Darum gehts
- Trump und Epstein: Freundschaft und Skandal erschüttern US-Politik
- Verschwörungstheorien und Streit mit Anhängern belasten Trump
- Trump flog siebenmal mit Epsteins Privatjet zwischen Palm Beach und New York hin und her
Donald Trump (79) steht inmitten des heftigsten Sturms seiner zweiten Amtszeit. Immer mehr Details zu seiner brisanten Männerfreundschaft mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (1953–2019) werden von US-Medien ans Licht gebracht. Mit langjährigen Weggefährten liegt der US-Präsident im Clinch, Teile seiner Wählerschaft wenden sich ab – nun versucht sich der Republikaner in Schadensbegrenzung. Aber ist es dafür womöglich zu spät? Wie der Riesenskandal seinen Lauf nahm und wer Trump das Leben zur Hölle macht.
Beginn der Freundschaft
Trump und Epstein kannten sich nach Angaben des US-Präsidenten seit den Achtzigern. «Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Ein toller Kerl», sagte Trump 2002 dem «New York Magazine». «Es macht riesigen Spass, mit ihm zusammen zu sein. Man sagt sogar, er stehe genauso auf schöne Frauen wie ich, und viele von ihnen sind eher jung. Kein Zweifel – Jeffrey geniesst sein gesellschaftliches Leben», fügte Trump an.
Partyfotos
Immer wieder wurden die beiden an ausschweifenden Festen gesichtet. Wie die «New York Times» schreibt, feierten sie 1992 eine wilde Nacht mit NFL-Cheerleadern. Ein Jahr später nahm Epstein an Trumps Hochzeit mit Marla Maples (61) im Plaza Hotel in New York teil, wie Aufnahmen von CNN zeigen. 1997 tauchten Trump und Epstein dann gemeinsam auf der «Angels»-Party der Dessousmarke Victoria’s Secret in New York auf.
Nacktskizze und Geburtstagswünsche
Für weiteren Wirbel sorgte ein Bericht des «Wall Street Journal», wonach Trump Epstein 2003 einen Brief mit Geburtstagsgrüssen überreicht haben soll. Darin angeblich enthalten: die Skizze einer nackten Frau und ein Hinweis auf gemeinsame Geheimnisse der beiden Männer. Konkret soll Trump geschrieben haben: «Happy Birthday – und möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein.» Der US-Präsident bestritt, den Brief geschrieben zu haben.
Flugprotokolle
Epsteins Privatjet mit dem Übernamen «Lolita-Express» soll minderjährige Mädchen regelmässig zu seiner Privatinsel Little Saint James geflogen haben. Stammgast in dem Flugzeug war eine Zeit lang auch Donald Trump. In den Neunzigern jettete er den Flugprotokollen zufolge nicht weniger als siebenmal zwischen Palm Beach und New York hin und her.
Der Bruch
2004 gerieten die beiden Buddys nach langer Freundschaft in einen Bieterstreit um eine Villa in Palm Beach aneinander. Trump überbot Epstein schliesslich, berichtete die «Washington Post». Trump sagte 2019, er und Epstein hätten sich «zerstritten» und 15 Jahre nicht mehr miteinander gesprochen. Der US-Präsident erklärte, er sei «kein Fan» seines ehemaligen Freundes.
Kürzlich äusserte sich das Weisse Haus gegenüber CNN erneut über die Beziehung zwischen Trump und Epstein und schrieb: «Tatsache ist, dass der Präsident ihn aus seinem Club warf, weil er ein Widerling war.» Epstein soll sich bei einer Trump-Feier der Tochter eines Gastes unangemessen genähert haben.
Die Verschwörungstheorien
Die MAGA-Bewegung («Make America Great Again») ist besessen von Verschwörungstheorien. Ihre Anhänger glauben fest daran, dass Washington D.C. von einer geheimen Schattenregierung kontrolliert wird, dem sogenannten «Deep State». Ausserdem glauben viele nicht an einen Suizid Epsteins – sondern sind sicher, dass er ermordet wurde. Beweise gibt es nicht.
Trump nutzte dieses Misstrauen erfolgreich für seinen zweiten Wahlkampf als US-Präsident. Ein zentrales Wahlversprechen: Die Ermittlungsakten des FBI und eine hochbrisante «Kundenliste» von Jeffrey Epstein sollten bei seiner Wiederwahl veröffentlicht werden. Im Juli erklärte das Justizministerium jedoch plötzlich, dass eine solche Liste nicht existiere, obwohl Generalstaatsanwältin Pam Bondi (59) noch im Februar sagte, dass die «Kundenliste» auf ihrem Schreibtisch liege.
Streit mit seinen Anhängern
Jetzt hat Trump ein grosses Problem, denn bereits im Mai informierte Bondi den Republikaner, dass sein Name in Epsteins Ermittlungsakten auftauche, wie das «Wall Street Journal» recherchierte. In welchem Zusammenhang Trumps Name vermerkt wurde, ist nicht bekannt. CNN zufolge enthalten die Dokumente mehrere unbegründete Behauptungen über den US-Präsidenten, die vom Justizministerium als unglaubwürdig eingestuft werden.
MAGA-Bewegung dreht durch
Obwohl es keine Beweise für irgendein Fehlverhalten vonseiten Trumps gibt, intensivieren sich in seiner politischen Basis die Spekulationen über einen Vertuschungsversuch – auch, weil die US-Regierung die Akten nicht veröffentlichen will. Das Weisse Haus hat den anhaltenden Fokus auf die Epstein-Akten indes zurückgewiesen und argumentiert, dass die Demokraten und «Fake News»-Medien dem US-Präsidenten schaden und von den zahlreichen Erfolgen seiner Regierung ablenken wollen.
Am Donnerstag folgte jedoch ein Strategiewechsel: Der stellvertretende US-Justizminister Todd Blanche (50) hat Epsteins frühere Komplizin Ghislaine Maxwell (63) befragt, um Informationen über Personen zu erörtern, die gemeinsam mit Epstein Verbrechen begangen haben könnten. Über den Inhalt des Gesprächs ist nichts bekannt.
Weggefährte wendet sich ab
Trump weht derzeit ein rauer Wind entgegen – und dieser könnte sich noch zu einem regelrechten Sturm entwickeln. So ist Verleger und Multimilliardär Rupert Murdoch (94) eigentlich ein prominenter Unterstützer Trumps. Zwischen den beiden herrscht derzeit aber Eiszeit. Der Grund: Murdochs «Wall Street Journal» hatte einen Beitrag über die Geburtstagswünsche an Epstein und die Nacktzeichnung von Trump veröffentlicht. Auf die persönliche Bitte des US-Präsidenten hin, den Beitrag zu entfernen, stellte sich das Medium quer. Deshalb hat Trump die «Müllzeitung» und deren Eigentümer verklagt – und fordert mindestens zwei Milliarden Dollar Schadenersatz.
Unterstützung der Republikaner bröckelt
Aber auch im Kapitol mehren sich Trotzreaktionen: Ein Unterausschuss im Repräsentantenhaus stimmte laut CNN dafür, das Justizministerium zur Herausgabe von Akten im Zusammenhang mit Epstein vorzuladen. Bemerkenswert: Auch zwei republikanische Abgeordnete unterstützten das Begehren.
Der Chef des Repräsentantenhauses hat das Parlament derweil um zwei Tage verfrüht in die Sommerpause geschickt, um eine Abstimmung über einen Antrag der Demokraten zur Freigabe von Epstein-Akten auszubremsen. Damit ist die Affäre aber noch nicht vom Tisch. Die Verschwörungstheorien haben längst eine Eigendynamik angenommen, die Trump nicht mehr kontrollieren kann.