Darum gehts
Allein allein statt All-In: So sieht die Situation für die Ukraine nach einer der brutalsten Wochen seit Kriegsbeginn aus. Am Montagmorgen noch zeigte sich Wolodimir Selenski (47) optimistisch, dass Donald Trump (78) dem Amtskollegen in Moskau am Telefon Sanktionen androhen würde. Stattdessen plauderten Wladimir Putin (72) und der US-Präsident zwei Stunden lang übers Business und verstanden sich blendend.
Der Trump-Call versetzte den Kreml offenbar in derart gute Laune, dass Moskau am Donnerstag zum allerersten Mal seit Kriegsbeginn einen unverblümten Einblick in seine Kriegsstrategie gewährte. Und die lässt der Ukraine nur eine einzige Option, wenn man auch das vierte Kriegsjahr überleben will.
Putins Aussenminister Sergej Lawrow (75) machte nämlich klar: «Wir wollen gar keinen Waffenstillstand!» Damit endet die Phase der Hoffnung, die mit Trumps Ruf nach einer Feuerpause im März angefangen hatte – und während der sich die russischen Angreifer kein einziges Mal kooperativ gezeigt hatten.
Moskau erachtet Trumps IQ als «ziemlich niedrig»
Europa, Amerika, die Ukraine: Sie alle forderten einen 30-tägigen Waffenstillstand, während dem man über die Voraussetzungen für einen Frieden diskutieren könnte. Doch Russland sagt laut und deutlich: «njet!»
Überraschend ist das an sich nicht. Keine Kriegspartei in der Geschichte der Menschheit hat aus einer Position der Stärke heraus die Waffen gestreckt und gesagt: «Ok, lasst uns reden.» Die Kriegstheorie besagt: Nur, wer militärisch keinen Ausweg mehr sieht, setzt sich an den Verhandlungstisch. Und davon ist Russland weit entfernt.
Zudem, erklärt die Propaganda-Expertin und ehemalige russische Nachrichtensprecherin Gulnaz Partschefeld (43) gegenüber Blick, brauche Russland den militärischen Sieg, um das gewaltige Opfer der bislang rund 900'000 getöteten oder verletzten Soldaten rechtfertigen zu können.
Schockierend bleibt, wie Trump auf die kalte Schulter der Russen zu allen Friedensbemühungen reagiert: voller Verständnis. Putin glaube eben, er gewinne den Krieg, sagte Trump zu Journalisten. Die Ukrainer und die Russen müssten das jetzt selbst lösen. Neue Sanktionen werde er keine unterzeichnen (obwohl fast 80 Prozent des US-Senats genau das fordern).
Trump entpuppt sich als das, was die Russen seit Lenins Zeiten als «полезные дураки» bezeichnen, als «nützliche Idioten», die – ohne es zu merken – Russland mit ihrem Tun in die Hände spielen. In einer neuen ZDF-Dokumentation erklärt Yuri Shvets, ein Ex-Agent des Geheimdienstes KGB, wie man Trump seit den 1980ern in Moskau sieht: als «jemandem mit einem ziemlich niedrigen IQ, gepaart mit übersteigerter Eitelkeit und Narzissmus».
Moskau spielt mit Trump – und Europa versucht, ihn zu umgehen. Die EU hat gerade ihr 17. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet und den 150-Milliarden-schweren Verteidigungstopf «Safe» für die Beschaffung neuer Waffen geöffnet. Friedrich Merz (69), Kanzler des mächtigsten europäischen Landes, reiste am Donnerstag nach Litauen, um dem ersten Arbeitstag der 5000 deutschen Panzer-Soldaten beizuwohnen, die ab sofort die Nato-Ostflanke stärken sollen.
Jetzt muss Selenski auf Ivanka zählen
Und Selenski spricht in seinen jüngsten Statements ganz viel von «Druck», der auf allen Ebenen auf Russland ausgeübt werden müsse. Dumm nur, dass Trump als omnipräsentes Ventil überall da auftaucht, wo der Druck für Putin unangenehm hoch wird.
Trump ist kaum noch aus Putins Propaganda-Krallen zu retten. Das zeigen die vergangenen Tage. Ausser, seine Lieblingstochter Ivanka (43) wiederholt den Trick, mit dem sie ihren Vater schon vor acht Jahren geknackt hat – diesmal auf die Ukraine gemünzt. Im April 2017 hatte sie ihm Fotos von toten syrischen Kindern gezeigt, die nach einem Giftgasangriff des Assad-Regimes erstickt sind. Das hatte den bis dahin passiven US-Präsidenten derart in Rage gebracht, dass er Stunden später einen Luftschlag gegen Assads Militärbasen verordnete.