Ein Kämpfer für die Ärmsten der Welt ist verstummt
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Das Leben von Papst Franziskus:Ein Kämpfer für die Ärmsten der Welt ist verstummt

So berichten die Medien über den Tod von Papst Franziskus
Der Sympathieträger, der als Reformator enttäuschte

Papst Franziskus (†88) wird weltweit für seine Bescheidenheit und seinen Einsatz für die Armen gewürdigt. Medien loben seinen authentischen Stil und seine Volksnähe. Manche Kommentatoren vermissen bei seinen Reformationsbemühungen Resultate.
Publiziert: 22.04.2025 um 05:32 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2025 um 07:39 Uhr
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Dominiert die Titelseiten weltweit: Der verstorbene Papst Franziskus.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben
  • Sein Vermächtnis wird weltweit gewürdigt, Kommentatoren loben ihn als volksnahen Geistlichen
  • Kritikpunkte: Widersprüchlichkeiten, mangelnde Reformen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Es ist immer wieder seine Bescheidenheit, die für die Menschen herausragt. Das zeigt sich auch in der weltweiten Berichterstattung über den Tod von Papst Franziskus (†88). In seinem Heimatland Argentinien erinnert die Zeitung «La Nación» an einen Vorfall, als der Geistliche sich lautstark über einen Erzbischof aufregte, weil dieser in der Business Class flog, während er selber beim Fussvolk in der Holzklasse reiste. 

Franziskus habe «Kirchenfürsten» verabscheut, schreibt der Kommentator der Zeitung. Er sei «stur» davon überzeugt gewesen, «dass Priester, Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle zu den Wurzeln ihrer Mission zurückkehren sollten: zu evangelisieren, die Botschaft der Heiligen Schrift zu verbreiten». «La Nación» bezeichnet Franziskus als «Papst vom Ende der Welt» und lobt seinen «bescheidenen, authentischen, einfachen, strengen und zugänglichen Stil». 

«Soldat Christi, mitten im Volk und für das Volk»

An seiner letzten Wirkungsstätte in Rom wird Franziskus als aufopferndes Kirchenoberhaupt gewürdigt, der sich für die Rechte der Armen und Ausgegrenzten einsetzte. Die italienische Zeitung «La Repubblica» bezeichnet ihn als «Soldat Christi», als einen «Papst, der zur Selbstaufopferung bereit ist, mitten im Volk und für das Volk».

Die «New York Times» schreibt, Franziskus habe versucht, «den Kurs der katholischen Kirche neu zu bestimmen, indem er die Inklusion über die lehrmässige Reinheit stellte». Ein «Vertreter des Wandels» sei er gewesen. Und er habe sich für Migranten und den Schutz der Umwelt eingesetzt.

Gegen Dämonisierung von Migranten, für Umweltschutz

In der Schweiz betonen die Zeitungen von CH Media die Bemühungen von Papst Franziskus, sich gegen den Zeitgeist zur Wehr zu setzen. «In einer Welt, die nicht erst seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten aus den Fugen gerät», habe sich der Papst gegen völkerrechtswidrige Kriege, Kriegsverbrechen, die «Dämonisierung und Deportation von Migranten» sowie gegen die «Zerstörung der Schöpfung» durch den Klimawandel eingesetzt.

Es sei eine traurige Fussnote der Geschichte, dass der letzte Staatsgast, den der Papst am Ostersonntag empfangen habe, US-Vizepräsident JD Vance gewesen sei, heisst es weiter. «Also genau ein Verfechter und eine Symbolfigur jener Haltungen, die der Papst stets so leidenschaftlich bekämpft hat.» Papst Franziskus habe als Sympathieträger auch Menschen berührt und für seine Botschaften empfänglich gemacht, die mit Religion nicht viel anfangen könnten, heisst es im Kommentar von CH Media weiter.

«Ein Franz, wie er im Buche steht»

Die Zeitungen von Tamedia schreiben, Franziskus habe «die Kirche wieder auf die Erde gebracht». Er sei progressiv und konservativ gewesen. So sei immer der Eindruck geblieben, dass Papst Franziskus Zickzack gefahren sei. «Jorge Mario Bergoglio war ein richtig guter Franziskus, ein Franz, wie er im Buche steht», heisst es im Nachruf weiter. Seinen Namen habe er in Würde getragen. «Er war ein Kirchenfürst ohne Allüren, ohne jede äusserliche Eitelkeit. Seine Predigten waren nie gepudert, man verstand sie ohne Fähigkeit zur theologischen Exegese.»

Papst Franziskus sei widersprüchlich gewesen. So habe er sich zum Beispiel für zivile Lebenspartnerschaften für Homosexuelle ausgesprochen. «Dann erinnerte Franziskus aber wieder alle daran, dass die Kirche homosexuelle Handlungen als Sünde sehe». Frauen in Weihämtern habe er kategorisch abgelehnt.

Nur wenige Verändrungen in der Doktrin

Für die «Neue Zürcher Zeitung» war Papst Franziskus «ein Missionar der Barmherzigkeit». Grundstürzende Neuerungen habe es unter ihm allerdings keine gegeben. Auch für die Westschweizer Zeitung «Le Courrier» hat Franziskus trotz seines Reformwillens auch enttäuscht. Ähnlich äussert sich «Le Temps» in ihrer Kommentarspalte: Papst Franziskus habe die Stimme der Armen sein wollen, so wie Johannes Paul II. die Stimme der vom Kommunismus Unterdrückten gewesen sei. Im Gegensatz zu Johannes Paul II. habe Franziskus jedoch keine Fortschritte in den Bereichen erzielt, für die er sich eingesetzt habe.

Die Doktrin habe sich während seines Pontifikats nur wenig verändert, schreibt «Le Courrier». Der fortschrittliche und zugleich traditionelle Papst habe sich abwertend über Abtreibung und Homosexualität geäussert. In seinem Bemühen, die Institution besser an die pastoralen Realitäten anzupassen und lokale Entwicklungen mehr oder weniger zuzulassen, habe Franziskus aber auch eine Richtung vorgezeichnet, um das jahrtausendealte doktrinäre Korsett zu lockern. Dieser Wille zur Nähe und zur Aufmerksamkeit bleibe zweifellos eine der Stärken seines Pontifikats.

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