Die First Lady im Wandel der Zeit
Das Mysterium Melania Trump

Melania Trump ist ein Rätsel. Und das bereits seit der Amtseinführung ihres Mannes Donald Trump im Jahr 2017. Ein Blick hinter die Fassade der First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika.
Publiziert: 26.10.2020 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2020 um 11:55 Uhr
Bei der Amtseinführung ihres Mannes im Jahr 2017 will Melania Trump aussehen wie Jackie Kennedy.
Foto: Keystone
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Celina Euchner

Unnahbar. Mysteriös. Kühl. So wirkt Melania Trump (50), die First Lady der USA. Der Gegenpol ihres Ehemanns, dem präsenten, polarisierenden US-Präsidenten Donald Trump (74). Auch nach vier Jahren bleibt sie rätselhaft. Was steckt hinter der wächsernen Fassade?

«Ich wäre als First Lady sehr traditionell – wie Jackie Kennedy», sagte Melania schon 1999 in einem «Times»-Interview. Da hatte das slowenische Model gerade erst angefangen, den Reality-TV-Star Trump zu daten.

Knapp 20 Jahre später war es tatsächlich so weit. Und die Ähnlichkeit mit der modebewussten First Lady Jackie Kennedy (1929–1994) war unübersehbar: Bei Trumps Vereidigung im Januar 2017 trägt sie ein puderblaues Kleid des Designers Ralph Lauren, dazu ein Paar gleichfarbige Lederhandschuhe – dem Vereidigungs-Outfit ihres berühmten Vorbilds zum Verwechseln ähnlich.

Von Nacheifern bis «Es ist mir egal»

In der Öffentlichkeit bleibt Melania Trump zunächst unsichtbar. Mit dem gemeinsamen Sohn Barron Trump (14) bleibt sie gar in New York, statt gemeinsam das Weisse Haus zu beziehen. Ein erster Skandal. Auch das Verhältnis zwischen dem Präsidentenpaar gibt zu reden. Immer wieder. Melania Trump schlägt die Hand ihres Ehemanns weg, verweigert öffentliche Küsse. Nicht ganz das öffentliche Verhalten, das die Amerikaner vom Vorzeigepaar Michelle und Barack Obama (59) gewohnt sind.

Als Melania Trump dann mit eigenen Terminen und Schwerpunkten beginnt, tritt sie aus den Fussstapfen ehemaliger First Ladys heraus – und in Fettnäpfchen hinein. Im Sommer 2018 verkündet Melania Trump, sie wolle sich der Unterstützung benachteiligter Kinder widmen. «Be Best», so ihr grosses Projekt.

Als 2018 der Zoff um illegale Grenzübertritte tobt und ihr Gatte mit aller Härte durchgreifen lässt, Familien trennt, gar Kleinkinder in Käfige sperrt, reist Melania auf eigene Faust an die mexikanische Grenze. Bilder des Tripps zeigen Melania in einer olivfarbenen Jacke. Auf dem Rücken steht gross: «I really don’t care – do you?» Zu Deutsch etwa: «Es ist mir wirklich egal – und dir?»

Die ungewöhnliche Outfitwahl befeuert Gerüchte. Ist das eine versteckte Botschaft? Ist der Besuch ein Zeichen ihrer mütterlichen Instinkte? Der Versuch, sich von der Politik ihres Mannes abzugrenzen?

Trotz- und Protz-Jacke

Wer gehofft hatte, dass eine liberalere, liebevolle First Lady nur darauf wartet, aus dem Schatten ihres Mannes herauszutreten, wird enttäuscht: Ihre Sprecherin sagt, die Öffentlichkeit interpretiere zu viel in die Modeentscheidungen der First Lady hinein.

Es sei «nur eine Jacke». Keine versteckte Nachricht. Nur eine Jacke war es schon 2017 in Sizilien. Melanie Trump trug ein geblümtes Jackett von Dolce and Gabbana. Der Preis? 51'500 Dollar. Knapp das, was ein Durchschnittsamerikaner im Jahr verdient. Die Ärmel ihrer Jacke nutzte sie nicht mal. Die First Lady legte das 51'500-Dollar-Teil nur locker über die Schultern.

2018 reist Trumps Ehefrau nach Afrika. Wenige Monate zuvor bezeichnete ihr Ehemann afrikanische Nationen als «Drecksloch-Länder». Und was macht Melania Trump? Nachdem sie dunkelhäutige Babys und Kinder herzt, trägt die Frau des US-Präsidenten: einen Tropenhelm. Stereotypisch für den weissen Kolonialherrn. Ein Versehen der sonst so stilbewussten First Lady?

First Lady gegen First Daughter

Nur selten erhält man einen Einblick in das, was Melania Trump denkt. Man weiss: Sie soll Ivanka Trump (38), die First Daughter, hassen. «Prinzessin» nennt sie die Tochter aus erster Ehe des US-Präsidenten. Die First Daughter ist all das, was die First Lady nicht ist: präsent, ohne aufgesetzt zu wirken, politisch willig, jung. Ein Aufmerksamkeitsmagnet.

Melania Trump hingegen sagt nie etwas Spontanes. Ihre Reden liest sie ab. Leise Stimme. Osteuropäischer Akzent. Dazu ein kalkuliertes Lächeln. Doch kriegt man einen Einblick in das Denken der First Lady, ist er extrem. So wie Anfang Oktober dieses Jahres.

Durch die sogenannten «Melania Tapes». Mitschnitte eines Gesprächs mit Stephanie Winston Wolkoff, einer ehemaligen Freundin und Beraterin der First Lady. Aufgezeichnet 2018. Darin echauffiert sich die First Lady unter anderem darüber, das Weisse Haus für Weihnachten dekorieren zu müssen.

«Ich arbeite meinen Arsch ab an den Weihnachtssachen, aber wen interessieren schon die Weihnachtssachen und Dekorationen?», ätzt Melania Trump. Die Frau, die «sehr traditionell» sein wollte. Diese Dekoration interessiert die Amerikaner sehr wohl. Melania Trumps Weihnachtsschmuck wurde im Jahr der Tapes als «gruselige Horror-Deko» bezeichnet.

Will keine Fragen zu Migranten-Kindern

Die Trump-Gattin beschwert sich noch weiter. «Sie sagten: ‹Oh, was ist mit den Kindern, die getrennt wurden?› Gebt mir eine verdammte Pause.» Damit bezieht sich die First Lady darauf, häufig nach den Migranten-Kindern gefragt zu werden. Nach denen, die an der mexikanischen Grenze von ihren Eltern getrennt wurden. Die sie besuchte. Und die bei vielen Amerikanern die Hoffnung aufkommen liessen, dass Melania gar nicht so kühl ist wie ihre Fassade.

Die olivfarbene Jacke, sie war also vielleicht doch ein Statement. Nur eben nicht so, wie sich das viele von der First Lady gewünscht hätten. Was um sie herum, in der Welt, in den USA passiert: Es ist ihr einfach wirklich egal.

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