Darum gehts
- Neuer Food-Trend: «Pretty Desserts» täuschen als echtes Obst
- Hyperrealistische Süssigkeiten faszinieren durch präzises Handwerk und Ästhetik
- Französischer Star-Patissier Cedric Grolet hat 9 Millionen Follower auf TikTok
Ob Reiseziele, neue Trend-Orte zum Verweilen oder Essen, das einem den Magen knurren lässt: Auf Instagram und Co. wechseln sich Hypes um aussergewöhnliche Ideen in Rekordtempo ab. Der neuste Stern am Social-Media-Himmel: «Pretty Desserts». Nutzer laden Fotos von knallroten Erdbeeren, spritzigen Limetten oder perfekt gereiften Mangos hoch. Dann folgt die grosse Überraschung: Das vermeintliche Obst entpuppt sich wenig später als Kuchen oder andere Süssigkeiten, dessen Ästhetik den Appetit nur noch mehr anregen.
Online sorgt der neue Food-Trend für Begeisterungsstürme. Junge Patissiers machen es sich zur Aufgabe, die Community hinters Licht zu führen und den am besten inszenierten «Obstkuchen» ins Netz zu laden.
Grosse Faszination: Kreationen erobern Netz im Sturm
Hinter dem Trend steht der Begriff des Hyperrealismus. Die Optik ist dabei zentral. Das Gebäck soll möglichst originalgetreu aussehen, wie eine Frucht. Den Inhalt darf man nicht erkennen.
Die Faszination dahinter wird schnell klar: Die Desserts sehen wie Kunstwerke aus. Sie legen nahe, dass jemand mit äusserst präzisem Handwerk an der Arbeit war. Zudem sind soziale Medien anfällig für schöne Ästhetik. Ein weiterer Punkt: die Spannung. Die Nutzer wollen wissen, wie das Gebäck von innen aussieht – durch Likes und geteilte Beiträge manifestiert sich der Trend immer weiter.
Woher die fruchtigen Desserts stammen
Der Ursprung des Pretty-Desserts-Trends liegt vermutlich in Japan oder Südkorea. Dort ist die Kreation von niedlichen Süssigkeiten oder Mahlzeiten schon länger auf dem Vormarsch. In Japan existiert seit Jahrzehnten das Konzept «Kawaii», das sich mit «süss, niedlich» übersetzen lässt und auf viele Lebensbereiche ausgeweitet wurde.
Andere vermuten, dass vor allem der französische Star-Patissier Cedric Grolet für die Weiterverbreitung zuständig ist. Er hat auf Tiktok gut neun Millionen Follower.
Trend auch in der Schweiz angekommen
Dass die präzisen Kreationen gerade jetzt Hochkonjunktur haben, heisst nicht, dass es ähnliche Trends nicht schon früher gegeben hat. Dies zeigt ein Blick in die Schweiz. Die Confiserie Sprüngli hat bereits vor Jahren Glacé im Obst-Design verkauft, wie ein Facebook-Post aus dem Jahr 2020 zeigt. Es scheint jedoch so, dass die Eisfrüchte derzeit nicht mehr im Sortiment zu finden sind.
Die Confiserie Bachmann erklärt auf Anfrage, dass man derzeit zwar keine Patisseries in «Obstform» anbietet, «dafür führen wir aber eine Vielzahl an Desserts mit feinen Frischfrucht-Komponenten», erklärt Juliane Bachmann, Geschäftsführerin, Marketing & Innovation. Dazu gehören beispielsweise Mango-, Zitronenquark-, Erdbeer-Joghurt- und Rhabarber-Vanille-Mousses. «Die sind bei unseren Kundinnen und Kunden sehr beliebt.»
«Lassen uns davon inspirieren»
Lassen sich die Patissiers gelegentlich von neuen Trends inspirieren? «Absolut», so Bachmann. «Social-Media-Trends sind für uns eine spannende Inspirationsquelle. Wir beobachten aufmerksam, welche neuen Trends und Challenges auf Plattformen wie Instagram oder Tiktok entstehen. Anschliessend überlegen wir, wie wir diese kreativ in unser Sortiment integrieren können.»
Ein Beispiel sei, die Dubai-Schokolade, die vergangenes Jahr viral ging. Durch eine eigene Interpretation (Schutzengeli im Dubai-Style) konnte die Confiserie einen nachhaltigen Erfolg erzielen.
Zitronen in Genf
Im Geschäft der Genfer Patissiers Pierre Moracchini und Jean Galler kann man übrigens ein süsses Dessert in Zitronenform kaufen.
Es besteht aus einer weissen Schokolade-Zitronen-Ganache, einem ultrazarten Baba-Keks und Zitronenkompott. «Alles mit einer dünnen Schokoladenschale überzogen», schreiben die Unternehmer auf Instagram. In Lausanne sowie weiteren Ortschaften im Kanton Waadt gibt es ähnliche Desserts zu kaufen. Der Trend hat sich also vor allem in der Westschweiz festgesetzt.