Trump setzt ihm das Messer an den Hals – kommt es zum Krieg?
Diese drei Optionen bleiben Maduro jetzt noch

Trump schliesst den venezolanischen Luftraum, verlegt eine Armada vor die Küste und telefoniert heimlich mit Maduro. Die USA erhöhen den Druck, ohne klarzumachen, was sie wirklich planen. Für Caracas wird der Handlungsspielraum damit gefährlich eng.
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Nicolás Maduro präsentiert sich als standhafter Präsident, während die USA den Druck massiv erhöhen.
Foto: IMAGO/Anadolu Agency

Darum gehts

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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

US-Präsident Donald Trump (79) erklärte am Wochenende den venezolanischen Luftraum kurzerhand für «geschlossen» – ein Schritt ohne klare militärische Definition, aber mit deutlicher Signalwirkung. Gleichzeitig rückte eine ungewöhnlich grosse US-Armada vor die venezolanische Küste vor. Offiziell geht es um Drogenbekämpfung. Und dann das Detail, das die Lage zusätzlich auflädt: Trump und Venezuelas Präsident Nicolás Maduro (63) sollen telefoniert haben. Beide schweigen zum Inhalt, während Maduro kurz darauf tagelang aus der Öffentlichkeit verschwand.

Die USA erhöhen nicht nur den militärischen Druck, sie setzen gezielt auf Unsicherheit. Es bleibt offen, ob Trump tatsächlich eine Eskalation plant – oder ob die Drohkulisse vor allem politische Zwecke erfüllt. Für Caracas entsteht daraus eine heikle Ausgangslage: Jede Reaktion könnte die Situation verschärfen, keine Option wirkt wirklich sicher.

Wie es zu dieser Konfrontation kam

Die zugespitzte Lage ist das Ergebnis der Entwicklung der letzten Monate. Seit Trumps Amtsantritt hat Washington fast alle Lockerungen der Vorgängerregierung gegenüber Venezuela rückgängig gemacht: Ölprivilegien gestrichen, Sanktionen verschärft, den Druck auf Maduros Machtzirkel systematisch erhöht. Gleichzeitig begannen die USA, mutmassliche Drogenboote auf offenem Meer anzugreifen – obwohl Beweise fehlen, die das Vorgehen rechtfertigen würden. Caracas stellte die Einsätze als rechtswidrige Gewalt dar, nutzte die zahlreichen Todesopfer, um die USA international unter Druck zu setzen.

Die US-Regierung beharrt darauf, den Drogenhandel zu bekämpfen. Doch die juristische Grundlage ist umstritten. Selbst im US-Kongress wächst die Skepsis. Trumps Taktik wirkt widersprüchlich: öffentlich drohen, gleichzeitig Gesprächsbereitschaft signalisieren. Für Venezuela ist das kaum kalkulierbar – und genau darin liegt das Risiko. Blick erklärt drei wahrscheinliche Szenarien.

Szenario 1: Ein begrenzter Militärschlag

Ein gezielter US-Angriff gilt aktuell als wahrscheinlichstes Szenario. Die massive Marinepräsenz, die Luftraumsperre und Trumps immer deutlichere Hinweise sprechen dafür, dass Washington zumindest eine begrenzte Operation vorbereitet.

Ein solcher Schlag könnte Infrastruktur treffen, die die USA als Teil krimineller Netzwerke einstufen. Politisch wäre das ein Weg, Maduro zu schwächen, ohne einen langen Einsatz zu beginnen. Doch die Reaktion Venezuelas bleibt unberechenbar: Das Regime könnte den Ausnahmezustand verschärfen, innenpolitisch repressiver agieren oder internationale Verbündete mobilisieren. Der Ausgang des Szenarios ist ungewiss.

Szenario 2: Machtwechsel durch Druck

Berichten zufolge bot Washington Maduro eine sichere Ausreise an, sollte er sofort zurücktreten, was Caracas laut CNN ablehnte. Im Gegenzug stellte Venezuela weitreichende Bedingungen: internationale Amnestie für Maduro und sein Umfeld, dazu eine teilweise Kontrolle über die Streitkräfte. Nachdem Washington diese Punkte zurückwies, versuchte Caracas offenbar, ein weiteres Telefonat zu initiieren, erhielt jedoch keine Antwort.

Ein Machtwechsel ohne militärischen Eingriff wäre nur realistisch, wenn sich die Machtstrukturen im Land auflösen. Doch das venezolanische Militär ist – trotz wirtschaftlicher Schwäche, Ausrüstungsmängeln und interner Korruption – fest an Maduro gebunden und hat wenig Anreiz, sich auf ein riskantes Übergangsszenario einzulassen.

Szenario 3: Flucht oder taktischer Rückzug

Maduros mehrtägiges Abtauchen heizte Spekulationen über eine mögliche Flucht ins Ausland an. Sein späterer Auftritt wirkte bemüht normalisierend, beantwortete aber keine politischen Fragen. Ein abruptes Exil erscheint derzeit unwahrscheinlich. Eher setzt die Regierung auf Zeitgewinn: Gespräche suchen, Forderungen prüfen, Optionen offenhalten – ohne die eigene Machtbasis zu gefährden.

Für Venezuela ist die Lage so angespannt wie selten zuvor. Die USA haben eine Drohkulisse aufgebaut, die von gezielten Schlägen bis hin zu politischem Druck alles offenlässt. Welche Richtung der Konflikt nimmt, hängt nun weniger von militärischen Fähigkeiten ab als von politischen Entscheidungen: Was will Trump wirklich erreichen? Und wie viel Risiko ist Maduro bereit einzugehen?

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