Darum gehts
Der selbst ernannte Deal-Künstler Donald Trump (79) hat seinen bislang eindrücklichsten Deal in der Tüte: Israel und die palästinensische Terrororganisation Hamas haben sich tatsächlich auf einen Waffenstillstand und einen Geisel- und Gefangenenaustausch geeinigt. Das ist historisch, auch wenn der Frieden kaum «3000 Jahre» halten wird, wie Trump auf Fox News prophezeite.
Dass der US-Präsident sich nach dem Durchbruch im Nahen Osten als legitimen Friedensnobelpreisträger sieht: verständlich. Seit Wochen betont Trump regelmässig, dass eigentlich nur er für die Auszeichnung infrage komme und dass alles andere «eine Beleidigung für die USA» wäre. Das Problem nur: Laut den Wettbüros stehen die Chancen gut, dass am Freitag nicht Trump, sondern sein Mal-Freund-mal-Feind Wolodimir Selenski (47) den Preis abstaubt. Und das hätte heftige Konsequenzen.
Denn kommt der ukrainische Präsident tatsächlich in die Ränge, dürfte dies Trumps Skepsis gegenüber dem Ex-Comedian und aktuellen Kriegspräsidenten nur noch verschärfen. Trump wäre alles zuzutrauen – bis hin zum Unterstützungsstopp für die Ukraine. Selenski bliebe wenig anderes übrig, als den Preis auf Knien kriechend nach Washington zu bringen – am besten inklusive der Millionenzahlung in Cash.
Steht Trump überhaupt auf der Shortlist?
Anders dürfte der dann schäumende Verlierer in diesem Szenario nicht zu beruhigen sein. Selenski, dem Beobachter wegen seiner internationalen Koalitionsbemühungen und seiner offensiven Gesprächsbereitschaft gute Chancen auf den Preis ausrechnen, müsste die Friedensauszeichnung abgeben, um dem Frieden in seinem Land überhaupt noch eine Chance zu geben. Es wäre ein weiterer TV-Moment für die Ewigkeit im Oval Office zwischen den beiden Ex-Fernsehstars.
Trump selbst hat laut den Wettbüros zwar ebenfalls gute Chancen. Er hat viel getan für den noch sehr jungen und weiter sehr fragilen Friedensprozess im Nahen Osten:
- Er hat die Kataris, die Saudis und die Türken dazu gebracht, die Hamas für einen Deal zu erwärmen.
- Er hat Benjamin Netanjahu (75) dazu gedrängt, sich telefonisch bei den Kataris für den Angriff auf die Hamas-Oberen in Katar zu entschuldigen.
- Er hat sich offen mit dem israelischen Premier angelegt und ihm gesagt, er solle mit Blick auf den Friedensprozess nicht immer «so verdammt negativ» sein.
- Er hat den Iran, den grössten Unterstützer der Hamas, mit seinen B-2-Bomber-Schlägen gezähmt.
Das Problem dabei: All diese Dinge passierten nach Ende März 2025. Bis dann aber hat das vom norwegischen Parlament eingesetzte fünfköpfige Friedensnobelpreis-Komitee seine 20 bis 30 Namen enthaltende Shortlist bereits festgelegt. Kurz gesagt: Trumps Weltfrieden-Coup kam zu spät.
Friedenspreis für das Nobelpreis-Komitee?
Der Republikaner ist zwar mit grosser Wahrscheinlichkeit unter den insgesamt 338 Nominierten (244 Personen, 94 Organisationen). Mindestens behauptet die Harvard-Professorin Anat Alon-Beck, sie habe Trump noch vor der Deadline am 31. Januar 2025 für den Preis nominiert.
Dass er es in seiner aggressiven, von kontroversen Entscheidungen geprägten Startphase seiner zweiten Amtszeit in den Augen der norwegischen Friedensexperten aber auf die Nobelpreis-Shortlist geschafft hat, scheint unwahrscheinlich – Wettquote hin oder her.
Natürlich wäre es aus rein weltfriedenstechnischer Sicht sinnvoll, dem US-Präsidenten den Preis zu verleihen. 2009 zeichneten die Norweger ja auch Barack Obama (64) aus, in der Hoffnung, dass er sich durch den Preis in seinem Streben nach Versöhnung und Solidarität bestärkt fühle (eine naive Begründung, wie später selbst Nobelpreis-Entscheidungsträger zugeben mussten).
Indem sie Trump den Preis geben und damit seinen Wutausbruch im Falle einer Niederlage gegen Selenski (oder wen auch immer) verhindern, könnten die fünf Norweger jedenfalls deutlich mehr für den Weltfrieden tun, als sie es mit der Obama-Ehrung 2009 taten. Für diese friedensfördernde Weitsicht würde ihnen (wenn man den Gedanken mal auf die Spitze treibt) 2026 selbst der Friedensnobelpreis zustehen.