Darum gehts
- Junge Influencerinnen zeigen Transformationen durch Glauben an Jesus
- Konservative Ansichten und traditionelles Weltbild hinter Jesus-Glow-Posts erkennbar
- 1,4 Millionen Menschen folgen Millane Friesen (23), einer bekannten Jesus-Glow-Influencerin
Gott und Kirche anstatt teure Cremes und Gesichtsmasken. In den sozialen Medien zeigen junge Influencerinnen ihre Transformationen. Aus wilden und ungestümen Teenagerinnen werden aufgeräumte junge Frauen mit der perfekten Haut, die ihr Leben augenscheinlich perfekt im Griff haben. Das alles angeblich dank ihres Glaubens an Jesus.
Präsentiert werden diese Beiträge unter dem Hashtag «Jesus Glow». Die Kernaussage ist klar: Wer an Jesus und Gott glaubt, blüht nicht nur innerlich, sondern auch äusserlich auf. Der Trend kommt ursprünglich aus den USA und verbreitet sich gerade in Europa.
«Du musst dich unterordnen»
Eine der bekanntesten Influencerinnen, die den Jesus-Glow-Trend gerade in Europa verbreiten, ist Millane Friesen (23). Über 1,4 Millionen Menschen verfolgen den gottesfürchtigen Lebensstil der Deutschen allein auf Instagram. In den vergangenen Tag ging in den sozialen Medien ein Podcast-Ausschnitt viral, wie unter anderem «Watson» berichtete. Friesen spricht dabei über ihr Datingleben.
«Wenn du eine Frau Gottes sein willst, musst du dich deinem Mann unterordnen», sagt Friesen im christlichen Podcast «Realmodel». «Wenn dein Mann eine Entscheidung trifft, dann macht ihr das so!» Diese konservativen Ansichten der Influencerin werden im Internet heiss diskutiert.
Konservatives Weltbild
Die Aussagen zeigen, dass hinter den Posts der christlichen Influencer-Bubble oft ein sehr traditionelles und konservatives Weltbild steht. In den Jesus-Glow-Posts ist dieses Weltbild auch oft erkennbar, wenn auch nur im Hintergrund.
Bevor sich die Influencerinnen in den Videos in ihre neuen, schönen Versionen mit langen Haaren und langen Kleidern verwandeln, sieht man Aufnahmen von früher. Etwa mit Piercings in der Nase vor einer Regenbogenflagge oder beim Sprühen von Graffitis.
Schweizer Christen sind kritisch
Einige christlichen Gruppen in der Schweiz stehen dem Online-Trend skeptisch gegenüber. Das, obwohl der Hashtag «Jesus Glow» online Millionen junger Menschen erreicht, die sonst vielleicht nur wenig Berührungspunkte mit der Kirche haben.
Die christliche Plattform jesus.ch sieht im Trend gefährliche Schattenseiten. Das Versprechen, Glaube würde neben innerer Heilung auch körperliche Attraktivität bringen, sei eine gefährliche Version von Selbstoptimierung. Dies sei vergleichbar mit Anbietern, die dubiose Pillen zur Gewichtsabnahme verkaufen.