Emmalyn Nguyen (18) wird niemals die Welt bereisen, niemals eine Universität besuchen. Sie wird keine Familie gründen, kein Haus einrichten. Stattdessen ist sie ans Bett gefesselt, angeschlossen an Schläuchen. Und wird es ein Leben lang sein.
Dabei wollte sich der Teenager nur die Brüste vergrössern lassen. Am 1. August dieses Jahres besucht Nguyen eine Schönheitsklinik in Thornton im US-Bundesstaat Colorado. Der Eingriff sei simpel, versichern ihr die Ärzte.
Sie steigt auf den OP-Tisch. Ein Anästhesist spritzt ihr das Narkosemittel. Er verlässt offenbar den Raum. Nguyen erleidet einen Herzstillstand. Keiner bemerkt, dass sie nicht mehr atmet. 15 Minuten lang. Eine Krankenschwester entdeckt sie – blau angelaufen.
Notruf erst nach über fünf Stunden
Der Schönheitschirurg und der Anästhesist starten die Herzmassage. Der Herzschlag kommt zurück. Sie schliessen die junge Frau an eine Maschine an.
Währenddessen sitzt Nguyens Mutter im Wartezimmer. Ahnungslos. «Der Doktor sagte mir, ich dürfe nicht zu ihr. Aber es sei alles in Ordnung», erzählt sie dem Sender Fox31.
Die Ärzte glauben, die Situation unter Kontrolle zu haben. Doch die junge Frau wacht nicht auf. Erst nach über fünf Stunden wählen sie den Notruf. Viel zu spät.
Für immer künstlich beatmet und ernährt
Während ihr Herz nicht mehr schlug, wurde Nguyens Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt. Die Hirnschäden sind schwer – und nicht mehr zu beheben.
Seit der Operation liegt Nguyen im Wachkoma. Sie wird beatmet und künstlich ernährt. Ihre Mutter schluchzt und sagt: «Wir dachten, es werde irgendwann einfacher. Wurde es nicht. Es ist schlimm, unser Kind so zu sehen.»
Mittlerweile ist klar: Nguyen wird für den Rest ihres Lebens auf das Beatmungsgerät und den Ernährungsschlauch angewiesen sein.
«Sie ist nur noch eine Hülle»
Ihre Eltern besuchen sie täglich im Spital, streicheln ihre Hand, flüstern ihr ins Ohr. «Wir wissen nicht einmal, ob sie uns hört, uns versteht», sagt die Mutter. «Sie ist nicht mehr sie, nur noch eine Hülle.»
Ihr behandelnder Arzt praktiziert indes weiter. Die Klinik versicherte in einem Statement: «Die Reaktion der Ärzte war angemessen.»
Familie Nguyen hat nun Klage eingereicht. Nicht, um Gerechtigkeit zu erhalten. «Wir wollen, dass ihr Fall untersucht wird und die Verantwortlichen gefunden werden. Das soll nie wieder jemandem passieren», erklärt der Vater. Und fügt an: «Unser Kind wollte das Leben in vollen Zügen geniessen. Eigentlich.» (hah)