Darum gehts
- Bericht: USA streben umfassenden Deal zur Beendigung Krieges im Nahen Osten an
- Hamas stellt Schaffung von palästinensischem Staat als Bedingung für Entwaffnung
- 50 israelische Geiseln weiterhin im Gazastreifen, mindestens 20 noch am Leben
Die islamistische Hamas im umkämpften Gazastreifen lehnt eine Niederlegung ihrer Waffen entschieden ab, solange kein unabhängiger palästinensischer Staat gegründet wird. Der bewaffnete Widerstand könne nur aufgegeben werden, wenn die Rechte der Palästinenser vollständig verwirklicht seien, insbesondere die Errichtung eines unabhängigen und vollständig souveränen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt, heisst es in einer Erklärung der islamistischen Terrororganisation.
Die Hamas reagierte damit auf Äusserungen des US-Sondergesandten Steve Witkoff, der Medienberichten zufolge bei einem Treffen mit Angehörigen der im Gazastreifen weiterhin festgehaltenen Geiseln gesagt haben soll, dass die Hamas nach eigenen Aussagen zur Entmilitarisierung bereit sei. «Wir stehen kurz vor dem Ende dieses Krieges», sagte Witkoff einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien zufolge bei dem Treffen in der israelischen Stadt Tel Aviv. «Wir haben einen Plan, den Krieg zu beenden und alle nach Hause zu bringen.»
«Keine stückweisen Deals»
Der US-Nachrichtenseite Axios und israelischen Medien zufolge will die US-Regierung ihre Gaza-Politik ändern. Statt wie bisher zunächst nur über eine Waffenruhe und die stufenweise Freilassung der Geiseln zu verhandeln, strebe US-Präsident Donald Trump jetzt einen umfassenden Deal an, der den Krieg beendet und alle verbleibenden Geiseln auf einmal zurückbringt, hiess es. Das habe Witkoff auch den Geiselfamilien bei ihrem Treffen in Tel Aviv gesagt.
«Keine stückweisen Deals. Das funktioniert nicht», wurde der US-Sondergesandte zitiert. Seine Äusserungen seien ein Eingeständnis, dass die monatelangen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas eine Waffenruhe herbeizuführen und die Freilassung der Geiseln zu bewirken, gescheitert sind, schrieb Axios.
Bei einer Massendemonstration in Israel haben die Teilnehmer die Freilassung aller Geiseln aus dem umkämpften Gazastreifen gefordert. Die islamistische Hamas benutze die Geiseln als «lebende Hungerexperimente», zitierte die «Times of Israel» den Bruder des im Gazastreifen festgehaltenen Evjatar David. In einem zuvor veröffentlichten Propaganda-Video der Hamas ist der bis auf die Knochen abgemagerte 24-Jährige in einem engen Tunnel zu sehen, wie er sein «eigenes Grab» schaufelt.
Noch 50 Geiseln im Gazastreifen
«Beenden Sie diesen Alptraum, der seit 666 Tagen andauert. Unterzeichnen Sie ein umfassendes Abkommen, das alle 50 Geiseln zurückbringt und die Kämpfe beendet», forderte das Forum der Angehörigen der Geiseln an die Regierung gewandt und sprach von 60'000 Teilnehmern. Der «Times of Israel» zufolge gingen Menschen auch in anderen Orten Israels auf die Strasse. Die Zeitung sprach von einer der höchsten Teilnehmerzahlen der vergangenen Wochen.
Evjatars Bruder forderte laut der Zeitung die israelische Regierung sowie die Staats- und Regierungschefs der Welt, insbesondere US-Präsident Trump, auf, die Freilassung der Geiseln «mit allen erforderlichen Mitteln» zu erreichen. An einer Stelle in dem knapp fünfminütigen Propaganda-Video der Hamas sagte Evjatar an Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu gewandt: «Ich bin von Ihnen, mein Premier, völlig verlassen worden, von Ihnen, der sich um mich und all die anderen Gefangenen kümmern müsste.»
Die Hamas bezeichnet ihre Geiseln in ihrer Propaganda-Sprache als «Gefangene». Die Familie von David hatte der Veröffentlichung des Videoclips zugestimmt. Nach israelischer Darstellung befinden sich noch 50 Geiseln in der Gewalt der Hamas und anderer Gruppen. Mindestens 20 von ihnen sollen noch am Leben sein. Monatelange Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas eine Waffenruhe herbeizuführen und die Freilassung der Geiseln zu bewirken, gelten vorerst als so gut wie gescheitert.
Grenzen von 1967
Die Hamas beansprucht das gesamte historische Palästina – also einschliesslich des heutigen Staatsgebietes Israels. In einem Grundsatzpapier von 2017 akzeptiert sie jedoch einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 – das heisst bestehend aus dem Westjordanland, dem Gazastreifen und Ost-Jerusalem. Das Existenzrecht Israels erkennt sie nicht an. Israels Regierung ist ebenfalls gegen eine Zweistaatenlösung. Dort herrscht die Ansicht vor, dass das Westjordanland und Ost-Jerusalem aus historischen und religiösen Gründen Israel zustehen.