Vorbild für den Weiler Auboden? 800 Asylsuchende kommen in Seeth auf 700 Einwohner
Deutsches Dorf meisterte Flüchtlingsherausforderung – andernorts gabs Protest

Der Plan, 150 Geflüchtete im Acht-Einwohner-Weiler Auboden im Toggenburg unterzubringen, sorgt bei den wenigen Einwohnern für Nervosität. In Deutschland kennen die Bewohner vieler Dörfer die Situation. Wie mit der Flüchtlingsherausforderung umgehen?
Publiziert: 17.06.2025 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2025 um 20:02 Uhr
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Die Familien im Weiler Auboden im Toggenburg sind besorgt.
Foto: Sandro Zulian

Darum gehts

  • Flüchtlingsheim im Toggenburg sorgt für Bedenken
  • Deutsche Dörfer erlebten ähnliche Situationen mit unterschiedlichen Ergebnissen
  • In Seeth leben 800 Asylsuchende neben 700 Einheimischen ohne Spannungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marian NadlerRedaktor News

Der Plan, im Weiler Auboden im Toggenburg 150 Personen in einem Flüchtlingsheim einzuquartieren, macht die Leute nervös. «Wir haben wirklich nichts gegen Geflüchtete. Aber 150 Asylsuchende? In diesem kleinen Ort? Das sind einfach zu viel!», sagt Daniel Grob (32) zu Blick. Er ist einer der gerade mal sechs erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohner des Aubodens.

Kann das gut gehen? Ein Blick über die Grenze könnte darüber Aufschluss geben. Was im Kanton St. Gallen geplant ist, ist in Deutschland bereits in mehreren Orten Realität. Blick listet die bekanntesten Fälle auf. 

Gunzesried-Säge

79 Einwohner leben im bayerischen Gunzesried-Säge, einem Ortsteil der Gemeinde Blaichach. Wie «Focus» im April berichtete, haben die Bürger beim Parlament des Bundeslands Bayern eine Petition mit 700 Unterschriften eingereicht, die sich gegen die Aufnahme von bis zu 45 Flüchtlingen wendet. Dies entspräche mehr als der Hälfte der Einwohner. Das zuständige Landratsamt Oberallgäu will die ersten Flüchtlinge so schnell wie möglich in einem ehemaligen Sporthotel für Gruppenreisen unterbringen.

«Es ist eine grosse Angst um die Sicherheit da»
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Familie Grob:«Es ist eine grosse Angst um die Sicherheit da»

Blaichachs Bürgermeister Christof Endress stellt gegenüber «Focus» klar: «Das Hotel ist als Standort nicht dafür geeignet, wie andere Liegenschaften im Übrigen auch nicht, vor allem, weil es in dem kleinen Dorf keine ausreichende Infrastruktur gibt und schlechte Bedingungen für eine Integration.» Ärzte, Schulen oder Kindergärten sind laut Endress acht Kilometer vom ehemaligen Hotel entfernt. Der Bus kommt nur wenige Male am Tag. Bis zum nächsten Dorfladen sind es vier Kilometer.

14 Personen, die in der Nachbarschaft zum Sporthotel wohnen, haben den Rechtsanwalt Franz-Peter Seidl hinzugezogen. Er behauptet, die Pläne zur Flüchtlingsunterbringung seien erst vier Wochen vor dem geplanten Bezug an seine Mandanten herangetragen worden. Seidl räumt einer Klage gute Chancen ein. Jetzt muss die Politik entscheiden, ob wirklich so viele Flüchtlinge einziehen. 

Bairawies

Nur wenige Wochen, nachdem der Fall Gunzesried-Säge Schlagzeilen gemacht hatte, geriet der Dietramszeller Ortsteil Bairawies in den Fokus der Medien. In dem 280-Einwohner-Ort sollen knapp 130 Geflüchtete eine Unterkunft bekommen. Die Bürgerproteste gegen den Bau der Containersiedlung waren aber so massiv, dass das deutsche Innenministerium das Projekt laut «Bild» zurückzog – aus wirtschaftlichen Gründen, wie es offiziell hiess.

Seeth

Im norddeutschen Dorf Seeth leben fast 800 Asylsuchende – bei nur 700 Einheimischen. Dennoch kommt es dort nicht zu Spannungen. Woran das liegt, hat der Leiter der Einrichtung, Sönke Jensen, der Deutschen Presse-Agentur schon 2023 verraten. Auf dem Gelände der Unterkunft gibt es eine Einrichtung für Kinderbetreuung, ein Frauencafé, Freizeitangebote für Jung und Alt. Auch die ärztliche Versorgung der Bewohner ist sichergestellt.

Upahl

Seit Anfang 2023 protestierte eine Bürgerinitiative in Upahl im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern gegen die Unterbringung von Hunderten Asylbewerbern im 500-Seelen-Ort. Wie der Norddeutsche Rundfunk berichtet, wurde die Zahl der Asylbewerber nach anhaltenden Protesten von 400 auf 250 reduziert. Die Genehmigung für die temporäre Flüchtlingsunterkunft gilt noch bis zum Oktober, dann werden die Bewohner der Containersiedlung auf zwei neue Unterkünfte im Bundesland aufgeteilt.

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