Nach Medienberichten
Netanyahu bestätigt geplante totale Besetzung des Gazastreifens

Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat in einem Interview mit dem US-Sender Fox News zugegeben, dass Israel den Gazastreifen kontrollieren will. Das Gebiet soll aber nicht dauerhaft gehalten werden, sagte er.
Publiziert: 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 18:05 Uhr
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Benjamin Netanyahu hat im US-TV besätigt, dass Israel ganz Gaza für eine gewisse Zeit kontrollieren will.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Netanyahu plant, die Kontrolle über Gaza zu übernehmen
  • Nahost-Experte kritisiert, dass Besetzung keine langfristigen Probleme löst
  • Der Gaza-Krieg hat in zwei Jahren rund 60'000 Tote gefordert
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«Wird Israel die Kontrolle über ganz Gaza übernehmen?», wurde Israels Premierminister in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview von einem Fox-News-Journalisten gefragt. «Wir haben es vor, um die Sicherheit zu gewährleisten», antwortete Benjamin Netanyahu (75). Ziel sei es, die Terrororganisation Hamas aus dem Palästinensergebiet «zu entfernen». Ausserdem wolle man es der Bevölkerung im Gazastreifen ermöglichen, «frei zu sein». 

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Man wolle das Gebiet an eine «zivile Regierung und nicht die Hamas oder jemanden, der die Zerstörung Israels befürwortet» übergeben. «Wir wollen uns und die Menschen in Gaza vom schrecklichen Terror der Hamas befreien», erklärte Netanyahu. Am Donnerstagabend berät das israelische Sicherheitskabinett über den Plan.

Netanyahu betonte in dem Interview ferner: «Wir wollen es nicht behalten. Wir wollen einen Sicherheitsgürtel einrichten, aber wir wollen es nicht verwalten. Wir wollen es den arabischen Streitkräften übergeben.» Nach Angaben von Fox News wurde das Interview kurz vor einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts geführt. Israel kontrolliert gegenwärtig nach Medienberichten rund drei Viertel des weitgehend zerstörten Küstenstreifens, in dem rund zwei Millionen Palästinenser leben.

Nahost-Experte ist skeptisch

Ein Vormarsch auf die Stadt Gaza sowie auf die dicht besiedelten Flüchtlingslager im Zentrum des Küstenstreifens birgt für das israelische Militär erhebliche Risiken: mögliche eigene Verluste, eine akute Gefährdung der Geiseln sowie eine weitere dramatische Verschärfung der humanitären Lage für die palästinensische Zivilbevölkerung. Gegen eine Minderheit in der Regierung und gegen die Armeeführung will Netanyahu trotzdem zum Vollangriff auf den Gazastreifen blasen. Denn auch nach fast zwei Jahren brutalem Krieg mit rund 60'000 Toten ist es den Israelis nicht gelungen, die Hamas auszulöschen.

Nahost-Experte Reinhard Schulze betrachtet Netanyahus Plan im Gespräch mit Blick kritisch. «Mit der Besetzung des Gazastreifens ist keines der Probleme gelöst. Selbst die von Netanyahu versprochene Sicherheit für Israel wäre keineswegs gewährleistet, da der Krieg die gesamte soziale Architektur der Gesellschaft zerstört und Freiräume für Banden und terroristische Zellen geschaffen hat», sagt er.

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