Der wegen Hochverrats angeklagte Physiker Dmitri Kolker (†54) ist in Moskau wenige Tage nach seiner Inhaftierung gestorben. Er sei aus dem Untersuchungsgefängnis auf die Intensivstation eines Moskauer Krankenhauses verlegt worden und dort gestorben, teilte die Nachrichtenagentur Interfax am Sonntag mit.
Kolker war Leiter am Institut für Laserphysik in der Staatsuniversität von Nowosibirsk. Er war unter anderem an der Entwicklung von Lasern für medizinische Zwecke beteiligt. Der 54-Jährige litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Endphase und wurde vom Geheimdienst FSB vor wenigen Tagen in einem Nowosibirsker Krankenhaus verhaftet und nach Moskau gebracht.
Vorlesungen mit Geheimdienst abgesprochen
Die Ermittler werfen Kolker Geheimnisverrat an China vor. Nach Angaben seines Sohnes hat der Forscher im Rahmen eines Wissenschaftsaustauschs zwar in China Vorlesungen vor Studenten gehalten, wurde dabei jedoch stets von FSB-Agenten begleitet. Auch die Vorlesungen seien bis ins Detail mit dem Geheimdienst abgesprochen worden, damit dort keine Informationen auftauchten, die als Staatsgeheimnis gelten.
Neben Kolker war im Zusammenhang mit Geheimnisverrat auch Anatoli Maslow (75) festgenommen worden, der zum Hyperschall forschte. Die Strafverfolgung von Wissenschaftlern wegen angeblichen Hochverrats hat in Russland zuletzt deutlich zugenommen, vor allem nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine gab es gleich mehrere Fälle.
Die Familie von Dmitri Kolker unterstellt dem FSB Folter. Ausserdem sollen die Menschenrechte des Arztes verletzt worden sein, da dieser trotz Krebserkrankung ins Gefängnis gebracht wurde. Das FSB hingegen behauptet, es habe die medizinische Genehmigung gehabt, im Rahmen einer Spionageuntersuchung Kolker aus dem Krankenhaus zu holen. (SDA/obf)