Russland errichtete geheimes Überwachungssystem in der Arktis
«Es ist der Versuch, die Fähigkeiten der USA einzuschränken»

Russland betreibt in der Arktis offenbar ein geheimes Überwachungsnetzwerk namens «Harmonie». Das System soll U-Boote anderer Staaten von russischen Militärstandorten fernhalten und nutzt dafür westliche Technologie – darunter ein deutsches Schiff.
Publiziert: 27.10.2025 um 19:42 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2025 um 20:01 Uhr
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Ein russisches U-Boot in der Barentssee. Solche Infrastruktur will Moskau durch «Harmonie» schützen.
Foto: imago images/ITAR-TASS

Darum gehts

  • Russland betreibt geheimes Überwachungsnetzwerk in der Arktis zum Schutz militärischer Anlagen
  • Westliche Technologie wurde für den Aufbau des Systems namens «Harmonie» verwendet
  • Über zehn Jahre lang beschaffte ein Firmennetzwerk Unterwasser-Sensorik und weiteres Material
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Die Arktis gewinnt zunehmend an geopolitischer Bedeutung. Grossmächte möchten ihren Einfluss auf das Gebiet stetig ausbauen und verfolgen dazu ehrgeizige Projekte. Nun deckt eine Recherche von Investigativjournalisten der deutschen Sender NDR, WDR sowie der «Süddeutschen Zeitung» auf: Russland betreibt in der Arktis offenbar ein geheimes Überwachungsnetzwerk. 

Das System trägt den Namen «Harmonie» und dient der Überwachung der Meere unter dem Eis. Konkret: Das System soll verhindern, dass sich U-Boote anderer Staaten, russischen Militärstandorten in der Region nähern. Zudem soll es fremde Boote «aufspüren» und fernhalten.

In der Arktis befinden sich neben Forschungsstationen auch Teile des russischen Atomwaffenarsenals. Diese möchte der Kreml natürlich schützen. 

Russland setzt auf westliche Technologie

Um das Unterwassersystem aufzubauen, griff Russland anscheinend auch auf westliche Technologie zurück. Laut den Recherchen besorgte ein russischer Geschäftsmann beispielsweise ein spezielles Vermessungsschiff von einem deutschen Reeder. Dieser verkaufte das Schiff, ohne Gesetze zu verletzen, wusste aber offenbar nicht über den eigentlichen Verwendungszweck Bescheid.

Doch das Schiff blieb nicht der einzige Kauf. Über zehn Jahre besorgte ein Firmennetzwerk Unterwasser-Sensorik und weiteres Material.

System soll nukleare Erstschlagfähigkeit garantieren

Mit den Schiffen und der dazugehörigen Technologie werden die Unterwasseraktivitäten in der Barentssee überwacht. Im Ernstfall soll das System die nukleare Erst- und Zweitschlagfähigkeit Russlands sicherstellen, heisst es im Bericht.

«Dies ist Russlands Versuch, die Fähigkeit der USA einzuschränken, in Gebiete um U-Boot-Stützpunkte vorzudringen und diese zu überwachen», erklärt Bryan Clark vom Hudson Institute in Washington, D.C., und ehemaliger hochrangiger US-Marineoffizier und U-Boot-Offizier gegenüber dem NDR. 

Neben dem deutschen Schiff sollen auch norwegische Tauchroboter und britische Unterwasserausrüstung für den Aufbau von «Harmonie» verwendet worden sein.

Kein neues Phänomen

Solche Überwachungssysteme sind nicht neu – die USA betreiben seit 1950 ein vergleichbares System, Grossbritannien arbeitet ebenfalls daran. 

Die Nutzung westlicher Technologie könnte sich für Russland jedoch als Nachteil erweisen. Die gekauften Objekte lassen sich laut der Recherche zurückverfolgen, wodurch die Standorte der «Harmonie»-Anlagen leichter zu identifizieren sind.

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