapazität» als bei heute üblichen Graphitanoden möglich sein soll. Dadurch soll auch die Kapazität und somit die Reichweite um den Faktor 10 wachsen. Sprich: Statt den heute üblichen 500 Kilometern könnten in Zukunft mehr als 5000 Kilometer mit einer Batterieladung möglich sein! «Unsere Forschung birgt das Potenzial, die Energiedichte von Lithium-Ionen-Batterien durch den Einsatz von Anodenmaterialien mit hoher Kapazität deutlich zu erhöhen», sagt Professor Soojin Park von der Postech University. Wann das neue Wundermaterial marktreif ist, dazu möchte Park allerdings noch keine Prognose abgeben. 

Gamechanger Feststoffakku

Deutlich schneller dürften aber Feststoffbatterien in Serien-E-Autos einziehen. Nachdem schon etablierte Hersteller wie BMW und Toyota entsprechende Superzellen mit Reichweiten von über 1000 Kilometern für die nächsten Jahre in Aussicht gestellt haben, hat das chinesische Start-up Talent New Energy nun ebenfalls einen Prototyp enthüllt, der alle bisher dagewesenen Akkus in den Schatten stellt. Dank einer extrem hohen Energiedichte sollen rein rechnerisch Reichweiten von bis zu 2000 Kilometern möglich sein. Feststoffbatterien nutzen, wie der Name schon sagt, einen festen statt flüssigen Elektrolyt (das stromleitende Material eines Akkus), wodurch sie vereinfacht gesagt mehr Leistung in kompakterer Form liefern und sich auch schneller laden lassen. 

Irre Ladegeschwindigkeiten

Apropos: Auch bei der Schnellladetechnik werden neue Durchbrüche fast im Wochentakt vermeldet. Erst kürzlich hat China-Gigant BYD revolutionäre Megawatt-Lader angekündigt, die in nur fünf Minuten Strom für weitere 400 Kilometer in die Batterien pumpen sollen. Das wäre rund dreimal schneller als heutige Hypercharger. Doch nicht nur China, auch Europa scheint bei der Revolution der Schnellladetechnik vorne mitzuspielen. Wie das Online-Magazin «Autocar» berichtet, hat die britische RML Group soeben die Freigabe zur Serienproduktion ihrer sogenannten VarEVolt-Batterie erhalten. Der Clou: Mit entsprechender Infrastruktur sollen die Zellen in irrwitzigen 18 Sekunden von 0 auf 100 Prozent geladen sein! Weitere Angaben macht das Unternehmen bislang nicht, weshalb wir auch bei dieser Ankündigung erst einmal abwarten, ob sie nicht zu schön ist, um wahr zu sein. 

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