«Putin kämpft um die Kriegsunterstützung der Bevölkerung»
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Schmid zur Kriegspropaganda:«Putin kämpft um die Kriegsunterstützung der Bevölkerung»

«Wir sind stärker geworden»
Das steckt hinter Putins «Grossmacht»-Rede

Am Dienstag feierte Russlands Präsident Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine als grossen Erfolg und beschwor die russische Einheit. Der Osteuropa-Experte Ulrich Schmid erklärt, was hinter Putins vermeintlichem Grössenwahnsinn steckt.
Publiziert: 29.11.2023 um 18:01 Uhr
Kremlchef Wladimir Putin wähnt Russland auf Erfolgskurs.
Foto: IMAGO/SNA
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Marian NadlerRedaktor News

Wladimir Putin (71) hat seine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Das bewies der russische Präsident am Dienstag ein weiteres Mal mit einer Videobotschaft.

Der Kremlchef sieht Russland nach eigenen Worten wieder als «Grossmacht» auf der Weltbühne. «Wir sind stärker geworden», sagte er am Dienstag in einer rund 20-minütigen Videobotschaft zur Tagung des sogenannten Weltkonzils des russischen Volkes, einer Organisation unter Schirmherrschaft der russisch-orthodoxen Kirche. Das moderne Russland habe «seine Souveränität als Weltmacht» zurückerlangt und gefestigt, sagte er.

«Begründung für den Krieg hat sich geändert»

Russland-Experte Ulrich Schmid (58) von der Uni St. Gallen hat die Putin-Rede für Blick analysiert. Was ihm besonders auffällt: Das Wort «Ukraine» kam nicht einmal vor. Stattdessen habe Putin von «Neu-Russland» gesprochen.

Und noch etwas ist Schmid aufgefallen. «Die Begründung für den Krieg hat sich geändert. Von den ursprünglichen Kriegszielen, die Ukraine zu entnazifizieren, war keine Rede mehr.» 

Der Westen ist schuld

Schmid findet es zudem bemerkenswert, dass Putin, anders als etwa Kirchenoberhaupt Kirill I. (77), nicht vor Ort auftrat, sondern sich nur per Video zuschaltete. «Ein Symbol für die Distanz zwischen dem Präsidenten und der russischen Gesellschaft», analysiert der Osteuropa-Experte. Diese Distanz versuchte Putin in seiner Rede zu verringern.

Gleichzeitig beschwor er die russische Einheit. «Dabei erwähnte er explizit die nicht-russischen Völker in der russischen Föderation. In ihren Teilrepubliken wurde umfangreich für den Krieg rekrutiert», so Schmid. 

Das ist Putins rhetorische Strategie

Und natürlich war wieder die Rede vom bösen Westen, der Russland zerstören will. «Der Zerfall Russlands ist Putins ganz persönliche Angst und deshalb ein grosses Thema in dem Text der Rede», erklärt der Russland-Kenner. 

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Der Kremlchef setzte dabei auf seine «klassische rhetorische Umkehrungsstrategie». Meint: Nicht Russland stehe schlecht da, sondern der Westen.

Den Westen bezeichnete Putin als international isoliert. Doch gerade Russland ist laut Schmid auf der Weltbühne abgekapselt, was bei der russischen Elite für Unmut sorgt. Deswegen sei Putin gezwungen, sich Nordkorea und Iran zuzuwenden, Russland habe zudem seine Position gegenüber China geschwächt. Schmid zu Blick: «Russlands internationale Allianzen sind opportunistisch und begründen keine Wertegemeinschaft wie im Westen.»

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