Darum gehts
- Frankreich gedenkt der Opfer der islamistischen Anschläge in Paris vor zehn Jahren
- Terrorkommandos töteten Menschen am Stade de France, in Cafés und im Bataclan
- 132 Menschen starben bei den Anschlägen, darunter 90 im Konzertsaal Bataclan
Frankreich gedenkt am Donnerstag der Opfer der islamistischen Anschläge in Paris vor zehn Jahren. Drei Terrorkommandos hatten am 13. November 2015 wahllos 132 Menschen beim Fussballstadion Stade de France, in Strassencafés und im Konzertsaal Bataclan getötet. Zehn Jahre später sind die Gedanken vieler Angehöriger und Augenzeugen bei der Nacht, die für sie alles veränderte. Das Protokoll der Horror-Nacht.
13. November 2015, 21.20 Uhr: Im Stade de France in Paris läuft ein Fussballspiel. Frankreich empfängt Deutschland. Es ist ein Freundschaftsspiel. Plötzlich hören die Stadionbesucher draussen eine Explosion. Viele denken, ein paar Chaoten hätten einen Böller angezündet. Fünf Minuten später kommt es zu einer zweiten Detonation. Es stellt sich heraus: Vor dem Stadion sind Bomben explodiert. Der Match geht vorerst weiter, um eine Massenpanik zu verhindern. Es kommt zu einer dritten Explosion. Vier Menschen kommen ums Leben. Unter den Toten befinden sich drei Terroristen.
13. November 2015, 21.49 Uhr: Rund zehn Kilometer vom Stade de France entfernt stürmen mehrere Männer den Nachtclub Bataclan im Zentrum von Paris. Sie sind alle um die 20. Mit Maschinengewehren schiessen sie wahllos auf Konzertbesucher – Dutzende sind sofort tot. Die US-Band Eagles of Death Metal steht noch auf der Bühne, einige Fans halten die Schüsse zunächst für einen Teil der Show. Überlebende fliehen panisch, viele müssen über Leichen klettern, um sich zu retten.
Einige schafften es nicht rechtzeitig raus, werden im Gebäude als Geiseln gehalten. Ein Reporter von Europe 1 berichtet später: «Sie befahlen uns, uns hinzulegen, also hat sich der ganze Saal hingelegt. Ich war völlig unter anderen eingeklemmt, sie haben immer weiter geschossen. Von Zeit zu Zeit haben sie aufgehört.»
Über den Abend kommt es ausserdem zu Angriffen auf Cafés. Auch dort sterben Menschen.
13. November 2015, 23 Uhr: Die Zahl erster Opfer wird bekannt. In ganz Europa verfolgen Menschen vor den Bildschirmen gebannt die Nachrichten. Mindestens 30 Menschen seien gestorben, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Im Innenministerium kommt es zum Krisentreffen.
13. November 2015, 23.30 Uhr: Die Opferzahl steigt weiter und weiter. Gleichzeitig wird das Ausmass der Anschläge allmählich klar. Hinter den Kulissen ist das Chaos gross. Die Ermittler versuchen die ganze Nacht lang, den Tätern auf die Spur zu kommen, um die Stadt zu schützen.
13. November 2015, 23.48 Uhr: Der damalige US-Präsident Barack Obama (64) hält eine Rede aus dem Weissen Haus. Er sagt den Angreifern den Kampf an.
14. November 2015, Mitternacht: Der französische Präsident François Hollande ruft den Notstand aus.
14. November 2015, 0.21 Uhr: Der Polizei gelingt es, die Geiselnahme im Bataclan zu beenden. Zuvor kommt es zu einem Schusswechsel mit den Terroristen. Doch die Sondereinheit schafft es, sich durchzusetzen. Rückblickend wird der Einsatz als «sehr schwierig» beschrieben. Drei der vier Angreifer sprengten sich selbst in die Luft.
14. November 2015, 1.30 Uhr: Die Behörden schätzen, dass 140 Menschen bei den Anschlägen ums Leben gekommen sind. Die Zahl wird noch leicht nach unten korrigiert. Zu diesem Zeitpunkt weiss noch niemand, wer hinter den Attacken steckt. Später wird sich der Islamische Staat (IS) zu den Anschlägen bekennen.
Macron besucht Anschlagsorte
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (47) will zum Jahrestag am Donnerstag alle Anschlagsorte aufsuchen und der insgesamt 132 Toten gedenken.
Zwei von ihnen hatten sich infolge der psychischen Belastung Jahre nach dem Anschlag das Leben genommen.
Gedenkgarten und farbiger Eiffelturm
Die Gedenkzeremonien beginnen um 11.30 Uhr am Stade de France, anschliessend begibt sich Macron zu den damals betroffenen Strassencafés und um 14.30 Uhr zum Konzertsaal Bataclan.
Um 18 Uhr eröffnet in der Nähe des Pariser Rathauses ein Gedenkgarten. Der Eiffelturm leuchtet in Blau, Weiss und Rot. Schon seit Tagen legen Menschen auf dem Place de République Blumen und Kerzen nieder.