Darum gehts
- Mathilda zu Guttenberg litt unter wiederkehrenden Infektionen und Magen-Darm-Problemen
- CVID ist eine chronische Erkrankung mit gestörtem Immunsystem und Antikörpermangel
- Guttenbergs zogen nach politischem Skandal 2011 in die USA um
Ihr ging es schlecht und niemand wusste, was los ist. «Als ich aufwuchs, litt ich unter wiederkehrenden Atemwegsinfektionen und Magen-Darm-Problemen, die mich ständig krank machten», sagt Mathilda zu Guttenberg (22) in der US-Zeitschrift «IG Living». Sie sei auf Antibiotika angewiesen gewesen.
Mathilda zu Guttenberg ist die gemeinsame Tochter des früheren Verteidigungs- und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (53) und der Autorin Stephanie von Bismarck (48).
Der heute 53-Jährige war bis 2011 deutscher Verteidigungsminister. Er trat damals wegen einer Plagiatsaffäre um seine Dissertation zurück. Später wurde ihm der Doktortitel aberkannt. Zu Guttenberg war zu dieser Zeit in Umfragen einer der beliebtesten Politiker in Deutschland.
«Als unglückliches Kind abgestempelt»
Nach dem politischen Skandal und Rücktritt Guttenbergs zügelte die Familie in die USA. Dort wuchs Mathilda zu Guttenberg auf. Keine leichte Zeit. Sie hatte Schwierigkeiten zuzunehmen und hatte kaum Energie. «Ich erinnere mich, dass meine Mutter mich zu unzähligen Spezialisten brachte, um Antworten zu finden. Schliesslich wurde ich einfach als unglückliches Kind abgestempelt, während einige Ärzte meine Gesundheitsprobleme sogar als ‹Phantom-Symptome› abtaten», so Mathilda zu Guttenberg.
Ihre Eltern aber gaben nicht auf. Und schliesslich fanden die Ärzte heraus, was der damals 12-Jährigen fehlte. Die Diagnose: variables Immundefektsyndrom (common variable immunodeficiency, abgekürzt CVID).
Was genau ist das?
Bei der seltenen Erkrankung ist das Immunsystem gestört. Der Körper kann sich nicht ausreichend und gut genug gegen Bakterien und Viren wehren. Es gibt Probleme bei der Produktion von Antikörpern, unserer Körper-Polizei.
Und so werden die Patienten immer wieder krank. So wie Mathilda zu Guttenberg auch. Das kann von einer einfachen Erkältung, Mittelohrentzündung, aber auch Magen-Darm-Infekten reichen. Ein einheitliches Krankheitsbild gibt es nicht. Darum steckt auch das Adjektiv variabel im Namen der Erkrankung.
Wie bekommt man CVID?
Das ist schwer zu sagen. Bisher gibt es nur Vermutungen, was die Ursachen für CVID sein können. Im Verdacht: die Gene. Bei manchen Patienten konnte das zumindest schon nachgewiesen werden. Möglicherweise liegt bei den Betroffenen ein Gen-Fehler für ein Eiweiss vor. Damit kann das Protein «nicht mehr in der richtigen Form oder gar nicht mehr gebildet werden», heisst es auf der Seite des Universitätsklinikums Freiburg zu der Erkrankung.
Das Spital weist aber auch darauf hin, dass noch weitere genetische Erkrankungen zu CVID führen können.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Krankheit ist nicht einfach festzustellen. Mehrere Untersuchungen des Blutes braucht es und natürlich auch den Verdacht, dass CVID vorliegen könnte. Und das ist auch erstmal schwierig, weil die Symptome nicht eindeutig sind. Für Aussenstehende ist der Betroffene vielleicht einfach nur häufig krank und fühlt sich schlapp. Das ist für die Patienten auch schwer, selbst wenn die Diagnose steht.
Mathilda zu Guttenberg dazu: «Das Schwierigste an einer primären Immunodefizienz (PI) wie CVID ist meiner Meinung nach, dass sie oft unsichtbar ist.» Sie war oft krank, verpasste den Unterricht. «Ich hatte kaum soziale Kontakte, weil ich ständig abwägen musste, ob ein Wochenende voller Spass, das Risiko wert war.»
Kann CVID behandelt werden? Und wie?
CVID-Betroffene können behandelt werden. Da dem Körper genügend Antikörper fehlen, können diese durch Infusionen, via Spritzen oder einer Pumpe unter der Haut, hinzugegeben werden – und zwar regelmässig. Wie oft und in welcher Intensität ist von Patient zu Patient unterschiedlich. «Bei vielen Patienten genügen die Antikörper-Infusionen, um die Infektneigung zu kontrollieren. Manchmal ist jedoch auch eine Dauerbehandlung (Prophylaxe) mit Antibiotika notwendig», schreibt das Freiburger Uni-Spital.
Wie geht es für Mathilda zu Guttenberg weiter?
Die junge Frau hat durch ihre Krankheit eine Liebe für Biologie und Chemie entwickelt. «Die jahrelange Auseinandersetzung mit wiederholten Krankheiten und Unsicherheiten weckte in mir eine tiefe Neugierde dafür, wie psychologische und biologische Faktoren zusammenwirken und die Gesundheit beeinflussen.» Ihr Berufswunsch: Neurowissenschaftlerin.