Neues Armeehauptquartier
Putin rüstet an der Nato-Ostflanke massiv auf

Russland verstärkt seine militärische Präsenz entlang der Nato-Ostflanke. Neue Stützpunkte und Baracken entstehen nahe der finnischen Grenze, während bestehende Anlagen ausgebaut werden. Experten sehen darin Vorbereitungen auf einen möglichen Nato-Konflikt.
Publiziert: 02.05.2025 um 16:42 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2025 um 17:37 Uhr
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Rüstet Kreml-Chef Wladimir Putin für einen möglichen Konflikt mit der Nato auf?
Foto: IMAGO/SNA

Darum gehts

  • Russland verstärkt Militärpräsenz an Nato-Ostflanke
  • Putin baut neue Stützpunkte und verstärkt bestehende nahe den Nato-Staaten
  • 160 km östlich der finnischen Grenze entsteht Armeehauptquartier für Zehntausende Soldaten
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Daniel MacherRedaktor News

Während sich US-Präsident Donald Trump (78) nach dem vereinbarten Mineralien-Abkommen zwischen den USA und der Ukraine selbst rühmt und sie als «historische Vereinbarung» bezeichnet, gehen die russischen Attacken ungehindert weiter. Jüngst sind bei nächtlichen Drohnenangriffen auf die südukrainische Grossstadt Saporischschja nach Behördenangaben mindestens 29 Menschen verletzt worden.

Laut US-Aussenminister Marco Rubio (53) sind die beiden Seiten weit von einem Friedensabkommen entfernt. «Sie sind sich näher gekommen, aber sie sind immer noch weit voneinander entfernt», sagte er in einem Interview des US-Senders Fox News. Am Freitag gab das US-Aussenministerium zudem bekannt, nicht mehr zwischen den beiden Ländern vermitteln zu wollen, solange Kreml-Chef Wladimir Putin (72) weiterhin zu keinem Waffenstillstand bereit sei. 

Zu Recht sind die Augen der Welt deshalb auf die Entwicklungen in der Ukraine gerichtet. Doch für Putin ist es eine Gelegenheit, sich nahezu ungeachtet um einen möglichen weiteren Kriegsschauplatz zu kümmern.

Aufrüsten für einen möglichen Krieg?

Entlang der Nato-Ostflanke rüstet der russische Präsident massiv auf, wie eine Analyse des «Wall Street Journal» und der finnischen Black Bird Group zeigt. Demnach baut der Kreml-Chef neue Militärstützpunkte aus und verstärkt bestehende Anlagen in unmittelbarer Nähe zu Nato-Staaten. 160 Kilometer östlich der finnischen Grenze entsteht etwa bei Petrosawodsk ein neues Armeehauptquartier für Zehntausende Soldaten. 

Auch in Kamenka, nur 50 Kilometer von Finnland entfernt, werden neue Militärbaracken errichtet. Satellitenaufnahmen dokumentieren diese Entwicklung der vergangenen drei Jahre deutlich. Auch an anderen Grenzabschnitten zu Nato-Ländern verstärkt Russland seine militärische Präsenz. Zudem hat das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass ein Militärspital in Sankt Petersburg renoviert und erweitert werde, um mehr Soldaten unterzubringen.

Stützpunkte an strategisch wichtigen Punkten

Um militärisches Gerät und Soldaten transportieren zu können, sollen neue Bahnlinien entstehen – insbesondere in Grenznähe zu Finnland, Norwegen und Estland.

Der Stützpunkt Sputnik nahe Norwegen wird zu einer regelrechten Militärstadt ausgebaut. Für das Land in Skandinavien, das sich bisher geografisch hinter Finnland verstecken konnte, birgt dies ein neues Risiko einer russischen Invasion. Finnland, das erst kürzlich der Nato beigetreten ist, rüstet sich seit Jahrzehnten gegen Russland und verstärkt seine Grenze mit elektronischen Abwehrsystemen und Stacheldrahtzäunen. 

Russische Aufrüstung läuft auf Hochtouren

Russland hat seine Militärausgaben in diesem Jahr von 3,6 auf über 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöht. Zum Vergleich: Die USA gaben im Vorjahr 3,4 Prozent für das Militär aus, die EU-Länder durchschnittlich 2,1 Prozent. Die gesteigerten Ausgaben haben die russische Rüstungsindustrie an ihre Grenzen gebracht.

Die Produktion von Kampfpanzern vom Typ T-90M wurde von etwa 40 Stück im Jahr 2021 auf jährlich fast 300 gesteigert. Ein hochrangiger finnischer Militärbeamter erklärte, dass die meisten dieser Panzer nicht an die ukrainische Front geschickt, sondern für einen späteren Einsatz in Russland zurückgehalten werden.

Reine Vorsichtsmassnahmen oder Konfrontation?

Russland passt seine Pläne an den Rüstungsbedarf der neuen Truppen an der Nato-Grenze an. Diese Einheiten sollen einen Grossteil der neuen Ausrüstung erhalten, während an die ukrainische Front hauptsächlich ältere, generalüberholte Waffen geliefert werden.

Laut westlichen Militär- und Geheimdienstvertretern bereitet sich der Kreml auf eine mögliche Konfrontation mit der Nato vor. Die russische Führung sendet indessen widersprüchliche Signale. Verteidigungsminister Andrej Beloussow (66) betonte die Notwendigkeit der Vorbereitung auf einen Nato-Konflikt, während Präsident Putin dem Westen vorwarf, die eigene Bevölkerung zu verängstigen.

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